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Die Welt ohne uns

Die Welt ohne uns

Titel: Die Welt ohne uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Weisman
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aber offenbar keine blutigen Gruppenkriege aus. Ihr friedliches Naturell, ihre Vorliebe für spielerischen Sex mit wechselnden Partnern und ihre allem Anschein nach matriarchalische Sozialordnung und die überaus fürsorglichen Beziehungen untereinander sind zum Mythos geworden für diejenigen, die fest an die Möglichkeit eines friedlichen Miteinanders der Menschen glauben.
    Doch in einer Welt ohne Menschen wären die Bonobos, wenn sie sich gegen die Schimpansen behaupten müssten, deutlich in der Unterzahl: Es gibt nur noch höchstens 10000 Bonobos, denen 150000 Schimpansen gegenüberstehen. Da die Gesamtpopulation beider Arten vor hundert Jahren ungefähr zwanzig Mal größer war, schwinden mit jedem weiteren Jahr ihre Aussichten, lange genug zu existieren, um unsere Nachfolge antreten zu können.
    Wenn Michael Wilson durch den Regenwald wandert, hört er gelegentlich ein Trommeln. Es stammt von Schimpansen, die auf Brettwurzeln schlagen und sich so Signale übermitteln. Er folgt ihnen, manchmal durch alle dreizehn Bachbetten des Gombe-Reservats, vorbei an rankenden Winden und Lianen, die sich quer über die Pavianwechsel spannen, bis er sie zwei Stunden später oft oben auf dem Grabenbruch entdeckt. Manche sitzen auf einem Baum am Rande des offenen Waldes und fressen eine ihrer Lieblingsfrüchte, die Mango, die mit dem Weizen aus Arabien nach Afrika kam.
    1500 Meter tiefer glänzt der Tanganjikasee in der Nachmittagssonne. Dieses riesige Binnenmeer fasst 20 Prozent des weltweiten Süßwasservorkommens und so viele ortstypische Fischarten, dass man in der aquatischen Biologie von dem Galapagos der Binnenseen spricht. Dahinter erheben sich im Westen die dunstigen Hügel des Kongo, wo Schimpansen immer noch als Bushmeat, zum Verzehr bestimmtes Affenfleisch, dienen. In entgegengesetzter Richtung, jenseits der Grenzen des Gombe-Reservats, leben Bauern, die sich ebenfalls mit Schusswaffen gegen Schimpansen wehren, die ihnen ihre Palmfrüchte stehlen.
    Abgesehen von den Menschen und ihren Artgenossen haben Schimpansen hier keine echten Fressfeinde. Die bloße Tatsache, dass Schimpansen auf einem Baum sitzen, der ringsum von Gras umgeben ist, bezeugt, dass sie in weit höherem Maße als Gorillas, die sich ganz und gar auf eine Regenwalddiät spezialisiert haben, in der Lage sind, von höchst unterschiedlichen Nahrungsmitteln und Umweltbedingungen zu leben. Doch möglicherweise brauchten sie das gar nicht mehr, wenn die Menschen von der Erde verschwunden wären. Denn dann, so Wilson, käme der Wald zurück. Und zwar schnell.
    »Der Miombowald würde wieder überall in der Region Fuß fassen und die Maniokfelder ersetzen. Vermutlich würden die Paviane als Erste davon profitieren. Sie würden weit ausschwärmen und durch die Samen in ihrem Kot zur Verbreitung vieler Pflanzen beitragen. Schon bald würden überall, wo es der Boden zuließe, Bäume sprießen. Schließlich würden die Schimpansen folgen.«
    Mit der Rückkehr so vieler Beutetiere fänden sich wohl auch die Löwen wieder ein, dann die großen Tiere: Kaffernbüffel und Elefanten, die aus den Reservaten Tansanias und Ugandas kämen. »Schließlich«, hofft Wilson, »gibt es vielleicht wieder eine zusammenhängende Schimpansenpopulation, die sich im Süden bis Malawi und nach Norden bis Burundi und in den Kongo erstrecken würde.«
    Dann wäre der Regenwald wieder flächendeckend, gefüllt mit den Lieblingsfrüchten der Schimpansen und einer wachsenden Population von Roten Stummelaffen zur Deckung des Fleischbedarfs. Im winzigen Gombe-Reservat, einem behüteten Fleckchen afrikanischer Vergangenheit, das zugleich einen Vorgeschmack auf die Zukunft nach dem Menschen liefert, ist eigentlich nicht zu erkennen, weshalb irgendeine Primatenart all diesen Überfluss verlassen und unserem Beispiel folgen sollte.
    Es sei denn natürlich, das Eis käme zurück.
     

5    Die untergegangene Arche
     
    Stellen Sie sich vor, Sie fänden sich statt in Ihrer vertrauten Umgebung plötzlich in einer Landschaft wieder, die von phantastischen Geschöpfen bevölkert wird. Je nachdem, wo Sie leben, könnten es Hirsche sein mit Geweihen so dick wie drei Männerarme oder ein Ungetüm, das wie ein lebendiger Panzer aussieht. Dort gibt es eine Herde von Tieren, die Kamelen gleichen – nur dass sie Rüssel tragen. Pelzige Nashörner, große haarige Elefanten und noch größere Faultiere – Faultiere? Wildpferde von unterschiedlichster Art und Größe. Panther mit fast zwanzig Zentimeter

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