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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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seien sie alle, diese Menschenschinder! Bald gab es Männer, die Jagd auf alle Quappen machten und sie meistbietend verkauften oder für ihre eigenen Zwecke einsetzten. Manche wurden von ihren Eltern in Sicherheit gebracht, wenigstens eine Weile lang, und so verteilten sie sich über die Inseln und die ganze Karibische See. Insgesamt muss es vielleicht zwanzig oder dreißig gegeben haben, mehr nicht. Nach fünf oder sechs Jahren lebte noch weniger als die Hälfte von ihnen. Und heute . nun, ich fürchte, ihr beiden seid tatsächlich die allerletzten.«
    »Mir hat keiner je ein Haar gekrümmt«, sagte Jolly zögernd.
    »Du hast immerhin unter Bannons Schutz gestanden. Kaum jemand wäre tollkühn genug, es mit dem Seeteufel der Antillen aufzunehmen. Bis vor ein paar Tagen jedenfalls.«
    »Sie meinen .« Jolly schüttelte fassungslos den Kopf.
    Munks Vater blies einen Rauchring, der aber gleich auseinander stob. »Ich denke, dass diese Falle nicht Bannon oder seiner Mannschaft gegolten hat, Jolly -sondern dir. Jemand macht wieder Jagd auf die letzten Quappen, und er ist vermutlich ganz in der Nähe.«
    »Aber ich bin… ich meine, ich bin vierzehn Jahre alt. Ich bin nicht wichtig.«
    »Vielleicht doch. Genau wie Munk.«
    Die Mutter des Jungen ergriff wieder das Wort. Angst lag jetzt in ihrer Stimme. »Wir haben immer befürchtet, dass es irgendwann so weit kommen würde. Man kann sich nicht ewig vor der ganzen Welt verstecken.«
    »Dann haben Sie sich deshalb hierher zurückgezogen? Um Munk zu schützen?«
    »Das war einer der Gründe, ja. Es ist wahr, dass Scarab ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt hat. Aber der wichtigste Grund für uns, hierher zu kommen, war Munk.« Er sah seinem Sohn fest in die Augen, und jetzt lag so tiefe Sorge in seinem Blick, dass es Jolly fast die Kehle zuschnürte. »Niemand sollte wissen, dass Munk eine Quappe ist. Das war das Wichtigste überhaupt.«
    Jolly kämpfte mit einem Räuspern gegen den Kloß in ihrem Hals. »Sie glauben, dass ich diese Männer hierher führen könnte, oder? Dass sie mich immer noch suchen, weil ich nicht an Bord des Schiffes war, und dass sie mir auf die Insel folgen werden.«
    »Die Gefahr besteht. Und nach diesem Unsinn mit. der Kanone heute -«
    »Das tut mir Leid. Ich wusste ja nicht -«
    »Natürlich nicht«, sagte Munks Mutter, »wir hätten früher mit euch darüber reden sollen. Gleich nachdem uns klar war, mit wem wir es zu tun haben.«
    »Das mit der Kanone«, sagte Munk, »das war meine Idee, nicht Jollys. Ich weiß seit einer Ewigkeit, dass das Ding da oben steht, und ich wollte immer mal . ich wollte .«
    »Du wolltest Pirat spielen«, sagte sein Vater, aber er lächelte nicht dabei. »Welcher Junge will das nicht.«
    Munk senkte schuldbewusst den Blick.
    Seine Mutter sah von ihm zu Jolly. »Vielleicht haben wir Glück. Vielleicht war das Ganze wirklich eine Falle der Spanier, um an Bannon heranzukommen.«
    »Es war ein spanisches Schiff«, sagte Jolly und erinnerte sich an die Worte des Steuermanns, »aber die Männer waren keine echten Soldaten. Sie waren Gefangene, die irgendwer dazu gezwungen hatte, an Bord zu gehen und mit gerefften Segeln auf uns zu warten.«
    »Das heißt, jemand wusste genau, dass die Magere Maddy diesen Weg nehmen würde«, sagte Munks Vater nachdenklich.
    »Wir waren unterwegs nach New Providence.«
    »Das sind noch ungefähr zweihundert Meilen von hier. Wieso habt ihr die Bahamas so weit am östlichen Rand umschifft?«
    »Bannon wollte ganz sichergehen. Er hatte Nachricht vom Piratenkaiser Kenndrick erhalten. Angeblich steht ein Angriff der Spanier auf New Providence bevor, und Bannon hatte vor, an der Seite Kenndricks zu kämpfen. Er wollte alles tun, um der spanischen Armada aus dem Weg zu gehen, deswegen der Kurs.«
    Der Farmer dachte nach. »Jemand muss euch verraten haben. Kannte die ganze Mannschaft die Route?«
    »Soweit ich weiß, nur Bannon, der Steuermann Cristobal und vielleicht ein, zwei andere. Aber ich bin nicht sicher.«
    Er seufzte. »Das führt alles zu nichts, fürchte ich. Eines steht jedenfalls fest: Falls wirklich jemand eine so tückische Falle gestellt hat, um an dich heranzukommen, dann wird er sich mit deinem Verschwinden nicht zufrieden geben. Er weiß, dass du eine Quappe bist, und vielleicht glaubt er, du hast versucht, zu Fuß eine der nächsten Inseln zu erreichen. Dann wird er früher oder später hier auftauchen.«
    Munks Mutter vergrub ihr Kinn zwischen den Handflächen. »Wir müssen fort.

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