Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
mit Recluce. Besonders mit Recluce.« Myrals Augenbrauen zuckten.
    »Ser … alle reden von Recluce. Warum? Ich meine, Eliasar lacht sogar über die Schwarze Insel. Er sagt, sie hätten keine Kriegsschiffe. Und sie haben niemals versucht – so steht es jedenfalls in den Geschichtsbüchern –, mit einem Heer in Candar zu landen, nicht seit Creslin, der Schwarze, Lydiar angriff, was schon sehr lange her ist …«
    »Vor zweihundertsiebenundachtzig Jahren zum Ende des Sommers, den Berichten zufolge.«
    »Oh.«
    »So steht es in den geheimen Aufzeichnungen der Gilde, aber das könntest du dir auch aus den Geschichtsbüchern zusammenreimen.« Myrals Augen nahmen einen harten Ausdruck an und fixierten den jungen angehenden Magier. »Cerryl … Macht misst man nicht nur an der Zahl der Kriegsschiffe und Soldaten.« Wieder musste Myral heftig husten, er räusperte sich und gönnte seinem rauen Hals einen Schluck heißen Apfelwein. »Fairhaven unterhält Soldaten und Lanzenreiter. Sie werden zum Teil durch die Handelszölle bezahlt, die Fairhaven auf allen Straßen verlangt, die die Gilde gebaut hat – besonders auf den Großen Weißen Straßen –, und zum Teil von den Abgaben, die die Händler hier in Fairhaven entrichten müssen. Hast du dich schon einmal gefragt, was geschehen würde, wenn Recluce seine Wolle in Tyrhavven oder Spidlaria billiger verkaufen würde – oder bessere Wolle zum gleichen Preis je Stein? Was ist, wenn die Händler aus Gallos oder Spidlar ihre Wolle in Recluce statt in Montgren kaufen? Oder Birnäpfel und Rapssamen aus Recluce statt aus Certis oder Hydlen?«
    »Dann würden die Straßen vielleicht nicht mehr von so vielen Händlern befahren?«
    »Genau!« Myral knallte den Becher auf den Tisch. »Weniger Händler auf den Großen Weißen Straßen bedeuten weniger Straßenzölle und damit weniger Geld, um unsere Lanzenreiter zu bezahlen.«
    »Können wir denn die Schiffsfrachten aus Recluce nicht besteuern?«
    »Ah …« Myral lächelte. »Können schon … aber der Hafen von Spidlaria schuldet Fairhaven keine Treuepflicht. Lydiar und Renklaar schon, dort könnten wir die Steuern durchsetzen. Aber … stell dir vor, du wärst der Kapitän eines Handelsschiffes und die Steuern erhöhten die Preise für deine Fracht in Lydiar, in Spidlaria hingegen nicht, würdest du da nicht deine Preise ein wenig anheben und …«
    »Die Fracht in Spidlaria löschen?«, fragte Cerryl.
    Der alte Magier nickte. »Die Sache ist noch viel komplizierter, junger Cerryl, aber darüber musst du dir jetzt noch keine Gedanken machen. Doch genau das war der Grund, warum Creslin, der Schwarze, vor so vielen Jahren Lydiar angriff. Er brauchte Schiffe und Freiheit, um zu handeln. Heute besitzt Recluce beides.« Myral lächelte traurig. »Sterol spricht davon, auf allen unseren Schiffen Magier mitsegeln zu lassen – und auf denen unserer Freunde und Verbündeten –, um sie zu schützen. Ich hoffe, dass es nicht so weit kommen wird, aber es wäre durchaus möglich.«
    »Eliasar behauptet, dass wir Kriegsschiffe bauen«, platzte es aus Cerryl heraus.
    »Wir haben schon immer Kriegsschiffe besessen. Ein Land, das seine Händler auf hoher See nicht zu schützen weiß, wird bald über keine Händler mehr verfügen. Und nun genug davon. Du musst an die Arbeit, wenn du deinen Dienst nach Plan beenden willst.«
    »Welche Kanaltunnel musste Kesrik säubern?«, fragte Cerryl nach einem Augenblick des Zögerns.
    »Ist das wichtig?« Ein sanftes Lächeln umspielte Myrals Lippen, was Cerryl etwas beunruhigte. »Ihr alle arbeitet in den Seitenkanälen.«
    »Ich war nur neugierig.« Cerryl zuckte mit den Schultern. »Hat er … aber das ist wahrscheinlich gar nicht wichtig.«
    »Dir ist es wichtig, sonst hättest du nicht gefragt.« Myral klang belustigt.
    »Ja, Ser.«
    »Weißt du, Cerryl … du glühst zu stark.«
    Cerryls Unterkiefer fiel herunter und er musste schlucken, fast hätte er den Apfelwein, der sich noch in seinem Mund befunden hatte, in die falsche Kehle bekommen.
    »Das wäre eigentlich erst später an der Reihe, aber wenn ich es dir jetzt nicht sage, bist du vielleicht später nicht mehr da.« Myral atmete tief durch und starrte auf die Tür. »Jeslek ist nach Gallos gereist und Sterol und Anya anderweitig beschäftigt – im Augenblick jedenfalls.
    Wenn sich ein Magier stark fühlt oder gerade Chaos sammelt und sich nicht mit einem Schild schützt, dann flackert das Chaos wild um ihn herum – er glüht. Das ist ein Grund,

Weitere Kostenlose Bücher