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Die Welt aus den Fugen

Die Welt aus den Fugen

Titel: Die Welt aus den Fugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Scholl-Latour
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US-Stäbe, die wegen ihrer Brutalität so oft gescholten worden waren, diese Tötung von mehr als einhundert Afghanen auf bloßen Verdacht hin in schärfster Form anprangerten und die deutschen Partner der Heuchelei bezichtigten.
    Inzwischen hatte sich in Berlin ein Regierungswechsel vollzogen. Verteidigungsminister Jung, dem jede Führungsqualität abging, ist durch den jungen und eleganten Baron zu Guttenberg ersetzt worden, der das deutsche Verteidigungsministerium nun auf Vordermann bringen muß. Seine am Hindukusch kämpfenden Soldaten hat zu Guttenberg immerhin von der Lüge der »Nichtkriegsführung« befreit. Schon seit geraumer Zeit genießt dieser bayerische Politiker große Beliebtheit bei der Bevölkerung, liegt in der positiven Beurteilung vor Kanzlerin Merkel. Da wundert es nicht, daß er Zielscheibe von Mißgunst und Neid wurde. Sogar von Rücktrittsforderungen war die Rede, und es ist zu hoffen, daß dieses schäbige Intrigenspiel beendet wird und das deutsche Parlament von der bisherigen Verschleierungstaktik abrückt. Es ist höchste Zeit, daß die Amerikaner beraten, wie das hoffnungslose Militärabenteuer in Zentralasien in der einen oder andern Form abgebrochen wird.

    1 Schweizer Illustrierte
    2 Hintergrund
    3 Thüringische Landeszeitung
    4 Neues Deutschland
    5 ntv

UNGELÖSTE PROBLEME
2010
    Haiti im Elend
    25. 01. 2010
    Die weltweite Anteilnahme und das Ausmaß der Spenden setzen all jene ins Unrecht, die an der Menschheit verzweifeln und sich über deren unersättliche Habgier entrüsten. Der wirkliche Beweis globaler Solidarität wird jedoch erst dann erbracht sein, wenn nach dem Verscharren der Leichenberge und nach Instandsetzung einer minimalen Infrastruktur die Grundlagen eines Neuanfangs für diese unglückliche Inselhälfte der Karibik gesucht werden.
    Schon vor der unbeschreiblichen Erdbebenkatastrophe lebte Haiti in Elend und Rückständigkeit, galt als das Armenhaus der westlichen Hemisphäre. Es liegt eine Art Fluch über dieser von Schwarzafrikanern und Mulatten bevölkerten Republik, die bereits 1804, also kurz nach der Gründung der USA, ihre Unabhängigkeit von der französischen Kolonialherrschaft proklamierte. In Nordamerika wurde die Sklaverei erst sechzig Jahre später als Folge des mörderischen Sezessionskrieges abgeschafft. In Brasilien dauerte diese Geißel der Menschheit gar bis zum Befreiungsedikt von 1884.
    Die Haitianer verdankten ihren Ausnahmezustand den Menschenrechtserlassen der Französischen Revolution. Um so betrüblicher, daß ihre frühe Emanzipation von der Ausbeutung durch den »Weißen Mann« von Unheil, wirtschaft­lichem Chaos und neuer Tyrannei begleitet war. Die Vertreibung der französischen Großgrundbesitzer brachte eine prekäre Freiheit, denn die Plantagen wurden parzelliert. Eine kümmer­liche Subsistenzwirtschaft war die Folge. Die hemmungslose Abholzung verwandelte die einst ertragreiche Berglandschaft der Kaffeeplantagen und Zuckerrohrfelder in eine trostlose ausgelaugte Steppe, deren karge Ackerkrume durch tropische Regengüsse fortgespült wurde.
    Die Yankees aus den benachbarten USA blickten damals mit Verachtung auf dieses seltsame Staatsgebilde frankophoner »Nigger«, wo Staatsstreiche und Militärputsche sich in rascher Folge ablösten und die Mulatten der Maße ihrer tiefschwarzen Landsleute eine andere Form der Knechtung und Entrechtung auferlegten. So paradox es klingt, jene französischen Antilleninseln Guadeloupe und Martinique, wo die weiße Vorherrschaft sich behauptete und die heute als Départements der Metropole ihren farbigen Einwohnern das volle Bürgerrecht der Fünften Republik und deren großzügige soziale Gesetzgebung bescheren, haben einen unvergleichlich höheren Lebensstandard als die heroischen Nachbarn der Republik Haiti. Sie haben noch unlängst ein größeres Ausmaß an Autonomie, das Präsident Sarkozy ihnen anbot, in einer Volksabstimmung massiv abgelehnt.
    Die Erdbebenkatastrophe von Haiti hat Barack Obama die Gelegenheit geboten, mit den gewaltigen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, die Führung der internationalen Rettungsaktion zu übernehmen.
    Der afro-amerikanische Präsident der USA fühlte sich schon durch seine Hautfarbe motiviert, seinen haitianischen Brüdern, die mit einer Million Elendsflüchtlingen in den USA eine neue

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