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Die Weiße Rose

Die Weiße Rose

Titel: Die Weiße Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Sturms
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mit denen man sich über das, was ablief, besprechen konnte. Aber keiner von ihnen, außer Hans, wagte es wirklich, aktiv was zu tun.“ 137
    In Ulm traf sich Scholl mit Hans Hirzel, der sich bereit erklärte, ein Flugblatt in Stuttgart zu verteilen.
    Anfang Dezember 1942 kamen die Freunde zusammen, um bei einer Abschiedsfeier für Christoph Probst,der nach Innsbruck versetzt wurde, über eine weitere Ausweitung ihrer Widerstandsaktivitäten zu beraten. Hans Scholl hatte die Idee, auch an anderen Universitäten Widerstandszellen zu bilden. Unter der Parole „Gerechtigkeit für alle“ sollte an den Hochschulen ein Untergrund-Kommunikationsnetz aufgebaut werden, um in ganz Deutschland Informationen und Aufrufe zum Widerstand zu verbreiten. Bei dieser Gelegenheit bat Hans Scholl seinen Freund Christoph Probst um den Entwurf eines Flugblatts.
    Obwohl ihn Zweifel plagten, sagte Willi Graf bei jenem Treffen seine Mitarbeit zu. Graf war sich nicht sicher, ob die geplanten Widerstandsaktionen den gewünschten Erfolg hatten. Im Januar 1943 notierte er in sein Tagebuch:
    „Ob das der richtige Weg ist? Manchmal glaube ich es sicher, manchmal zweifle ich daran. Aber trotzdem nehme ich es auf mich [ .  . . ].“ 138
    Anders als seine neuen Freunde, für die der Widerstand auch etwas Spielerisches hatte, nahm er die Sache bitterernst. Er wollte an anderen Hochschulen regimekritische Studenten für die Mitarbeit im Weiße-Rose-Kreis gewinnen. Graf wusste, dass er damit die Deckung verließ und sich in akute Lebensgefahr brachte. Das Risiko, auf einen Denunzianten zu treffen, war enorm. Dennoch machte er sich sofort ans Werk. Noch im Dezember 1942 traf er sich in München mit ehemaligen Kameraden von den Bündischen. Es gelang ihm aber nicht, seine einstigen Weggenossen zur Mitarbeit im Weiße-Rose-Kreiszu gewinnen. Auf seinen Wunsch zog seine Schwester Anneliese nach München.
    Der Buchhändler von Hans Scholl, Josef Söhngen, war über die Aktivitäten des Weiße-Rose-Kreises informiert. Er bot Scholl an, ein Treffen mit dem in Italien lebenden Antifaschisten Giovanni Stepanow zu vermitteln. Damit wäre Scholls Widerstandskreis Teil eines europäischen Netzwerks geworden. Der Kontakt kam aber nicht mehr zustande.
    In der Vorweihnachtszeit 1942 führten Scholl und Schmorell ein intensives Gespräch mit Prof. Huber. Sie weihten ihn in ihre Aktivitäten ein. Nach einer Woche Bedenkzeit sagte der Professor zu, an einem neuen Flugblatt mitzuarbeiten.
    Der Medizinstudent Jürgen Wittenstein, der schon früh von dem Engagement des Weiße-Rose-Kreises wusste, fuhr im Dezember 1942 nach Berlin, um einen Studienfreund Scholls, Hellmut Hartert, über die Widerstandsaktivitäten zu unterrichten. Wittenstein war vorsichtig und versuchte, möglichst wenig aufzufallen. Auch Hellmut Hartert zögerte. Sie verschoben die Entscheidung, eine Widerstandszelle in Berlin aufzubauen. Die Polizeipräsenz in der Reichshauptstadt erschien ihnen zu übermächtig.
    Die Weihnachtsferien 1942 nutzten die Mitglieder des Weiße-Rose-Kreises dazu, weitere konspirative Kontakte in der Heimat zu knüpfen. Hans und Sophie Scholl verabredeten mit Hans Hirzel in Ulm weitere Widerstandsaktionen, Traute Lafrenz unterrichte Freunde in Wien, der Heimatstadt ihrer Mutter.
    Willi Graf traf sich in Saarbrücken mit Freunden aus der Bündischen Jugend, die bereits im Widerstand aktiv waren. Willi Bollinger, ein Schulfreund Grafs, beschaffteals Stabsdienstsoldat gefälschte Urlaubs- und Militärfahrscheine. Damit konnten die Angehörigen der Studentenkompanie unbehelligt durch das Reichsgebiet reisen. Sie hatten nun die nötigen Papiere zur Verfügung, um nicht bei Kontrollen aufzufallen. Bollinger beschaffte wahrscheinlich auch die Waffen, die Scholl, Schmorell und Graf während ihrer nächtlichen „Schmieraktion“ mit sich führten.
    Willi Bollingers Bruder Heinz studierte in Freiburg, wo er einige regimekritische Studenten kannte. An sie gab er die Nachrichten aus München weiter. Auf Bollingers Anregung entstand daraufhin auch in Freiburg eine Widerstandszelle.
    Anfang Januar 1943 beschlossen Scholl und Schmorell ein neues Flugblatt zu verfassen und in Umlauf zu bringen. Scholl ging zu Prof. Huber und informierte ihn über das Vorhaben. Er bat den Professor, ihnen bei der Abfassung des Textes zu helfen.
    Mitte Januar trafen sich Huber, Schmorell, Graf, Hans und Sophie Scholl in der Wohnung der Geschwister, um über eine mögliche Nachkriegsordnung zu diskutieren.

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