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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Felswand erreicht hatten und sich auf einer bröckligen Geröllhalde wiederfanden.
    »Irgendwo hier unten hab ich sie liegen gelassen.«
    Sorgenvoll blickte sie in die Richtung des Mahlstroms.
    »Aber wir müssen uns beeilen.«
    »Hast du sie vergraben?«, fragte Jolly mit einem zweifelnden Blick auf das Geröll unter ihren Füßen.
    »Ich hab einen Stein draufgelegt, ungefähr so groß.«
    Sie machte eine kreisförmige Bewegung mit beiden Händen.
    Munks Wangenmuskeln mahlten. »Hoffentlich sind sie nicht zerbrochen.« Seine Augen tasteten bereits suchend über das Gestein.
    Jolly schüttelte den Kopf, seufzte leise und machte sich auf die Suche nach einem Stein von jener Größe, die Aina gezeigt hatte. Es gab mindestens tausend davon innerhalb ihrer Sichtweite.
    Ohne Absprache suchten sie getrennt voneinander, hoben Steine an und blickten darunter. Munk ging mit besonderem Eifer zur Sache. Schließlich öffnete er abermals seine Gürteltasche, legte mehrere Muscheln auf seine offene linke Hand und ließ sich vom Sog der Magie leiten. Die Muscheln führten ihn zu jenem Teil der Felshalde, wo bereits Aina suchte. Das Mädchen wirkte hektisch und nicht mehr so überzeugt wie noch vor wenigen Minuten.
    Jolly hatte gerade erfolglos einen weiteren Stein beiseite gerollt, als Aina rief: »Hier! Das ist er, glaube ich.«
    Als Jolly hinsah, steckte das Mädchen gerade die Hand in einen Spalt hinter einem kopfgroßen Felsbrocken.
    Ainas Züge hellten sich auf. »Ich hab sie!«
    Munk legte seine eigenen Muscheln zurück in die Tasche und machte sich auf den Weg zu ihr. Trotzdem traf Jolly noch vor ihm bei Aina ein.
    Das Mädchen hielt eine Muschel in der Hand, größer als jene von Jolly und Munk, und in einem aufregenden Wechsel von Hell und Dunkel gesprenkelt. Bei Tageslicht wäre sie wohl vielfarbig gewesen, bunt schillernd und wunderbar anzusehen.
    »Nur eine?« Munk machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung.
    Aina nickte verschämt. »Die anderen sind unter dem Stein zerbrochen. Aber die eine hier reicht völlig aus. Sie war ohnehin die mächtigste von allen.«
    Jolly bemerkte, dass Munk einen Blick an Aina vorbei in den Spalt warf. War er wirklich so versessen auf die Magie, dass ihm die eine Muschel nicht ausreichte? Allerdings musste Jolly sich eingestehen, dass selbst sie das machtvolle Kribbeln spüren konnte, das von dem Gehäuse in der Hand des Mädchens ausging, fast ein Gefühl von Wärme, das von Aina auf sie und wohl auch auf Munk übersprang.
    »Darf ich sie mal halten?«, fragte Munk.
    Aina lächelte. »Sie gehört dir, wenn du sie willst.«
    »Natürlich!« Nahezu andächtig nahm er das schneckenhausförmige Gehäuse entgegen und wog es vorsichtig in der Hand. Seine Finger zitterten. »Sie fühlt sich an, als wäre sie für mich gemacht.« Er zuckte zusammen und lächelte Aina schuldbewusst an. »Tut mir Leid, so war das nicht gemeint.«
    Das Mädchen winkte ab. »Du hast größere Macht über die Muscheln als ich. Ich kann das spüren.«
    »Oder als ich«, fügte Jolly hinzu. Auch sie war versucht, die Hand nach Ainas Geschenk auszustrecken.
    Munk sah ihr den Wunsch an, und einen Augenblick lang schien es, als wollte er die Muschel aus ihrer Reichweite ziehen. Dann aber hielt er sie ihr entgegen. »Hier, nimm du sie mal.«
    Jolly ergriff die Muschel mit Daumen und Zeigefinger, hob sie nah vor ihre Augen und betrachtete sie. Das seltsame Kribbeln wurde nicht stärker, was vielleicht ein Hinweis darauf war, dass die Muschel sich bereits für einen neuen Besitzer entschieden hatte.
    Das Gehäuse war faustgroß, in sich gedreht und hohl, mit einer Öffnung auf der einen Seite und einer gezwirbelten Spitze auf der anderen. Etwas drängte sie dazu, die Muschel ans Ohr zu halten und hineinzuhorchen, so wie sie es als Kind oft getan hatte. Aber aus irgendeinem Grund überkam sie bei diesem Gedanken ein Schauder, und ihr war nicht wohl bei der Vorstellung, dass die Muschel womöglich zu ihr sprechen könnte.
    Teils bedauernd, teils erleichtert reichte sie die Muschel zurück an Munk, der sie mit einer hastigen Bewegung entgegennahm, fast als fürchtete er, Jolly könnte es sich doch noch anders überlegen.
    »Hoffentlich kannst du mehr damit ausrichten als ich«, sagte Aina und sprang auf. »Sie ist vielleicht unsere einzige Chance gegen den Mahlstrom.«
    Munk starrte noch immer auf die Muschel in seiner Hand, aber Jolly beobachtete das Mädchen vom Meeresgrund. »Wenn dein Körper keine Festigkeit besitzt, wie

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