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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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versetzt an der Hauptstraße, die Straße selbst war so unterteilt, dass auf Rinfurs Seite alle Karren, Wagen und Reiter in Richtung Stadtmitte fuhren.
    Cerryl stellte jedoch fest, dass mehr Wagen, leere Wagen, wieder in die Richtung der Stadttore fuhren, die er und Rinfur soeben passiert hatten.
    Vereinzelt spazierten Fußgänger auf den steingepflasterten Bürgersteigen, die die Hauptstraße flankierten. Nur eine Frau sah auf zu dem Holzwagen, eine junge Mutter in einer blassblauen Tunika und dazu passender Hose; sie trug ein Kind auf der Hüfte.
    Cerryl lächelte sie an, erhielt jedoch keine Antwort, denn sie drehte den Kopf weg und setzte ihren Weg in die gleiche Richtung wie der Wagen fort. Der Junge sah ihr noch einen Augenblick nach, aber Rinfur vergrößerte den Abstand zwischen Cerryl und der Frau, sodass er es bald aufgab und wieder nach vorn blickte. Zu beiden Seiten der Straße standen Häuser, breite, aber nicht sehr hohe, einstöckige Gebäude. Jedes davon war von einer niedrigen Mauer mit einem hölzernen Tor umgeben. Bäume mit dunkelgrünen Blättern ragten aus den Höfen, die durch die Mauern entstanden waren. Die dunklen Blätter bildeten einen herben Kontrast zu den weißen Dächern und Wänden.
    »Es ist sehr ruhig hier«, bemerkte Cerryl.
    »Um einiges ruhiger als in Lydiar, würde ich sagen. Auch friedlicher.«
    »Auch … reich?«, traute sich Cerryl zu fragen.
    »Ja, das auch. Überall wo Macht ist, ist auch Geld. Und doch kann ich nicht gerade behaupten, dass ich Fairhaven mag«, vertraute Rinfur Cerryl mit leiser Stimme an. »Irgendwie geht es mir nach einer Weile immer auf die Nerven.« Der Fuhrmann zuckte die Achseln, er wandte den Blick nicht von der Straße ab, obwohl er die Pferde nur im Schritt gehen ließ. »Sicherer Ort. Sicherste Stadt in ganz Candar. Du kannst deine Börse auf eine Mauer legen und am nächsten Tag wirst du sie wieder dort finden. Ich selbst würde es zwar nicht ausprobieren, aber die Leuten sagen, es stimmt.«
    Cerryls Augen, die sich langsam an den Glanz gewöhnten, sahen nach Westen zu einem allein stehenden weißen Turm auf einem Platz, der mehr als eine Meile entfernt liegen musste. Cerryl sah – oder fühlte – die unsichtbaren rötlich weißen Schlieren, die den Turm umgaben. Wie die Flammen und die Hitze eines Feuers wirkten sie auf ihn, nur dass das, was der Turm hervorbrachte, keine Hitze ausstrahlte, nicht wie ein Feuer jedenfalls. »Was ist das?«
    »Das ist der Platz der Magier – und ihr Turm. Da wirst du nicht hinwollen.« Rinfur durchfuhr ein Schauer. »Nein, Ser.«
    Cerryl nickte.
    Die zwei Straßenhälften teilten sich um einen Kreis, auf dem weiße Steine Wege bildeten und niedrige Laubbäume und Gras wuchsen. Ein kleiner Springbrunnen gurgelte in der Mitte des Kreises. An der Straße reihte sich ein Geschäft an das andere: ein Küfer, ein Kupferschmied und verschiedene andere Läden, deren Symbole auf den Schildern Cerryl nicht kannte, eine Schenke und ein Stall.
    »Das ist der Platz der Handwerker. Wir können im Kreis fahren und dann auf dem gleichen Weg wieder zurück, auf dem wir gekommen sind. Da rüber müssen wir.« Rinfur lenkte das Gespann nach rechts in eine Seitenstraße, die fast so breit war wie die Hauptstraße und überhaupt die einzige Straße in Hrisbarg. »Fasse gehört der zweite Laden dort. Kann den Wagen nicht vor dem Geschäft abstellen. Muss den Hintereingang nehmen.«
    Cerryl nickte. Nach dem, was er am Stadttor erlebt hatte, bestand für ihn kein Zweifel mehr daran, dass die Gesetze in Fairhaven befolgt wurden. Er blickte zurück auf das Gras des Platzes; bis auf zwei Kinder, die von einem Mädchen, kaum älter als Cerryl, beaufsichtigt wurden, und einem weißhaarigen Mann auf einer Steinbank war niemand zu sehen. Cerryl fühlte, das etwas fehlte, doch er wusste nicht, was es war.
    Der Wagen bog in eine Gasse ein und rollte vor dem Hinterhof eines Ladens aus. Ein schmächtiger Mann lief heraus. Alles an ihm war dünn, so stellte Cerryl fest – der schüttere Schnurrbart über den schmalen Lippen, das eckige Gesicht, die schmächtigen Schultern und die spitzen braunen Stiefel.
    »Seid gegrüßt, Meister Fasse.«
    »Seid gegrüßt … äh … Fuhrmann.« Fasses Augen schnellten unruhig von Rinfur zum Wagen und dann zu Cerryl. »Wer ist der Bursche? Ich brauche keinen Lehrling. Habe seit Jahren keinen Lehrling mehr, danke.«
    »Cerryl kennt sich aus mit Holz.« Rinfur zog die Worte in die Länge und aus seinen Augen

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