Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
blitzte der Schalk. Als Fasse den Mund aufmachte, fügte Rinfur schnell hinzu: »Aber er wird morgen früh bei Meister Tellis antreten.«
    Fasse schloss den Mund wieder und nickte nervös.
    »Soll ich Meister Dylert etwa ausrichten, dass Ihr keinen Lehrling braucht?«, fragte Rinfur gespielt überrascht.
    »Keine Lehrlinge«, winkte Fasse ab. »Jetzt nicht. Überhaupt nicht mehr.«
    Rinfur überzeugte sich davon, dass die Wagenbremse festgezogen war, dann neigte er den Kopf zu Cerryl, der daraufhin die Schnüre über der Wagenladung lockerte.
    »Sei vorsichtig, Junge, dass der Stoff die Eiche nicht zerkratzt. Sogar Eiche kann man zerkratzen.« Fasse lief eilig zur Ladeklappe und schob auf einer Seite den Riegel zurück, Rinfur tat das Gleiche auf der anderen Seite.
    Cerryl faltete den Stoff und legte ihn über den Kutschbock, dann sprang er hinunter und ging zum hinteren Teil des Wagens, wo sich die anderen beiden bereits zu schaffen machten.
    »Welche zuerst, Meister Fasse?«, fragte Rinfur.
    »Die schweren, natürlich, für die großen Gestelle an der Wand. Soll ich vielleicht die dünnen Bretter dort lagern? Allein der Gedanke daran!«
    »Nur zwei Planken«, sagte Rinfur, denn um sie herum hatten sie nicht viel Platz.
    Cerryl nickte und ging ans andere Ende der Planken, als Rinfur sie aus dem Wagen gezogen hatte. Sie trugen die zwei Hölzer durch eine schmale Tür, die nach außen aufging. Die Tischlerwerkstatt war klein, nicht größer als ein Dutzend Ellen im Quadrat, und die Hälfte des Raumes wurde von den Holzstapeln eingenommen. Cerryls Nase juckte schon beim ersten Sägespan, er wünschte, er könnte sich kratzen, aber er musste das Holz mit beiden Händen tragen. So schniefte er stattdessen, wodurch die Nase nur noch mehr juckte.
    »Vorsichtig! Vorsichtig mit der Eiche. Keine Schramme, kein einziger Kratzer. Die Weißen spüren selbst die kleinste Druckstelle sofort.« Fasse tänzelte um Rinfur und Cerryl herum, als sie die breiteren Planken hineintrugen. »Auf das erste Gestell dort, das mit den Lumpen gepolstert ist. Seid bloß vorsichtig.«
    Die zwei hoben die Planken auf das gepolsterte Gestell, dann gingen sie zurück zum Wagen und holten die nächste Ladung. Cerryl rieb sich die Nase. Was war nur mit den Sägespänen?
    Die Sonne berührte bereits die Dächer der Geschäfte im Westen, als sie unter Fasses Führung den Wagen vollständig entladen und all die weiße Eiche auf die Gestelle gehoben hatten.
    Rinfur streckte sich. »Ich muss die Pferde unterbringen. Den Wagen können wir im Hof stehen lassen«, erklärte er.
    »Im Stall bei der Schenke?« Cerryl sah sich im Hof um, in dem kaum der Wagen Platz fand.
    »Ja. Du fegst den Wagen sauber und deckst ihn wieder zu …«
    »Das mache ich.«
    »Meister Fasse?«, rief Rinfur.
    »Ja, Fuhrmann?«
    »Habt Ihr vielleicht einen Besen, mit dem Cerryl den Wagen sauber machen kann und den Hof, während ich die Pferde in den Stall bringe?«
    »Irgendwo hier muss noch ein alter Besen herumstehen.«
    Als Fasse mit einem schiefen, mit Stoffresten zusammengebundenen Reisigbesen zurückkam, hatte Rinfur mit dem Gespann schon lange den Hof verlassen.
    »Späne und Holzabfall … in den Kübel dort in der Ecke. Die unbrauchbaren Stücke auch. Kein Fitzelchen Schmutz darf mehr zu sehen sein. Die Patrouille sieht alles.«
    »Ja, Ser.« Die Patrouille? Cerryl nickte nur, obwohl er sich mehr als wunderte. Patrouillen in der Stadt? Warum? Wenn der Hof immer tadellos sauber sein musste, warum hatte Fasse dann so lange gebraucht, bis er den Besen gefunden hatte? Cerryl verspürte das dringende Bedürfnis, den Kopf zu schütteln.
    Rinfur kam zurück, als Cerryl schon fertig war mit Fegen und gerade den Wagen Spanne für Spanne mühsam in eine Ecke schob, in der er weder die Werkstatttür noch den Zugang zur Gasse versperrte. Der Fuhrmann half mit seiner Schulter nach, zusammen schoben sie den Wagen an seinen Platz. Zum Schluss breitete Cerryl noch die Plane darüber aus und nahm seinen Tornister.
    Als sie fertig waren, stand Fasse plötzlich wieder in der Tür. »Kann euch nicht viel anbieten heute Abend«, sagte er, wobei er die zwei aus Hrisbarg nicht anschaute.
    »Was es auch ist, Meister Fasse, wir sind mit allem zufrieden«, antwortete Rinfur mit einem Lächeln. »Wir sind nur arme Mühlenarbeiter.«
    »Ah ja … ja, ja … ich frage mal meine Frau.« Fasse drehte sich um und verschwand in einem engen Flur.
    »Das macht er immer so«, sagte Rinfur. »Er muss uns zu essen

Weitere Kostenlose Bücher