Die Welt der Kelten
intensivenWaldrodungen führte.Dieses
aufwändige Verfahren führte schließlich zum begehrten Roheisen, das in bis zu 10 Kilogramm schweren Barren in den Handel kam.
Die keltischen Eisenschmiede schufen daraus zahlreiche Dinge, die von nun an aus derAlltagswelt nicht mehr wegzudenken waren:für
dieWaffen Schwerter, Speer und Pfeilspitzen, an landwirtschaftlichen Geräten Pflugscharen, Hacken, Schaufeln, Sicheln und
Sensen, als Werkzeuge und Gegenstände des Hausrats Hämmer, Zangen, Äxte und Sägen sowie Messer, Scheren und vieles mehr. Das
Eisen trug entscheidend zur Ausbreitung der keltischen Kultur bei, denn seine Schwerter waren härter und seine Pflugscharen
rissen tiefer den Ackerboden auf.
Aber das keltische Schmiedehandwerk blühte auch ansonsten: Aus Bronze, Gold |72| und Silber schufen die Feinschmiede all jene Schmuckstücke und filigranenVerzierungen, mit denen die La Tène-Kunst ihre ausdrucksstarke
Form erhielt. Überhaupt erwiesen sich die keltischen Handwerker als Meister ihres Fachs, die nördlich der Alpen unübertroffen
blieben und oftmals sogar mit den Griechen und Römern konkurrieren konnten. So lernte man, mit der Töpferscheibe zu arbeiten
und eine Vielfalt an Gefäßformen herzustellen. Die Zimmerer waren beim Haus und Festungsbau tätig und schufen Eimer, Fässer
undWagen, für die natürlich ebenso spezialisierteWagner tätig waren. AnTextilien führte manWollstoffe für Frauenkleider und
anderes nach Italien aus. Selbst an der Glasproduktion versuchten sich die Kelten, wobei sie jedoch über gläserne Schmuckperlen
nicht hinausgingen und keine Gebrauchsgegenstände wie etwa Gefäße herstellten.
Das Handwerk erwies sich im Laufe der Jahrhunderte als hoch entwickelt und spezialisiert, sodass es im 1. Jahrhundert vor
Chr. in den großen Oppida wie Manching und Bibracte ganze Handwerkerviertel gab, in denen reges und buntes Treiben herrschte.
Dort fand sich auch der geschäftige Berufsstand der Händler ein, der das keltische Sortiment in den Süden verkaufte: Salz,
das an vielen Orten gewonnen und abgebaut wurde, Bernstein, Zinn von den Britischen Inseln, Eisenschwerter, Pökelfleisch,
Textilien und Sklaven. Deshalb belegen Handel und Handwerk der Kelten, wie sehr deren Kultur sich entwickelt und Züge der
antiken Zivilisation angenommen hatte.
|73| Germanen, Helvetier und der römische Statthalter Caesar
Wie die meisten keltischen Stämme des europäischen Festlands unter Roms Herrschaft gerieten, schildert detailreich ihr Eroberer
Caesar. In seinen |74|
Commentarii de bello Gallico
, den
Aufzeichnungen über den Gallischen Krieg
, kurz
Bellum Gallicum
,
Gallischer Krieg
genannt, verfasste er während und am Ende seiner Gallien-Feldzüge eine umfangreiche Rechtfertigungsschrift für die politischen
Kreise Roms. Darüber hinaus bietet das Werk eine Fülle ethnografischer Informationen und Berichte über die Geschehnisse im
Norden. Ohne den
Bellum Gallicum
wüsste man kaum etwas von den Vorgängen, die das Ende einer blühenden keltischen Kultur bedeuteten. Der Preis dieser wertvollen
Quelle ist ihre Einseitigkeit, denn ihr Autor stellte sich natürlich im besten Licht dar. Und die Gallier selbst haben über
die Ereignisse keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen. Deshalb muss man Caesars Worte vorsichtig abwägen und versuchen,
der historischen Realität auf die Spur zu kommen.
Wie war es zum rapiden Machtverfall der einst einflussreichen Haeduer gekommen? Der Druide und Politiker Diviciacus führte
Caesar gegenüber aus, seit langem habe es unter den gallischen Stämmen zwei Parteien gegeben. Die eine sei von den Haeduern
angeführt worden, die andere von deren Nachbarn im Süden und Nordosten, den Arvernern und Sequanern. Letztere hätten die innergallischen
Streitigkeiten missbraucht, um germanische Söldner über den Rhein zu holen. Immer mehr dieser »wilden und barbarischen Menschen«
seien von Fruchtbarkeit, Lebensstil und Reichtum Galliens angelockt worden, inzwischen schon 120 000 Männer. Dem hätten die
Haeduer schließlich nichts mehr entgegensetzen können, weil sie nach verlustreichen Kämpfen so gut wie wehrlos dastünden.
Zudem hätten sie den Sequanern Geiseln stellen müssen und Eide geschworen, das römische Volk nicht um Hilfe zu bitten.
Demnach hatten es die Sequaner den rivalisierenden Haeduern gleichgetan und fremde Unterstützung herbeigeholt. Sie bedienten
sich der unzähligen Stämme, die unter
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