Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
fiel der Farmer ihm ins Wort, »das glaube ich wohl, aber ich habe noch genügend andere da. Seit Eurem letzten Besuch ist uns nur ein einziger verloren gegangen. Außerdem - und das sage ich jedes Mal, mein Freund -glaube ich kein Wort von dem, was Ihr da anpreist. Ich bin vielleicht nur ein einfacher Tabakfarmer« - und dabei schien es Jolly, als bohre sich sein Blick mit besonderer Überzeugungskraft in das Auge des Händlers -, »aber ich bin nicht einfältig. Geister von Prinzessinnen und Helden scheinen sich nicht von allen anderen zu unterscheiden, deshalb können Eure Gespenster ebenso gut die Seelen armer Schlucker und Schiffbrüchiger sein.«
    »Auch Prinzessinnen gehen mit Schiffen unter«, sagte der Geisterhändler und schenkte Jolly einen unergründlichen Seitenblick. »Das soll vorkommen.«
    Munks Vater winkte ab. »Ihr seid immer ehrlich in Euren Geschäften mit mir gewesen, aber Eure Reden . Ich hörte beispielsweise von einem Geisteraufstand auf Grand Caicos, bei dem ganze Plantagen verwüstet wurden. Was habt Ihr wohl dazu zu sagen?«
    Der Geisterhändler lächelte im Schatten seiner Kapuze. Einer der beiden Papageien, der rotäugige Moe, stieß ein schrilles Kreischen aus. »Missgeschicke passieren, fürchte ich. Und ich versichere Euch, in diesem Fall war es allein die Schuld des Farmers, dieses Esels. Er hat sich von irgendeinem Pfaffen überreden lassen, seine Geister segnen zu lassen. Du liebe Güte, der Dummkopf hat sie mit Weihwasser besprüht, was nun wirklich keine Art und Weise ist, mit einem Geist umzugehen. Kein Wunder, dass sie alle außer Rand und Band geraten sind.«
    »Wie auch immer, wir brauchen keine neuen Geister. Vielleicht beim nächsten Mal.« Als wollte er den Händler damit zur schnellen Weiterfahrt auffordern, fügte er hinzu: »Ja, ich denke wirklich, nächstes Mal werde ich Euch wieder zwei oder drei Exemplare abnehmen können.«
    Der Händler nickte. »Bedauerlich, aber so ist es nun mal im Geschäftsleben.« Er wandte sich an Munk.
    »Sag, gehorchen dir die Geister nun alle? Oder gab’s welche, die Schwierigkeiten gemacht haben?«
    »Keine Schwierigkeiten. Alles war so, wie du es gesagt hast.« Er sah stolz zu Jolly hinüber. »Als er das letzte Mal hier war, hat er den Geistern befohlen, in Zukunft nicht nur auf meinen Vater zu hören, sondern auch auf mich.«
    »Ich habe darum gebeten«, sagte sein Vater. »Hier draußen muss man auf alles vorbereitet sein. Ich könnte krank werden oder einen Unfall haben. Munk ist alt genug, um die Farm notfalls allein zu führen.«
    Der Geisterhändler trank einen Schluck Wasser, dann erhob er sich. »Ich will euch nicht länger von der Arbeit abhalten.«
    »Übernachtet Ihr denn nicht hier wie sonst?«, fragte Munks Mutter erstaunt.
    Der Händler schüttelte den Kopf. »Ich muss so rasch wie möglich weiter. Falls die Spanier wirklich die Piraten in New Providence angreifen, ist es sicher günstig, vorher so viele Geschäfte wie möglich abzuschließen. Wer weiß, ob die Plantagen danach noch genügend Abnehmer für ihre Ware finden.«
    »Nicht alle handeln mit den Piraten«, sagte Munks Vater missbilligend.
    »Ich weiß, ich weiß. Ihr seid ein aufrechter Mann.«
    Der Geisterhändler ließ den geheimnisvollen Silberreif unter seinem Gewand verschwinden und verneigte sich in Richtung der beiden Erwachsenen. Dann sagte er zu Munk. »Bringst du mich mit deiner Freundin zum Boot?«
    »Sicher.«
    Jolly und er schlossen sich dem Händler an, als er die Veranda verließ. Sie bogen in die Dschungelschneise, die hinunter zum Strand führte.
    »Gute Fahrt«, rief der Farmer ihnen hinterher.
    »Und gebt auf das Wetter Acht. Vorhin sah es aus, als könnte ein Unwetter aufziehen. Da waren Wolken am Horizont, und wir hatten lange keinen Zyklon mehr hier draußen.«
    »Ich werde Acht geben, habt Dank«, erwiderte der Händler.
    Das Farmhaus mit seinem Palmwedeldach und dem Palisadenzaun blieb hinter Buschwerk und Bäumen zurück. Jolly, Munk und der Händler sprachen erst wieder, als sie den Strand erreichten. Das Segelboot dümpelte im niedrigen Wasser. Den einzigen Schutz an Deck bot eine aufgespannte Zeltplane, es gab nicht einmal eine Kabine. Einem Unwetter hatte der dünne Mast nichts entgegenzusetzen.
    Jolly kam all das mehr als merkwürdig vor. Am rätselhaftesten war freilich der Geisterhändler selbst. Bevor er sein Gewand hochraffte und durch die sanfte Brandung zum Boot stakste, schüttelte er beiden die Hand.
    »Seid vorsichtig,

Weitere Kostenlose Bücher