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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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einziger Wachmann lungerte vor dem Wachhäuschen herum.
    Das bedeutete, dass nur das südliche Tor ihn an sein Ziel führen konnte. Cerryl ritt langsam eine andere Seitenstraße entlang und suchte eine größere Straße, die ihn zurück zu diesem Tor führen würde. Am einfachsten war es wohl, wenn er sich mit einem Lichtschild umgab und einem Wagen folgte, der in den Palast fuhr – doch was sollte er mit dem Braunen machen?
    Er lächelte – warum nicht einfach irgendwo anbinden? Keiner würde ein Pferd töten. Den Reiter vielleicht, aber nicht das Pferd. Er könnte gestohlen werden, doch die Gefahr war gering, wenn er den Wallach in einer wohlhabenden Gegend stehen ließ. Er zuckte mit den Schultern. Sollte wirklich jemand das Pferd stehlen, würde er einen Weg finden, sich ein anderes zu besorgen. Nach der Erledigung seiner Aufgabe konnte auch ein Pferdediebstahl seine Lage nicht mehr verschlimmern, sollte er wirklich geschnappt werden.
    Cerryl ritt durch einige Straßen und musste seinen Weg mehrmals zurückverfolgen, bevor er schließlich fand, wonach er gesucht hatte: einige gepflegte Läden nebeneinander, keine eineinhalb Häuserblocks von den Palastmauern entfernt. Der erste Laden gehörte einem Silberschmied – nach dem silbernen Kerzenleuchter und dem silbernen Krug zu urteilen, die die rot geränderte Tafel über der Tür zierten. Der zweite Laden schien der eines Webers oder Tuchhändlers zu sein, denn viele verschiedenfarbige Stoffballen waren hinter echten Glasfenstern ausgestellt. Einem Küfer unterstand das dritte Geschäft, ein halbes Fass hing an einem Ständer neben dem linken Pfosten der Veranda.
    Zwei Steinpfosten mit Eisenringen vor der offenen Holzveranda des Küfers wirkten geradezu einladend auf Cerryl. Der Magierschüler sah sich um, die Tür der Küferwerkstatt blieb geschlossen, während von drinnen gedämpftes Hämmern zu hören war.
    Eilig stieg er vom Pferd, band die Zügel an den Eisenring und machte sich um die Ecke davon. Er lief die kurze Gasse entlang und weiter, bis er schließlich zu jener Straße gelangte, die an den südlichen Toren des Palastes endete.
    Nicht laufen … Nicht hetzen … Schau einfach so, als hättest du etwas Wichtiges zu erledigen … Die Straße machte eine leichte Kurve und Cerryl blieb an einer Ecke stehen, versteckte sich hinter einem großen Regenfass, das an den Holzwänden eines Wohnhauses mit Eisendraht festgebunden war. Seine Hand strich über das Eisen und er spürte ein Kribbeln, doch das Eisen brannte nicht auf seiner Haut. Noch nicht …
    Im morgendlichen Schatten an die Mauer gelehnt und außer Sichtweite für die Wachen am Tor, beobachtete Cerryl die Straße, die vom Hauptplatz heraufführte.
    Nach einer Weile, nachdem ein Karren und zwei Männer vorbeigekommen waren, die ein in Stoff gewickeltes Bündel an einer Stange zwischen sich getragen hatten, ritt ein Offizier mit einem goldenen Streifen auf dem Kragen die Straße herauf; die Hufe seines Pferdes klapperten auf dem Kopfsteinpflaster, das um so viel rauer war als die glatten Steine der Straßen in Fairhaven. Der Offizier blieb kurz stehen, bevor er durch das Tor ritt. Cerryl versuchte, den Wortwechsel zwischen Wachen und Offizier zu verstehen.
    »Guten Tag, Unteroffizier. Ihr wollt zu Hauptmann Yurak?«
    »Wenn er da ist.«
    »Er ist hier.«
    Während der Fuchs den Unteroffizier über den Hof trug, wandte sich ein Wachmann dem anderen zu, doch von seinem Versteck hinter dem Regenfass konnte Cerryl nichts hören.
    Er wartete. Die Sonne schien nun wärmer und der Himmel leuchtete beinahe wolkenlos. Ein weiterer Soldat, ein Hauptmann höheren Ranges, ritt durch das Tor, doch die Wachen wechselten kein Wort mit ihm.
    Cerryl wartete noch einige Reiter, einen kleinen Karren und einen Wagen ab. Drei Frauen mit Wäschekörben an den Hüften schlenderten aus der Seitenstraße und an Cerryl vorbei, sie würdigten ihn keines Blickes und gingen weiter hinunter zum Platz.
    »… Elva … ist sich zu fein, um ihre Wäsche selbst zu waschen …«
    »Hätte ich so viel Geld wie sie, würde ich es auch nicht selbst tun.«
    Cerryl machte sich bereit. Eine Kutsche – eine dunkle Kutsche – fuhr die Straße herauf, beide Wächter traten vor und nahmen Haltung an. Wer auch immer es sein mochte, er wurde bereits erwartet, und dies war Cerryls Gelegenheit.
    Er warf sich den Lichtmantel über und schlich über die Straße.
    Er konnte seine Umgebung nur noch schemenhaft wahrnehmen und trotz größter Vorsicht

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