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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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geben, aber er tut es nicht gern. Die Kyphrer, so sagt man, sind alle so.«
    Cerryl, von dessen Schulter der Tornister lose baumelte, unterdrückte ein Gähnen. Es war ein langer Tag gewesen, ein sehr langer.
    »Es gibt zwar nichts Besonderes zum Abendessen, nur Hammeleintopf mit hauptsächlich Karotten und Zwiebeln drin, aber ihr seid willkommen«, sagte Fasse, der plötzlich wieder in der Tür stand.
    »Danke, Meister Fasse«, sagte Cerryl artig.
    »Danke«, schloss sich Rinfur an.
    Fasse deutete zur Tür und die zwei Gäste traten ein. Die Tür wurde hinter ihnen mit einem Klicken des Riegels geschlossen.
    »Bis zum Ende des Flurs und dann die Tür rechts«, wies Fasse sie an.
    Cerryl folgte Rinfur den schmalen dunklen Gang entlang und trat dann durch die Tür in einen überraschend hellen Raum, dessen Fußboden aus glatten Goldeichenbrettern gezimmert und dessen Wände makellos weiß gestrichen waren.
    Der Duft des Eintopfs erfüllte den Raum, er strömte aus dem Topf, der auf einem hüfthohen, rechteckigen schwarzen Metallgebilde stand, das, wie Cerryl feststellte, der Herd sein musste. Ein Häufchen Kohle lag neben dem Herd, der in einer kleinen Nische mit Fenstern zu beiden Seiten stand. Die Fenster und Läden waren weit offen. Cerryl spürte, dass der Strom chaos-durchwirkter Hitze zum rechten Fenster hinaus entwich.
    »Das ist meine Gemahlin, Weylenya.« Fasse deutete mit dem Kopf auf die grauhaarige, rundgesichtige Frau in Braun, die vor dem Herd stand, dann zeigte er auf die Bänke, die zu einem Schragentisch gehörten. Auf den beiden Längs- und Schmalseiten war je ein Gedeck aufgelegt. An den Enden des Tisches konnte man auf Lehnstühlen sitzen.
    »Es ist mir eine Ehre«, sagte Cerryl nach einem unangenehmen Augenblick des Schweigens.
    »Schön, Euch wieder zu sehen, Meisterin«, begrüßte Rinfur die Frau.
    »Nur Eintopf, aber nahrhaft.« Weylenya neigte den Kopf. »Mit Besuch haben wir nicht gerechnet.«
    Cerryl wartete höflich vor dem Waschtisch in der Ecke, bis er an die Reihe kam, danach trat er zurück und wartete erneut, bis Rinfur sich einen Platz am Tisch ausgesucht hatte. Dann stellte sich Cerryl hinter die Bank auf der anderen Seite.
    »Setzt euch«, sagte Weylenya lächelnd, während sie den Eintopf zum Tisch trug. Die Männer setzten sich und sie schöpfte für jeden Eintopf in die braunen, irdenen Schüsseln. »Das Brot kommt gleich.«
    Weylenya stellte einen Weidenkorb in die Mitte des Walnusstisches und bald mischte sich der Duft von Schwarzbrot mit dem des Eintopfs.
    »Im grauen Krug ist Bier, gestreckter Wein im braunen«, erklärte Fasse.
    Rinfurs Beispiel folgend, goss sich Cerryl gelbes Bier in einen Humpen mit angeschlagenem Griff. Mit einem Kanten Brot in der einen Hand, führte er mit der anderen den Bierhumpen zum Mund. Das Gebräu schmeckte zwar bitter, aber er mochte den Geschmack.
    »Gutes Bier«, beteuerte Rinfur. »Hier gibt es immer gutes Bier.«
    »Ist von Herlot aus Weevett. Lagert in der kühlsten Ecke der Werkstatt. Das Holz hilft kühlen, warum, weiß ich allerdings nicht.« Fasse nahm einen Schluck aus seinem Humpen. Weylenya trank zwischen kleinen Bissen Eintopf und Brot den dünnen Wein.
    Plötzlich saß Cerryl vor einem leeren Napf.
    »Ist noch im Wachstum, der Junge.« Die Frau des Tischlers stand auf und kam mit dem Topf zurück. Rinfurs und Cerryls Schüsseln wurden aufgefüllt.
    »Danke.« Cerryl lächelte dankbar.
    »Ein höflicher Bursche ist das.« Fasse nickte. »Wirklich gute Manieren. Warum bist du nach Fairhaven gekommen? Willst wohl auch reich werden, was?« Fasse lachte. »Hab schon viele junge Burschen gesehen. Alle wollen sie reich oder Magier werden. Eins von beiden.«
    Cerryl kaute einen Bissen von dem warmen Brot zu Ende. »Ich werde bei einem Schreiber lernen.«
    »Was? Nicht Geld scheffeln?«, fragte der Kunsttischler. »Keine großen Träume?«
    Cerryl zwang sich zu einem Lächeln, sagte aber nichts.
    »Kannst du lesen?«
    »Ja, Ser.«
    »Wenn du lesen kannst und keine Flausen im Kopf hast, könnte ein guter Schreiber aus dir werden.« Fasse schüttelte den Kopf. »Zu viel Gesindel will reich oder mächtig werden. Früher war jeder stolz auf seinen Beruf. Da zählte noch die Arbeit, nicht das Geld.«
    Das Schmunzeln auf Weylenyas Lippen verriet, dass sie diese Worte schon mehr als einmal gehört hatte.
    »Heutzutage wollen die Jungen das Geld schon, bevor noch der erste Tisch gebaut ist, bevor man Wasser ins Fass füllen kann, bevor … ach,

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