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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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sich hier unten aufreiben zu lassen, wenn die Hauptstreitmacht der Verteidiger auf dem oberen Wall wartete. Auch Tyrone war verschwunden.
    Dafür aber stolperte Soledad aus der Rauchmauer ein blond gelockter Mann entgegen, der wild hustete, sie plötzlich erkannte und sofort zum Angriff überging.
    »Bannon!«, rief sie, als ihre Klingen Funken sprühend aufeinander trafen. »So weit hätte es nicht kommen müssen.«
    Er gab keine Antwort, hieb nur noch heftiger auf sie ein und trieb sie einige Schritt durch den beißenden Dunst zurück Richtung Ufer.
    Der Qualm wurde dichter und dichter. Der Gestank schmerzte in der Kehle und raubte einem den Atem.
    Aber Soledad hatte keine Wahl, als sich ihrer Haut zu erwehren, und beinahe war sie dankbar, dass es ausgerechnet Bannon war, mit dem das Schicksal sie konfrontierte. Sie verachtete ihn für seinen Verrat und dafür, dass er seine Ziehtochter Jolly an Tyrone und den Mahlstrom hatte ausliefern wollen.
    Bannon kämpfte stumm und verbissen. Wieder und wieder trafen sich ihre Klingen. Er war ihr an Kraft überlegen, doch sie führte den Säbel geschickter und schneller als er. Dafür waren die Attacken, die ihm zwischen seinen Paraden gelangen, umso brutaler. Einmal glaubte sie, ihre Klinge müsse unter der Wucht seines Schlages zerbrechen, doch der Stahl hielt stand. Dafür fuhr ihr die Vibration der Waffe hinauf bis in die Schulter, sodass sie für einen Moment den Arm nicht mehr heben konnte.
    Bannon setzte zum tödlichen Hieb an. Er lächelte nicht, wie man es ihm früher im Angesicht eines besiegten Gegners nachgesagt hatte, und er verzichtete auf jeglichen Spott. Offenbar wollte er diese Sache so rasch wie möglich zu Ende bringen.
    Soledad stöhnte auf, als sie erneut versuchte, den lahmen Arm zu heben und seinen Schlag zu parieren.
    Ein schneidender Laut ertönte. Bannon zuckte zusammen, verharrte kurz, blickte an sich hinunter und sah verdutzt auf die Klinge, die aus seiner Brust ragte. Seine Augen weiteten sich langsam, sein Mund klappte auf. »Hunderttausend Höllenhunde!«, flüsterte er. Dann brach er zusammen, so stumm wie er gefochten hatte, fiel aufs Gesicht und blieb liegen. Ein alter, schartiger Säbel steckte in seinem Rücken.
    Über den Leichnam sprang eine Gestalt in weißroter Hose, prallte gegen Soledad und umarmte sie.
    »Griffin!«
    »Prinzessin!« Sie lagen sich in den Armen, als wären seit ihrem Abschied nicht wenige Stunden, sondern Jahre vergangen. Es fühlte sich gut an, ihn wieder bei sich zu wissen.
    Als sie ihn losließ, schwankte er. Kurz darauf knickten seine Beine ein.
    »Griffin?« In Windeseile beugte sie sich über ihn.
    »Was ist los? Bist du verletzt?«
    Er versuchte zu lächeln, aber es ließ ihn nur noch müder und ausgelaugter erscheinen. Sie alle hatten seit einer Ewigkeit nicht mehr geschlafen, aber es war nicht nur die Erschöpfung, die ihm die letzten Kräfte raubte.
    »Du blutest ja!« Sie schob vorsichtig seinen Arm beiseite und betrachtete entsetzt den dunkelroten Fleck. Das schmutzige Piratenhemd war völlig durchtränkt.
    »Nicht tief’, murmelte er. »Nicht gefährlich.«
    Soledad hörte nicht auf ihn und hob den Kopf. »Walker! Buenaventure!«, rief sie in den Qualm hinaus. Ihre Augen brannten, das Atmen fiel ihr immer schwerer, aber im Moment dachte sie nur noch an den Jungen. »Ich brauche einen von euch hier bei mir!«
    Ein Schrei gellte wie als Antwort durch die Schwaden, dann kam Buenaventure hastig herbeigestapft, gefolgt von einem zerzausten Walker voller Schrammen. Ein Brandloch klaffte in seinem Hemd, aber er schien nicht ernsthaft verwundet zu sein.
    »Die meisten sind weitermarschiert«, brachte er hustend hervor. »Aber dieser Qualm wird uns umbringen, wenn wir -« Walker verstummte, als er das Blut an Griffins Seite sah. »Gottverflucht!«
    Griffins Mundwinkel zuckten abermals, doch diesmal war es nicht einmal mehr der Schatten eines Lächelns. »Ist nicht schlimm. Tut nur etwas . weh .«
    »Komm her, Junge.« Buenaventure schob Soledad beiseite und hob Griffin wie ein Fliegengewicht vom Boden, sehr vorsichtig, um ihm nicht noch größere Schmerzen zu bereiten.
    »Wir müssen hinter den Wall«, sagte Soledad. »Er braucht Hilfe.«
    »Brauche ich nicht.«
    Sie ließ sich nicht beirren. »Meint ihr, wir schaffen das?«
    »Nein.« Walker sprach so freiheraus wie immer.
    »Wir sind jetzt hinter den feindlichen Linien. Würde mich nicht wundern, wenn am Wall schon gekämpft wird. Und unten am Ufer sind noch

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