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Die Welfenkaiserin

Titel: Die Welfenkaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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lächelte.
    »Ich habe ihn gerettet.«
    »Wen?«
    Er öffnete seine Hand. Voller Unglauben starrte sie auf eine winzige zusammengerollte goldfarbene Schlange, die Feuer zu sprühen schien. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie ihren Ring.
    »Du hast meinen Ring gerettet?«, fragte sie fassungslos.
    »Ich habe ihn dem Räuber entrissen. Der Ring bedeutet dir doch so viel. Du legst ihn nie ab. Woher hast du ihn?« Fast entschuldigend setzte er hinzu, dass er ihn an ein Geschmeide seiner Stiefmutter Fastrada erinnere.
    »Genau dasselbe wird es wohl sein«, antwortete Judith unbefangen, nahm den Ring in die Hand und untersuchte ihn, als sähe sie ihn zum ersten Mal. »Wahrscheinlich hat ihn dein Vater meiner Tante Gerswind geschenkt. Die ihn mir vor unserer Hochzeit weitergegeben hat. Danke, dass du ihn gerettet hast.«
    Ludwigs Gesicht verfinsterte sich. Gerswind, dachte er, für ihr Geschenk habe ich mein Leben aufs Spiel gesetzt. Am liebsten hätte er den Ring in den nächsten Sumpf geworfen. Wie empörend, dass sein Vater ein so unschätzbar wertvolles Schmuckstück einer Beischläferin geschenkt und diese es nach ihrer Verbannung vom Hof dem Kronschatz entzogen hatte! Sein Unmut schwand, als er beobachtete, mit welcher Freude sich Judith den Ring wieder überstreifte. Jetzt befand er sich schließlich da, wo er hingehörte – am Mittelfinger der Kaiserin.
    Ludwig bestand darauf, am frühen Morgen aufzubrechen. Gerade nach dem Ereignis des Vortages hatte er es eilig, seinen Bußgang anzutreten. Außer geringfügigen Kopfschmerzen habe er keinen Schaden davongetragen, beruhigte er sein besorgtes Gefolge.
    Neben ihm reitend, empfahl ihm Judith, auf dem Reichstag die fürchterlichen Zustände in Italien anzusprechen. Sie mühte sich, den Kaiser von seiner Selbsterniedrigung abzubringen, ihm diesen entsetzlichen Bußgang auszureden. Er sollte herrschen, musste Selbstbewusstsein und Macht ausstrahlen und durfte sich in Gegenwart seiner drei Söhne nicht die geringste Blöße geben!
    »Schick Lothar als Regenten Italiens in den Süden«, empfahl sie ihm. Sie sprach durchaus in eigenem Interesse, denn sie wollte Irmingard loswerden. Die war ihr in den vergangenen Monaten sehr lästig geworden, da sie andauernd das Gespräch auf Bernhard brachte; als ob sie etwas ahnte, ihr etwas entlocken wollte. Judith, die ihrer Sehnsucht noch nicht stets Herrin geworden war, litt unter diesen Andeutungen und konnte doch Irmingard den Mund nicht verbieten, ohne sich verdächtig zu machen. »Lothar kann dir vieles abnehmen, wenn du ihn mehr an der Herrschaft beteiligst, ihm weitreichendere Aufgaben und Befugnisse gibst. Teile und herrsche!«
    »Hat sich Irmingard bei dir beschwert?«, fragte Ludwig ironisch.
    »Lothar wünscht mehr Verantwortung, und die solltest du ihm auch geben«, sagte Judith verärgert, wandte sich dem Kämmerer zu, der schon seit einiger Zeit versucht hatte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und überließ Ludwig seinen Gedanken.
    Judith hat ja recht, dachte er, Lothar ist umtriebig und ehrgeizig, dazu noch der hitzköpfigste und jähzornigste meiner Söhne. Er muss mit mehr Verantwortung ruhig gestellt werden. Jedenfalls hält er nicht mit seinen Gefühlen und Absichten hinter dem Berg, wie das Pippin tut. Betroffen gestand sich der Kaiser ein, dass er seinen zweiten Sohn kaum kannte. Pippin, der auf dem Reichstag die neustrische Grafentochter Ringart zur Gemahlin nehmen würde, war ihm von seinem ganzen Wesen her immer fremd geblieben. Verschlossenheit paarte sich bei ihm mit Leichtgläubigkeit, auch wenn er als König von Aquitanien bislang wenig Anlass zu Klagen gegeben hatte. Bei militärischen Maßnahmen zur Grenzsicherung gegen die Basken hatte er sich sogar ausgezeichnet. Doch was in ihm vorging, welche Ziele er hatte, was er hasste und liebte, konnte der Kaiser nicht einmal erahnen. Im Gegensatz zu Lothar, mit dem Ludwig häufig in Streit geriet, bot Pippin keinerlei Angriffsflächen. Am nächsten stand dem Kaiser der nach ihm benannte jüngste Sohn, der Ludo gerufen wurde. Er war ihm am ähnlichsten, hatte gleich ihm mit wechselnden Stimmungslagen und Zuständen der Schwermut zu kämpfen. Er war noch zu jung, um sich in seiner Eigenschaft als König von Bayern ausgezeichnet zu haben, aber Ludwig war überzeugt, dass er einst weise und gerecht regieren würde.
    Noch vor dem Kaiserpaar waren die drei Söhne in Attigny eingetroffen. Allen war die Erleichterung anzumerken, dass Judith dem Kaiser eine Tochter

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