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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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sie war einer dicken Frau ausgewichen, die einen Korb mit Wäsche auf dem Kopf trug. Cerryl folgte ihr und starrte die Hauptstraße hinunter. Ein weiterer Wagen fuhr in ihre Richtung, jedoch in gut hundert Schritt Entfernung. Cerryl folgte Beryal wieder auf den Bürgersteig und kam aus dem Staunen nicht heraus, wie viele Wagen die Straßen belebten.
    Tellis, der Sohn eines Magiers? Er schob diesen Gedanken beiseite.
    Der nächste Häuserblock – vorbei an einer Seitenstraße, die schmäler war als die Gasse der niederen Handwerker – beherbergte kleine Geschäfte, keines maß mehr als zehn Ellen in der Breite und alle eisenbeschlagenen Türen standen offen. Cerryl erspähte in einem der Geschäfte einen Mann, der an einem alten Tisch saß. Um ihn herum glitzerte es metallisch.
    »Die Straße der Juweliere«, erklärte Beryal. »Silberschmiede, Goldschmiede, sie schleifen und polieren Edelsteine.«
    Eine ganze Straße? Cerryl schüttelte den Kopf.
    »Fast zehn Achttage – und du warst noch nie hier?«
    »Ich war schon in dieser Straße, aber immer nur am Abend, wenn die Türen verriegelt waren, und ich fragte mich, warum.«
    »Jetzt weißt du es. Auch in Fairhaven ist der beste Schutz für Gold, Silber und Edelsteine immer noch kaltes Eisen.« Beryal kicherte. »Hier versuchen allerdings nicht viele, die eisernen Türen aufzubrechen.«
    »Was geschieht mit denen, die erwischt werden?«
    »Sie werden zur Straße verbannt.« Die Frau zuckte mit den Schultern. »Fast alle müssen zum Straßenbau, nur diejenigen nicht, die einen Magier beleidigt haben. Die meisten von denen kommen nicht mal mehr so weit, so sagt man wenigstens. Ich selber weiß es nicht genau … will es auch gar nicht wissen.« Dem Schulterzucken folgte ein Schaudern.
    Beryal erzählte nicht weiter und Cerryl fragte auch nicht, aber er verstand, nach allem, was er schon gesehen … und gehört hatte.
    Die Straße der Juweliere wurde abgelöst von einer Häuserreihe, die sich hinter niedrigen, weiß gestrichenen Granitmauern verschanzte; jedes Haus verfügte über zwei Eingänge: einen für Fußgänger und ein Tor für Pferde und Kutschen. Alle Tore zur Straße standen offen.
    Die Hauptstraße verbreiterte sich und teilte sich wieder um einen runden, steingepflasterten Platz. Jeder Händler und Hausierer auf dem Platz verkaufte seine Waren von einem Karren – rote Karren, grüne Karren, blaue Karren und grüngoldene Karren.
    »Nicht trödeln.« Beryal marschierte flott an den zwei Gardisten in weißer Uniform vorbei, die den Platz und die Händler bewachten. Cerryl hielt seine Augen krampfhaft auf die Karren und die Menschen darum herum gerichtet und nicht auf die Gardisten.
    »Ser, wie wäre es mit einem Meeressmaragd … oder einem Flammenrubin aus Südwind?«
    Cerryl schüttelte den Kopf und rümpfte die Nase über den grausamen Gestank des Tuches, das ihm unter die Nase gehalten wurde. Als er einen Schritt zurücktrat, kam er einer rundgesichtigen Frau in die Quere, die ihn empört anstarrte.
    »Entschuldigung«, stieß er schnell hervor und drehte sich um.
    »Ölseifen, glatt wie ein Kindergesicht …«
    »Elixiere! Kauft eure Elixiere hier … die besten Tinkturen …«
    Cerryl wich zwei dünnen Frauen aus, die auf Beryal und ihn zuhasteten, als wollten sie die beiden trennen, dann hielt er sich wieder dicht an Beryal.
    »Wo nur …?«, murmelte Beryal mehr zu sich selbst als zu Cerryl, während sie an einem blauen und sandfarbenen Karren mit Körben vorbeiging, um zu einem ruhigeren Flecken in der Mitte des Platzes zu gelangen.
    Cerryl folgte ihr, froh darüber, etwas aufatmen zu können.
    Goldrotes Haar neben einem grünen Karren zog Cerryls Blick auf sich. Er drehte sich langsam um, so langsam, dass er sich kaum zu bewegen glaubte. Das goldrote Haar gehörte einer Frau, die gut zehn Jahre älter war als das Mädchen, das Cerryl einst in dem Spähglas gesehen und danach nie mehr heraufzubeschwören gewagt hatte. Die Frau verließ gerade einen Stand, an dem sich Geflügel an einem Bratspieß drehte; es konnte sich allerdings noch nicht lange drehen, weil die Haut noch grau und alles andere als golden war; noch kein appetitanregender Hähnchenduft erfüllte den Platz.
    Cerryl beobachtete Beryal aus den Augenwinkeln, sie schien seinen Aufruhr nicht bemerkt zu haben.
    »Da.« Beryal eilte auf einen roten Wagen zu, hinter dem eine weißhaarige Frau stand, die sich in einen blauen Wollschal gehüllt hatte.
    »Gewürze, die besten Gewürze …

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