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Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Titel: Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Typ ist immer noch nicht ansprechbar.«
    »Ach, und wer sagt das?«
    »Ich sage das.«
    Lydia fuhr herum und blickte direkt in die strahlend blauen Augen eines jungen Arztes. Er sah aus wie ein Sohn oder besser wie ein Enkel von Terence Hill. Sie zog ihren Dienstausweis hervor. »Ich muss mit Herrn Palmerson sprechen. Er ist dringend tatverdächtig in einem Mordfall.«
    »Ich weiß«, erwiderte Terence Hills Enkelsohn ungerührt. »Aber ich kann noch nicht erlauben, dass jemand mit ihm spricht. Er hatte einen schweren Herzinfarkt, den er fast nicht überlebt hätte. Und er ist noch nicht über den Berg. Keine Sorge, er läuft Ihnen nicht davon.« Er warf einen kurzen Blick zu dem Streifenbeamten, dessen Anwesenheit er offenbar für überflüssig hielt.
    Lydia hatte keine Lust, sich mit dem eitlen Burschen anzulegen. Sie reichte ihm eine Karte. »Sie rufen mich an, sobald er ansprechbar ist.« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und ging davon. Ihre Stiefel knallten auf dem Boden, und sie war sich sicher, dass Klein-Terence sich darüber ärgerte.
    Wenige Minuten später bog sie auf den Parkplatz am Jürgensplatz, stieg aus und betrat das Gebäude. Die Festung wirkte ausgestorben, dabei wusste Lydia, dass hinter vielen Türen mehr oder weniger fleißig gearbeitet wurde. Sie trat in den Paternoster, der sie in den zweiten Stock brachte. Sie schloss gerade die Bürotür hinter sich, als ihr Handy klingelte. Die Nummer sagte ihr nichts.
    »Ja?«
    »Frau Louis?« Maren Lahnstein, die Rechtsmedizinerin. Offenbar hatte sie ihre Stimme wiedergefunden.
    »Was gibt es?«
    »Nur eine Kleinigkeit. Vermutlich ist sie ohne Bedeutung. Aber ich finde, Sie sollten dennoch Bescheid wissen. Bei einem getöteten Kind könnte alles wichtig sein.«
    Lydia hasste es, wenn Leute sich im Voraus für etwas entschuldigten. »Worum geht es?«
    »Wir haben bei der Autopsie von Antonia Auffälligkeiten an der Magenschleimhaut und an der Speiseröhrenschleimhaut entdeckt. Nichts Gravierendes. Erosionen, die auf eine Reizung hinweisen.«
    »Erosionen?«
    »Schäden am Schleimhautgewebe. Sie waren minimal. Ich habe trotzdem eine histologische Untersuchung durchgeführt.«
    »Und?«
    »Es gibt Anzeichen einer chronischen Entzündungsreaktion.«
    Lydia hätte die Ärztin am liebsten geschüttelt. Warum ließ sie sich jedes Detail aus der Nase ziehen? »Sie haben also Anzeichen für eine chronische Entzündung des Magens gefunden? Habe ich das richtig verstanden? Und was heißt das?«
    Maren Lahnstein seufzte. »Ich weiß es nicht. Eine solche Entzündung kann viele Ursachen haben.«
    »Na wunderbar. Danke.« Lydia beendete das Gespräch und warf das Handy auf den Schreibtisch. Was sollte sie denn mit dieser Information anfangen? Sie überlegte. Hatte Bruckmann nicht gesagt, dass Toni öfter krank war? Er hatte etwas von häufigen Erkältungen und Kopfschmerzen erzählt. Die Magenschmerzen hatte er vielleicht vergessen zu erwähnen. Lydia zuckte mit den Schultern. Sie hatte keine Lust, sich jetzt auch noch mit Antonias Krankengeschichte zu befassen. Vermutlich hatte doch Walter Palmerson das Mädchen im Affekt getötet. Darauf schien es hinauszulaufen, ob es ihr passte oder nicht.
    Lydia zog ihren Parka aus. Als sie ihn über die Stuhllehne warf, fiel ihr Blick auf den Boden. Unmittelbar vor der Tür lag ein kleiner Zettel, den sie beim Eintreten nicht bemerkt hatte. Sie bückte sich danach und warf einen Blick darauf.
    Nimm dich in Acht, Lydia Louis. Hochmut kommt vor dem Fall.
    Einen Moment lang glotzte Lydia ungläubig auf den Zettel, ein einfacher Computerausdruck, zurechtgeschnitten auf Größe DIN-A5. Dann zerriss sie das Blatt in viele kleine Fetzen und warf sie in den Müll. Vermutlich ein blöder Scherz. Zu albern, um ihr ernsthaft einen Schreck einzujagen. Zu melodramatisch. Der anonyme Brief an Weynrath fiel ihr ein. Ob der im gleichen Tonfall geschrieben worden war? Dann wäre es kein Wunder, dass der Chef ihm nicht sonderlich viel Bedeutung beigemessen hatte. Zu blöd, dass Weynrath ihr das Schreiben nicht gezeigt hatte.
    Lydia setzte sich an den Schreibtisch und schaltete den Computer an. Unwillkürlich warf sie einen Blick auf die Schnipsel im Müll. Hackmann? Würde der so etwas Kindisches tun? Bis eben noch hätte sie diese Frage ohne zu zögern verneint, jetzt war sie nicht mehr so sicher. Was wusste sie schon über diesen Mann, der aus unerfindlichen Gründen zu ihrem Feind geworden war?
    Sonja Reiter löffelte den

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