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Die Welt ohne uns

Die Welt ohne uns

Titel: Die Welt ohne uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Weisman
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war ein bienenkorbförmiger Stapel aus Graphitblöcken und Natururanklötzen. Durch Einführung von Stäben aus Kadmium, das Neutronen absorbiert, konnten sie die exponentielle Streuung von Uranatomen kontrollieren.
    Keine drei Jahre später verfuhren sie in der Wüste von New Mexico genau umgekehrt, dieses Mal in der Absicht, die Kernreaktion völlig außer Kontrolle geraten zu lassen. Eine ungeheure Energie wurde freigesetzt, und binnen eines Monats wurde dieser Vorgang noch zweimal wiederholt – über zwei japanischen Großstädten. Mehr als 100000 Menschen starben auf der Stelle, aber das Sterben setzte sich noch lange nach der ersten Explosion fort und bewies damit die doppelte Tödlichkeit der Kernspaltung – ungeheure unmittelbare Zerstörung und langsames Siechtum.
    Wenn wir morgen aus dieser Welt verschwänden – einmal angenommen, es geschähe anders als durch den großen Knall –, ließen wir 30000 intakte nukleare Sprengköpfe zurück. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen ohne uns explodieren könnte, ist praktisch gleich null. Das spaltbare Material in einer einfachen Uranbombe ist in einzelne Stücke aufgeteilt, sodass sie, um die für die Detonation erforderliche kritische Masse zu erreichen, mit einer Geschwindigkeit und Genauigkeit zusammengeführt werden müssen, die unter natürlichen Bedingungen nicht vorkommen. Sie fallen zu lassen, mit einem harten Gegenstand auf sie einzuschlagen, sie ins Wasser zu tauchen oder einen Felsbrocken über sie hinwegzuwälzen bliebe folgenlos. Träte der höchst unwahrscheinliche Fall ein, dass die glatten Oberflächen des angereicherten Urans tatsächlich in der erforderlich schnellen Weise in einer ramponierten Bombe zusammengeführt würden, gäbe es eine schwache Verpuffung – eine höchst unsaubere allerdings.
    Eine Plutoniumwaffe enthält eine einzige Kugel spaltbaren Materials, die, um zur Explosion gebracht zu werden, gewaltsam und exakt auf mindestens ihre doppelte Dichte komprimiert werden muss. Sonst ist sie nur ein giftiger Klumpen. Eines jedoch wird mit Sicherheit geschehen: Die Bombenmäntel korrodieren irgendwann und setzen den hoch aktiven Inhalt dieser Waffen den Elementen aus. Waffenfähiges Plutonium-239 hat eine Halbwertszeit von 24110 Jahren; das heißt, auch wenn die Hülle einer ballistischen Interkontinentalrakete 5000 Jahre braucht, um durchzurosten, ist der größte Teil der zehn bis zwanzig Pfund Plutonium in ihrem Inneren noch nicht zerfallen. Das Plutonium strahlt Alphateilchen ab – Klümpchen aus Protonen und Neutronen, die schwer genug sind, um von Fell oder sogar dicker Haut abgefangen zu werden, sich aber als verheerend für jedes Lebewesen erweisen, das sie einatmet. (Beim Menschen kann schon ein Millionstel Gramm Lungenkrebs verursachen.) Nach 125000 Jahren wäre nur noch ein Pfund übrig, das allerdings immer noch außerordentlich tödlich in seiner Wirkung wäre. 250000 Jahre würde es dauern, bis sich die Strahlungspegel der natürlichen Hintergrundstrahlung der Erde anglichen.
    Zu diesem Zeitpunkt hätte sich allerdings noch alles auf der Erde verbliebene Leben mit den immer noch tödlichen Nachwirkungen von 441 Kernkraftwerken auseinanderzusetzen.
     
    Sonnenschutz
     
    Wenn große, instabile Atome wie Uran natürlich zerfallen oder wenn wir sie auseinanderreißen, emittieren sie geladene Teilchen und elektromagnetische Strahlen, die etwa so intensiv sind wie stärkste Röntgenstrahlen. Beide sind energetisch genug, um lebende Zellen und deren DNS zu verändern. Wenn sich diese geschädigten Zellen und Gene teilen und replizieren, kommt es zu einer Kettenreaktion anderer Art. Wir nennen sie Krebs.
    Da die Hintergrundstrahlung schon immer vorhanden war, haben sich die Organismen ihr durch Selektion, Evolution und manchmal auch einfach durch Untergang angepasst. Jedes Mal, wenn wir die natürliche Hintergrundstrahlung erhöhen, zwingen wir das Gewebe lebender Organismen, darauf zu reagieren. Zwanzig Jahre bevor wir begannen, die Kernspaltung zu nutzen, zunächst für Bomben und dann in Kraftwerken, hatten wir schon einen der elektromagnetischen Geister gerufen – infolge einer Torheit, die uns erst sechzig Jahre später klar wurde. In diesem Falle haben wir Strahlung nicht frei-, sondern hereingelassen.
    Es handelt sich um ultraviolette Strahlen, die zwar beträchtlich energieärmer sind als die von Atomkernen emittierten Gammastrahlen, aber plötzlich in Stärken einfielen, die es seit Beginn des Lebens auf der

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