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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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musterte sie mit solcher Sorgfalt, als hätten wir alle Zeit der Welt, um irgendein kindisches Spiel zu spielen. Als er neun Steine ausgesucht hatte, winkte er mir, und wir gingen weiter. Wir glitten eine Böschung hinunter, und da war der Fluß – ein Fluß mit rasch dahinströmendem, dunklem Wasser. Ich verspürte keinerlei Neigung, da hindurchzuwaten.
    »Hier.« Er nahm die Steine, einen nach dem anderen, spuckte auf jeden und murmelte ein paar Worte, aber so leise, daß ich sie nicht verstehen konnte. Nachdem jeder Stein so behandelt worden war, warf er den ersten dicht am Ufer in das Wasser, den nächsten etwas weiter entfernt und so fort, als könnte er auf diese Weise eine Brücke schaffen. Gerade wollte ich eine Erklärung fordern, als es mir vor Überraschung die Sprache verschlug.
    Ich dachte, ich könnte meinen eigenen Augen nicht mehr trauen. Aus dem bewegten Wasser, genau dort, wo die Steine hineingefallen waren, stiegen große weiße Blöcke wie eine Reihe von Schrittsteinen. Aber das konnte doch nur eine Sinnestäuschung sein!
    »Vorwärts!« Kosgro hielt immer noch drei Steine in der einen Hand, mit der anderen gab er mir einen Stoß. Es war deutlich, daß er diesen Blöcken zu trauen bereit war. Vielleicht hätte ich mich geweigert – aber jetzt ertönte von neuem das Horn.
    So sprang ich auf den ersten Stein, fest überzeugt, ins Wasser zu fallen – aber da war wirklich ein fester Stein unter meinen Füßen. Jetzt schon mutiger, trat ich auf den nächsten Stein, auf den dritten und weiter. Ich konnte durch den Nebel das andere Ufer des Flusses nicht erkennen und wußte nicht, wie breit die zu überbrückende Wasserfläche war. Als ich auf dem sechsten Stein stand, war vor mir immer noch nichts als Wasser. Kosgro stellte sich neben mit und überlegte eine Weile, bevor er den siebten Stein warf. Dann befahl er mir, zu warten, um festzustellen, wie weit das andere Ufer noch entfernt war. Er sprang auf den siebten Stein und warf von dort aus den achten. Er wurde jetzt fast vom Nebel verschluckt, und ich sah ihn nur noch undeutlich. Fröstelnd wartete ich, wahrend Gischt gegen die Steinblöcke schlug und meine Füße und Beine durchnäßte.
    »Weiter«, hörte ich seinen durch den Nebel gedämpften Ruf, und so sprang ich auf den siebten, den achten und auf den letzten Stein. Vor mir lag immer noch Wasserfläche, viel zu viel davon, aber dort stand Kosgro bis zur Taille im Wasser und hielt sich mit einem dicken Arm am Stamm eines ins Wasser gestürzten Baumes fest. Er machte mir ein Zeichen, zu springen, damit er mich erreichen konnte. Ich vergewisserte mich, daß meine beiden Beutel gut am Gürtel befestigt waren, steckte das, was von meinem Zweig übrig war, vorn in meine Tunika, um beide Hände frei zu haben – und sprang.
    Die Strömung war so reißend, daß ich von den Füßen gerissen worden wäre, hätte ein haariger Arm mich nicht noch rechtzeitig gepackt. Irgendwie kämpften wir uns gemeinsam zum Ufer durch und blieben dort erschöpft und nach Atem ringend liegen.
    Wieder ertönte das Horn, so nahe jetzt, daß unsere Verfolger das Flußufer auf der anderen Seite erreicht haben mußten.
    »Die Blöcke … sie werden uns nachkommen …«
    »Sieh hin«, sagte er, und ich drehte mich gehorsam um.
    Da waren keine Blöcke mehr, dabei hätte ich eigentlich die letzten beiden wenigstens noch sehen müssen.
    »Der Zauber hält nicht lange, und er hält auch für niemanden, dem ich nicht gestatte, ihn zu benutzen. Es ist von einigem Vorteil, die Folke zu belauschen, verstehst du. Ich habe ihnen nachgespürt und sie belauert. Ich habe sie beobachtet, sobald sie sich außerhalb ihrer Stützpunkte bewegten, weil ich hoffte, auf diese Weise genug von ihnen zu lernen, um meine Rückkehr erzwingen oder irgendeinen Handel mit ihnen schließen zu können. Sie beachten mich nicht, weil ich Einer Dazwischen bin – weder einer der Finsteren noch einer der Ihren. Es ist meine einzige Hoffnung gewesen, soviel wie möglich zu lernen. Und wenigstens etwas von meinem hart erworbenen Wissen hat uns jetzt genützt.«
    Das Horn stieß einen wilden, drohenden Ton aus. Ich sprang entsetzt auf, bereit, loszurennen. Aber Kosgro zeigte keinerlei Hast.
    »Fließendes Wasser.« Er deutete auf den Fluß. »Das hält jeden von den Finsteren ab, bis sie irgendwo eine Brücke finden, die sie über den Fluß führt. Für eine Weile sind wir sicher vor ihnen.«

 
11
     
    »Aber hier können wir doch nicht bleiben!«
    »Nein.« Er

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