Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Titel: Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
Vom Netzwerk:
Hause. Meine Frau stockte unser Haushaltsgeld (also 70 Prozent davon) durch abhängige Lohnarbeit auf, mein Sohn verprasste unser Haushaltsgeld ( 0 , 05 Prozent davon) mit irgendeinem Mädchen, das ihn noch nicht kannte und deshalb nicht wusste, worauf es sich einließ. Und ich war, wie gesagt, ganz allein. Allein heißt bei mir auch: Allein mit der Tiefkühlpizza.
    Die bruzzelte also im Backofen so vor sich hin. Ab und zu überzeugte ich mich vom ordnungsgemäßen Zustand des Fertiggerichts, und als ich mir sicher war, dass sich die Pizza der Verzehrreife näherte, öffnete ich den Küchenschrank, um einen Teller herauszuholen. Da fand ich allerdings keinen, auf jeden Fall keinen in Pizzagröße.
    »Mhm«, dachte mein Magen, »wo sind denn all die großen Teller hin?«
    Ich suchte in der ganzen Küche. Nichts, nirgendwo war ein großer Teller zu finden. Überhaupt war auffallend wenig Geschirr in den Schränken. Einen kurzen Moment dachte ich, meine Frau hätte ihre schon öfters geäußerte Drohung wahrgemacht und wäre zu ihrer Mutter gezogen. Wobei mir gleich der nächste Gedanke durch den Kopf schoss: Hatte sie den Pubertierenden mitgenommen? Und wenn ja, hatte der seine X-Box mitgenommen? Bevor ich mich jedoch noch ausgiebiger mit den Folgen einer solchen Entscheidung auseinandersetzen konnte, entdeckte ich in einem kleinen Raum neben unserer Küche einen grauweißen Kasten. Ohne weiter darüber nachzudenken, klappte ich die Tür des Kastens auf, und siehe da: Da war unser ganzes Geschirr. Ich folgerte, dass es sich hier um eine Art Geschirrspülmaschine handelte. Ehrlicherweise musste ich mir eingestehen, dass mir der Kasten nicht ganz fremd war, schließlich hab ich ihn vor Jahren gekauft, ihn dann aber aus meinem Gedächtnis gestrichen. Nun musste ich mich mit ihm beschäftigen, schließlich beherbergte er den Pizzateller. Ich bückte mich herunter, holte die gespülten Teller heraus, meinen geliebten Happy-Meal-Becher und die Colagläser, die mir Ronald McDonald als Gratisbeigabe zu einigen Big-Mac-Menüs geschenkt hatte. Und weil ich gerade dabei war, räumte ich die komplette Maschine aus und verstaute das gesamte Geschirr in den Schränken: Oben. Unten. Mitte. Ich bückte mich, dehnte und streckte mich, bückte mich wieder, und als die Maschine ausgeräumt war, spürte ich meinen Rücken nicht mehr.
    Na ja, den Rücken spürte ich schon noch, aber er tat nicht mehr weh. Die Schmerzen, die ich noch beim Warten auf die Pizza gehabt hatte, waren verflogen. Wahnsinn. Mit beinahe 47 musste ich feststellen, dass ich den falschen Beruf gewählt hatte: Putzfrau hätte ich werden sollen!
    Nach dem Ausräumen war ich mehr als nur schwer begeistert und berichtete meiner Frau davon.
    »Schatz, ich muss dir was erzählen. Erstens, warum hast du mir nicht gesagt, dass wir eine Spülmaschine haben? Zweitens, ich hab kaum noch Rückenschmerzen!«
    »Warum? Nimmst du jetzt Morphium?«, säuselte meine Gattin eher beiläufig.
    »Quatsch, ich hab einfach nur die Spülmaschine ausgeräumt und die Teller in die Schränke gestellt, und dadurch sind die Rückenschmerzen wie weggeblasen.« Das erregte dann doch die Aufmerksamkeit meiner Frau. Offenbar sah sie wieder eine Zukunft für unsere Ehe.
    »Toll, John, dann darfst du die Spülmaschine von jetzt an immer ausräumen!«
    »Kein Problem. Mach ich. Wenn’s dem Rücken hilft, warum nicht? Mach ich jetzt jeden Tag!«
    Ganz offensichtlich eine Antwort unter Einfluss eines Adrenalinschubs. Nach zwei Tagen war mein Adrenalinspiegel wieder auf Normalmaß gesunken, und die Lust auf Spülmaschineausräumen war merklich geringer geworden. Meinem Rücken ging es zwar besser, trotzdem hatte das Ausräumen der Spülmaschine dann doch einen zu geringen Spaßfaktor, als dass ein Comedian, wie ich einer bin, das länger als zwei Tage durchhalten könnte. Da passte es ganz gut, dass auch der Pubertierende keine Lust mehr hatte, mir beim Spülmaschineausräumen zuzuschauen. Im Gegenteil, er war äußerst angefressen, weil ich ihm seine Kinderarbeit streitig machte. Schließlich hatte er sein Taschen- beziehungsweise Biergeld mit kleineren Haushaltsarbeiten wie eben dem Ausräumen der Spülmaschine aufgebessert.
    »Okay, Quentin«, sagte ich gönnerhaft. »Du darfst es wieder machen. Aber mach es ordentlich, denk dran, ich weiß nun, wie es geht! Außerdem gibt es für mich genug andere Trainingsmöglichkeiten im Haushalt.«
    Der Sohn meiner Frau schaute mich an, wie man jemanden anschaut,

Weitere Kostenlose Bücher