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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf Krause
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bescheidenen Verhältnissen weit jenseits des Rheins im Herkynischen Wald und darüber
     hinaus siedelten. Seit Caesars Zeit fasste man sie unter dem Namen der Germanen zusammen. Immer häufiger zogen ihre verwegenen
     Kriegertrupps nach Westen und Süden, oft folgten ihnen ganze Stammesverbände mit Kind und Kegel. Genauso waren vor wenigen
     Generationen die Kimbern und Teutonen aus Dänemark durch Gallien bis nach Italien gezogen, auf der Suche nach Beute und Land.
     Erst nach mehr als einem Jahrzehnt der Unruhe gelang es dem römischen Feldherrn Marius in den Jahren 102 und 101 vor Chr.,
     die Kriegerscharen in der Provence und bei Mailand entscheidend zu schlagen.
    Ihnen folgten die Sueben unter ihrem König Ariovist, die den Auftrag der Sequaner annahmen und gegen die Haeduer zogen. Caesar
     erblickte in ihren Scharen zu Recht das von den Kelten verschiedene Volk der Germanen. Allerdings stellte er diese Erkenntnis
     stark vereinfacht dar, indem er zum Beispiel den Rhein zur Völkergrenze zwischen ihnen und den Galliern |75| machte. In Wahrheit waren die Sueben ein multiethnisches Kriegerbündnis, das aus vielen germanischen und keltischen Stämmen
     bestand. In Gallien suchten sie Land zum Siedeln, um die angenehmere gallische Lebensweise anzunehmen. Das Leben des Ariovist
     verdeutlicht, wie weit das Streben nach Assimilation ging: Er trug einen keltisch geprägten Namen und war mit einer Keltin
     verheiratet.
    Diviciacus war wahrscheinlich gleichgültig, ob sein Stamm Galliern oder Germanen unterlag; für ihn zählte jede Niederlage
     als herber Machtverlust der Haeduer. Was hatten sie schon zu verlieren, wenn sie ihre römischen »Blutsbrüder« um Hilfe baten?
     Die Keltenwelt war mit ihren zahlreichen Stämmen und den benachbarten Völkerschaften ohnehin nie ein statisches Gebilde mit
     fest umrissenen Grenzen und Territorien gewesen. Immer wieder zogen germanische Stämme nach Gallien und ließen sich alsbald
     keltisieren – etwa am Niederrhein und in den Ardennen. Auch innerhalb keltischer Gebiete kam es zu Wanderungen. So setzten
     nordgallische Stämme nach Britannien über und nahmen dort Land in Besitz.
    Ein Beispiel für einen wandernden Gallierstamm boten auch die Helvetier, deren Zug Caesar als Begründung der militärischen
     Intervention im freien Gallien diente. Einst hatten sie ihre Siedlungen in Süddeutschland verlassen, den Hochrhein überquert
     und sich das Land zwischen Rhein, Genfer See und Alpen angeeignet. Dieses Gebiet entsprach ungefähr der heutigen Schweiz,
     die ihren Namen Helvetien nach diesen Kelten trägt. Doch in seiner neuen Heimat scheint sich der Stamm nicht wohl gefühlt
     zu haben. Eingeengt zwischen Alpen, Römern und anderen gallischen Stämmen bot das Land wenig Entwicklungsmöglichkeiten. Unter
     vielen adligen Kriegern kam Unwille darüber auf, dass man hier nur eingeschränkt auf Kriegszüge und Kopfjagd gehen konnte.
     Zum Sprecher dieser Unzufriedenen, die auswandern wollten, machte sich Orgetorix, der in der Stammesgesellschaft erheblichen
     Einfluss besaß. Davon zeugten Tausende von Sklaven und ihm anderweitig Verpflichtete. Ob dieser helvetische Aristokrat die
     Alleinherrschaft anstrebte – wie Caesar behauptet –, sei dahingestellt; jedenfalls unternahm er alles, um der Anführer der
     abwandernden Helvetier zu werden, vergleichbar dem Sueben Ariovist. Darüber hinaus führte er Gespräche mit anderen Stämmen
     und fand sowohl bei den Sequanern als auch bei den Haeduern Verbündete, die ihn unterstützten. Unter diesen befand sich pikanterweise
     Dumnorix, der Bruder des haeduischen Druiden und Romfreundes Diviciacus.
    Doch das Establishment des Stammes widersprach den ehrgeizigen Plänen des Orgetorix, weil es dessen Machtambitionen erkannte
     und Kämpfe mit anderen Stämmen und den Römern fürchtete. Man nötigte ihn, sich den Stammesgesetzen zu unterwerfen: »Ihren
     Bräuchen entsprechend zwangen sie Orgetorix, sich in Fesseln zu verantworten. Wurde er schuldig |76| gesprochen, musste er zur Strafe verbrannt werden.« Doch anscheinend wollte sich der Angeklagte keinem Urteil beugen. Er rief
     seine gesamte Gefolgschaft einschließlich der Sklaven zusammen, und entzog sich mit ihrer Hilfe dem Prozess. Bei anschließenden
     Unruhen und Kämpfen fand Orgetorix den Tod. Wie stark jedoch seine Anhänger waren, zeigte sich daran, dass sie das Vermächtnis
     des Getöteten durchsetzten: Man hielt an den Auswanderungsplänen fest. Die Helvetier gaben

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