Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
hätte der Kerl übernatürliche Fähigkeiten. Tom vereinbarte mit ihm, dass er ihn am kommenden Samstag um 11:00 am Turm abholen solle.
Tom machte es sich auf dem komfortablen Ledersitz bequem. Während der gesamten Rückfahrt zum Turm staunte er darüber, dass Dalton Prestwick ja vielleicht doch ein super Typ war.
SECHZEHN
A ls Tom in die Räume der Alexander Division zurückkehrte, stellte er fest, dass Vik bereits auf ihrer Stube gewesen war. Er hatte Tom eine Nachricht hinterlassen: Ich vermute, du bist geflohen, um der Schande der Niederlage zu entgehen – aber dafür wirst du zahlen, du Saukerl! Die Siegesparade findet unten statt.
Tom wappnete sich davor, dass ihm die Sache bald unter die Nase gerieben werden würde. Vorher steckte er noch den Kopf in Beamers Raum, um zu sehen, ob er ihn zum Abendessen aus dem Bett locken konnte.
»Beamer, willst du …« Tom hielt inne.
Beamers Bett war abgezogen worden. Olivia Ossare war gerade damit beschäftigt, Beamers Habe in einen Koffer zu packen: ein paar Zeitschriften, ein Bild seiner Freundin, Zivilkleidung.
»Wo ist Beamer?«, platzte Tom heraus.
»Hallo, Tom.«
»Wo ist er?«
Olivia legte die Hände zusammen und setzte sich auf den Rand von Beamers Bett. »Möchtest du nicht Platz nehmen?«
»Nein.« Tom blieb wie angewurzelt stehen. Das hier war eine Veränderung. Er hatte sich gerade an die Vorstellung gewöhnt, dass die Dinge wochenlang gleich bleiben konnten, und nun wurde alles wieder durcheinandergeworfen. Er merkte plötzlich, dass er Veränderungen nicht mochte.
»Stephen macht gerade eine schwere Zeit durch. Er wird ein paar Tage lang untersucht werden. Wir müssen herausfinden, ob er Hilfe benötigt.«
»Und warum packen Sie dann seine Sachen zusammen?«
Ihr Blick wurde unruhig. »Es wird wahrscheinlich länger als ein paar Tage dauern.«
»Ist er jetzt verrückt, so wie Blackburn es seinerzeit war?«
Olivia gab einen Laut von sich, als hätte sie beinahe gelacht, sich dann aber wieder gefangen. »Nein. Stephen leidet an einer Art Dysphorie. Wir haben ihm Zeit gegeben, aber es wird nur noch schlimmer bei ihm. Er muss uns verlassen und professionelle Hilfe bekommen.«
»Und was geschieht jetzt? Könnte man nicht neue Gehirnsubstanz bei ihm einsetzen? Würde ihn das nicht heilen? Ich habe irgendwo davon gelesen.«
Olivia zog den Reißverschluss des Koffers zu. »Tom, Neuronaltransplantionen führt man nur dann durch, wenn aus irgendeinem Grund bei der Geburt im Stirnlappen nur mangelhafte Gehirnsubstanz vorhanden ist. Das ist etwas für Soziopathen, Psychopathen, für Hirngeschädigte. Beamer braucht das nicht.« Sie stellte den Koffer hin. »Ich kann dir nicht versprechen, dass er wieder zurückkommt, Tom, aber ich finde, du solltest dir keine Sorgen um ihn machen. Er hat den Neuronalprozessor noch nicht so lange. Im schlimmsten Fall muss man bei ihm den Neuronalprozessor stufenweise entfernen, sodass Beamer in sein früheres Leben zurückkehren kann.«
Als Tom wieder in den Flur trat, war ihm, als hätte sich ein Abgrund vor ihm aufgetan. Es gab wirklich nichts Beständiges, nichts Zweifelfreies. Sogar hier, sogar an diesem Ort, wo er geglaubt hatte, etwas Dauerhaftes gefunden zu haben, konnte sich an einem einzigen Tag alles verändern. Alles konnte blitzschnell verloren gehen.
Unten stieß er auf Vik, Yuri und Wyatt und überbrachte ihnen die Nachricht.
Yuri war zu sehr damit beschäftigt, Wyatts Hand zu halten, und Wyatt damit, das Händchenhalten zu erdulden, als dass sie sich wirklich Gedanken über Beamer hätten machen können. Nur Vik schien den Paukenschlag zu vernehmen, den Tom übermittelte. Er nickte, wirkte jedoch nicht überrascht.
»Ließ sich wohl nicht vermeiden. Was hast du denn geglaubt, als er damit angefangen hat, den Unterricht sausen zu lassen?«, führte Vik an. »Mit so etwas kommt man eben nicht davon.«
»Sie bestrafen ihn nicht, Vik. Sie glauben, er ist durchgeknallt.«
»Hör zu, Tom.« Vik fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Beamer ist ein super Typ. Echt. Er ist witzig und cool, aber manchmal ist genau das auch sein Problem. Er ist hierhergekommen, und was hat er getan? Andere würden sich den Arm abhacken, um hier sein zu können. Die würden sich wortwörtlich den Arm abhacken, wenn sie dadurch die Chance bekämen zu tun, was wir tun. Und was hat Beamer daraus gemacht? Er ist online gegangen, um mit seiner Freundin zu kommunizieren. Er hat immer nur wie verrückt im Turboverfahren
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