Die Welt aus den Fugen
US-Stäbe, die wegen ihrer Brutalität so oft gescholten worden waren, diese Tötung von mehr als einhundert Afghanen auf bloÃen Verdacht hin in schärfster Form anprangerten und die deutschen Partner der Heuchelei bezichtigten.
Inzwischen hatte sich in Berlin ein Regierungswechsel vollzogen. Verteidigungsminister Jung, dem jede Führungsqualität abging, ist durch den jungen und eleganten Baron zu Guttenberg ersetzt worden, der das deutsche Verteidigungsministerium nun auf Vordermann bringen muÃ. Seine am Hindukusch kämpfenden Soldaten hat zu Guttenberg immerhin von der Lüge der »Nichtkriegsführung« befreit. Schon seit geraumer Zeit genieÃt dieser bayerische Politiker groÃe Beliebtheit bei der Bevölkerung, liegt in der positiven Beurteilung vor Kanzlerin Merkel. Da wundert es nicht, daà er Zielscheibe von MiÃgunst und Neid wurde. Sogar von Rücktrittsforderungen war die Rede, und es ist zu hoffen, daà dieses schäbige Intrigenspiel beendet wird und das deutsche Parlament von der bisherigen Verschleierungstaktik abrückt. Es ist höchste Zeit, daà die Amerikaner beraten, wie das hoffnungslose Militärabenteuer in Zentralasien in der einen oder andern Form abgebrochen wird.
1 Schweizer Illustrierte
2 Hintergrund
3 Thüringische Landeszeitung
4 Neues Deutschland
5 ntv
UNGELÃSTE PROBLEME
2010
Haiti im Elend
25. 01. 2010
Die weltweite Anteilnahme und das Ausmaà der Spenden setzen all jene ins Unrecht, die an der Menschheit verzweifeln und sich über deren unersättliche Habgier entrüsten. Der wirkliche Beweis globaler Solidarität wird jedoch erst dann erbracht sein, wenn nach dem Verscharren der Leichenberge und nach Instandsetzung einer minimalen Infrastruktur die Grundlagen eines Neuanfangs für diese unglückliche Inselhälfte der Karibik gesucht werden.
Schon vor der unbeschreiblichen Erdbebenkatastrophe lebte Haiti in Elend und Rückständigkeit, galt als das Armenhaus der westlichen Hemisphäre. Es liegt eine Art Fluch über dieser von Schwarzafrikanern und Mulatten bevölkerten Republik, die bereits 1804, also kurz nach der Gründung der USA, ihre Unabhängigkeit von der französischen Kolonialherrschaft proklamierte. In Nordamerika wurde die Sklaverei erst sechzig Jahre später als Folge des mörderischen Sezessionskrieges abgeschafft. In Brasilien dauerte diese GeiÃel der Menschheit gar bis zum Befreiungsedikt von 1884.
Die Haitianer verdankten ihren Ausnahmezustand den Menschenrechtserlassen der Französischen Revolution. Um so betrüblicher, daà ihre frühe Emanzipation von der Ausbeutung durch den »WeiÃen Mann« von Unheil, wirtschaftÂlichem Chaos und neuer Tyrannei begleitet war. Die Vertreibung der französischen GroÃgrundbesitzer brachte eine prekäre Freiheit, denn die Plantagen wurden parzelliert. Eine kümmerÂliche Subsistenzwirtschaft war die Folge. Die hemmungslose Abholzung verwandelte die einst ertragreiche Berglandschaft der Kaffeeplantagen und Zuckerrohrfelder in eine trostlose ausgelaugte Steppe, deren karge Ackerkrume durch tropische Regengüsse fortgespült wurde.
Die Yankees aus den benachbarten USA blickten damals mit Verachtung auf dieses seltsame Staatsgebilde frankophoner »Nigger«, wo Staatsstreiche und Militärputsche sich in rascher Folge ablösten und die Mulatten der MaÃe ihrer tiefschwarzen Landsleute eine andere Form der Knechtung und Entrechtung auferlegten. So paradox es klingt, jene französischen Antilleninseln Guadeloupe und Martinique, wo die weiÃe Vorherrschaft sich behauptete und die heute als Départements der Metropole ihren farbigen Einwohnern das volle Bürgerrecht der Fünften Republik und deren groÃzügige soziale Gesetzgebung bescheren, haben einen unvergleichlich höheren Lebensstandard als die heroischen Nachbarn der Republik Haiti. Sie haben noch unlängst ein gröÃeres Ausmaà an Autonomie, das Präsident Sarkozy ihnen anbot, in einer Volksabstimmung massiv abgelehnt.
Die Erdbebenkatastrophe von Haiti hat Barack Obama die Gelegenheit geboten, mit den gewaltigen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, die Führung der internationalen Rettungsaktion zu übernehmen.
Der afro-amerikanische Präsident der USA fühlte sich schon durch seine Hautfarbe motiviert, seinen haitianischen Brüdern, die mit einer Million Elendsflüchtlingen in den USA eine neue
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