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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Händlers.
    »Wir sind wie sie geworden, erkennst du das nicht? Wir streiten wie zwei Kinder, die nicht müde werden, an den beiden Enden eines Seils zu zerren. Hin und her.« Kopfschüttelnd senkte er die Stimme zu einem Flüstern. »Hin und her, immer wieder.«
    Der Geisterhändler zog seinen Silberreif aus dem dunklen Gewand. Behutsam strich er über das kühle Metall. »Ich könnte die Götter wecken«, sagte er. »Ich könnte sie gegen Tyrone und seine Vasallen werfen. Sogar gegen den Mahlstrom selbst. Aber wer wird sie nach ihrem Sieg zurück in die Schatten weisen? Ich vermag das nicht. Die Mächte, die ich wecken würde, wären zu groß für mich. Sie werden übereinander herfallen und das, was von der Welt übrig ist, in Stücke reißen . vor Hass auf die Kreaturen, von denen sie einst vergessen wurden, oder einfach nur, weil es ihnen gefällt. Die wenigsten von ihnen verstehen sich aufs Schöpfen, das weißt du.« Der Händler ließ sich müde gegen eine Tischkante sinken und stützte sich mit beiden Händen darauf ab.
    »Welchen Weg wir auch wählen, beide führen in den Untergang.«
    »Aber sie sind Götter!«, widersprach Urvater. »Sie haben das Recht zu zerstören. Der Mahlstrom hat das nicht. Er ist nur… eine Spottgeburt der Natur. Ein Geschwür, das wir den Weberinnen zu verdanken haben.«
    »Den Weberinnen?« Die Stimme des Geisterhändlers gewann an Schärfe. »Sie wurden von dieser Welt geschaffen, ohne dein Zutun. Sie brauchen nicht den Glauben der Menschen an sie, weil die Welt selbst an sie glaubt, jeder Stein und jeder Grashalm. Und nur deshalb verachtest du sie.«
    »Sie sind -«
    Der Händler machte einen Schritt auf Urvater zu, sein Auge schien zu lodern. »Als das Mare Tenebrosum sich zum ersten Mal regte, haben die Weberinnen im Angesicht der Gefahr nur das getan, was ihnen richtig erschien. Sie haben die Quappen geschaffen, um die Meister des Mare abzuwehren. Willst du ihnen das verübeln?«
    »Trotzdem war die erste dieser Quappen Aina, und sie ist zum Mahlstrom geworden! Vielleicht der größte Fehlschlag, den diese Welt dort draußen je gesehen hat.«
    »Aber das war ein Fehler der Menschen, nicht der Weberinnen. Du tust den dreien Unrecht, mein Freund. Sie haben versucht, die Welt zu beschützen.«
    Urvater senkte den Blick. »Weil der, der die Welt schuf, sie nicht schützen konnte«, sagte er schuldbewusst.
    Seite an Seite eilten Soledad, Walker und Buenaventure über Korallenbrücken und Treppengassen der verwüsteten Stadt. Sie hatten sich einem Trupp von Gardisten angeschlossen, die als Späher auskundschaften sollten, wie es um die Kampfmoral der Armee des Kannibalenkönigs stand. Wie schwer hatte die lange Seeschlacht sie getroffen? Wie war der Zusammenhalt innerhalb dieser zusammengewürfelten Heerschar aus eingeborenen Stammeskriegern und dem Abschaum der Alten Welt?
    Die Flotte der Kannibalen hatte mittlerweile das Feuer auf die Stadt eingestellt, vermutlich, weil die Kanonen von den Schiffen sich nicht weit genug anwinkeln ließen, um höher gelegene Ziele an Aeleniums Steilhängen zu treffen. Alle Kugeln hatten nur das ohnehin schon zerstörte Ufer erreicht.
    Der Spähtrupp suchte sich seinen Weg abwärts, und je tiefer sie kamen, desto dichter wurde der Rauch der schwelenden Feuer. Bald stießen sie auf die ersten Ruinen. Bei vielen Häusern und Villen ragten nur noch die Wände wie verkohlte Gerippe in den Himmel.
    Keiner von ihnen redete ein Wort, und es waren nicht allein Feuer und Rauch, die ihnen die Sprache verschlugen. Soledad hatte schon an vielen Schlachten zur See teilgenommen, aber nur selten bekam man dabei mehr als ein paar Tote im Wasser zu sehen; oft wurden die getöteten Gegner samt ihren Schiffen in die Tiefe gerissen.
    Aber durch eine Stadt zu laufen, die zu einem gewaltigen Schlachtfeld geworden war, glich einem Albtraum.
    Sie warf einen Seitenblick hinüber zu Walker und entdeckte erstaunt, wie betroffen auch ihn der Anblick all der Zerstörungen und des Leids machte. Wortlos ergriff sie im Laufen seine Hand.
    »Seht!«
    Der Ausruf schreckte sie auf. Sie blieben stehen. Einer der Soldaten war zu einer Korallenbrüstung gelaufen, die einen kleinen Platz nach Süden hin begrenzte. Von dort aus öffnete sich eine rauchverschleierte Aussicht über die Uferviertel. Soledad und die anderen eilten an seine Seite.
    An den Molen der Seesternzacken gingen gerade die ersten Angreifer an Land, sprangen mit wildem Kriegsgeschrei aus ihren Ruderbooten und

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