Die Welt der Kelten
der Keltenkrieger,
wie die Zitate antiker Historiker an anderen Stellen eindrucksvoll belegen. Auch wenn sich darin manches Mal Klischeevorstellungen
mit der historischen Wahrheit vermischten, so ist doch gewiss, dass seit Beginn der großen Wanderungen der Kriegeradel mit
seinen Gefolgsleuten denTon angab in der keltischen Gesellschaft.
Deswegen versammelten die Häuptlinge und andere mächtige Adlige ihre Krieger in der Halle, um auch in Friedenszeiten das Loblied
ihrer vermeintlichen Heldentaten zu singen.Poseidonios,der als einer der Ersten ausführlicher von den Barbaren des Nordens
berichtet, schildert die Atmosphäre solcher Versammlungen: »Die Kelten führen zuweilen beim Mahle Zweikämpfe auf. Sie versammeln
sich unter Waffen, führen Scheinkämpfe auf und ringen miteinander. Aber manchmal kommt es zu Verletzungen, und im Zorn darüber
treiben sie es sogar bis zum Totschlag, wenn nicht die Anwesenden einschreiten. Früher erhielt der Mächtigste das beste Stück
von dem aufgetragenen Schinken.Wenn ein anderer darauf Anspruch erhob, kämpften sie im Zweikampf bis zum Tode. Andere auf
dem Schauplatz empfangen Silber oder Gold, wieder andere eine Anzahl von Weingefäßen, und wenn sie sich gegenseitig für das
Geschenk Bürgschaft geleistet und es an Verwandte oder Freunde als Geschenk verteilt haben, strecken sie sich rücklings auf
Schilde aus, |85| und einer, der daneben steht, schneidet ihnen mit dem Schwert die Kehle durch.«
Auf Poseidonios und andere antike Autoren geht das Bild des zwischen Treuherzigkeit und Jähzorn schwankenden keltischen Kriegers
zurück, der gegenüber dem Feind wie unter seinesgleichen zu Unbesonnenheit, Prahlsucht und Eitelkeit neigt. Diese zeigte sich
angeblich besonders im Tragen von Goldschmuck – sei es in Form des Torques-Halsrings oder als Reifen um Arm und Handgelenk.Wegen
ihrer Selbstgefälligkeit schimpfte man sie nach einem Sieg unerträglich, nach Niederlagen aber wie benommen.
Dazu kam ein für die Menschen der Mittelmeerwelt fremdartiges Gebaren, das oftmals geradezu kindlich schien: Sie hätten nämlich
ein Furcht erregendes Aussehen und tief tönende, ganz raue Stimmen. Im Gespräch drückten sie sich kurz und rätselhaft aus;
und während sie das meiste nur versteckt andeuteten, sprächen sie andererseits gern mit Übertreibungen, um sich selbst zu
erhöhen und alle anderen herabzusetzen.Sie gäben sich gern drohend, hochtrabend und gespreizt.Dabei hätten sie einen scharfenVerstand
und seien nicht unbegabt zum Lernen.
In diesem Zusammenhang werden die später weithin berühmten Barden erwähnt, die Liederdichter, die, von lyraähnlichen Instrumenten
begleitet, sowohl Lob- als auch Schmählieder sangen. Auf dieseWeise priesen sie ihren Herrn, seine Tapferkeit und vermutlich
die Anzahl seiner erbeuteten Köpfe, wohingegen sie die Feinde verhöhnten und der Lächerlichkeit Preis gaben. Derart feierte
man sich, seine Ruhmestaten und seine Ehre bei so manchem Gelage, wobei die Teilnehmer kräftig dem Trinkhorn voll Wein oder
Met zusprachen – kein Wunder also, wenn Streit und Ehrenhändel durchaus blutig ausgehen konnten.
|86| Aber in der Schlacht standen die keltischen Krieger ihren Mann, und ihre ungestümen Gefolgschaften schreckten als Söldner
nicht selten Feinde in allen Teilen der antikenWelt bis nach Ägypten.Überall zeichneten sie sich durch Eigentümlichkeiten
aus, von denen die erschreckendste die genannte Gewohnheit war, den toten Feinden die Köpfe abzuschlagen und alsTrophäen mitzunehmen.Doch
schon die Kleidung der Barbaren war gewöhnungsbedürftig, bestand sie doch aus der am Mittelmeer ungewohnten Hose und einem
farbenfroh gemusterten Wollumhang, der an die Schottenkilts erinnert. Hinzu kam die ebenso befremdliche Schmuckfreudigkeit
der keltischen Männer, die außer den erwähnten Hals- und Armringen Gewandspangen und Fingerringe trugen, was von Griechen
und Römern als unmännliche Protzerei angesehen wurde.
Von den Kämpfen wird glaubhaft überliefert, dass keltische Krieger nackt zum Angriff gestürmt seien – wobei dies eher fanatischen
Kriegerbünden vorbehalten blieb.Während der einfache Kämpfer kaum über einen ausdrücklichen Schutz verfügte,trugen dieAdligen
Panzer unterschiedlicherArt,so als Brustpanzer aus Leder und Metall oder Schuppen- und Ringpanzer, die Ähnlichkeit mit den
mittelalterlichen Brünnen zeigten. Helme fanden sich ebenso selten und bestanden
Weitere Kostenlose Bücher