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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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so! Sieh mich an und hör mir zu.« Sie massierte weiter und forderte: »Kümmere dich nicht um die Illusionen! Die können dich nicht verletzen. Denk daran, dass du bei mir bist, nur bei mir, nirgendwo sonst. Wir beide müssen gleich ein wenig über unsere Grenzen hinausgehen, aber wir sind stark und schaffen es. Was auch geschieht, ich werde bei dir sein und dir helfen. Du benötigst deine Kraft allein zum Überleben, kämpfe also nicht gegen das Himmelskraut an, sondern gib dich in meinen Schutz. Du musst dich mir nur öffnen, damit ich eine magische Verbindung knüpfen kann. Vertrau dich meiner Führung an! Hast du verstanden, Kind?«
    Sie spürte mehr das Nicken, als dass sie es sah, und strich ihm übers Haar. »So ist es richtig. Du bist ein van Rhyn, du bist bis hierher gekommen, du kommst auch weiter. Konzentriere dich nur auf meine Stimme!«

    Als Möbius wieder erschien, heilte die Oberin gerade die äußerlichen Wunden. Sie überschüttete ihren Enkel dabei mit Vorwürfen, weil sie ein seltenes Konzert verpasste, nur weil er, ein Nachfahre vieler, stets siegreicher Feldherren, nicht einmal auf sich selbst aufpassen konnte.
    Möbius hatte zwei winzige Pflanzen dabei. »Ich hab nur die. Sie standen weit hinten. Oh, beschimpf doch den armen Jungen nicht so! Das hat er sicher nicht verdient.« Er betrachtete mit stetig wachsendem Mitgefühl das Opfer der bösartigen, verbalen Attacken.
    Doch der Ringlord schien weder ihn noch seine Umgebung wahrzunehmen. Sein immer wieder flackernder Blick folgte stets den Bewegungen seiner Großmutter.
    Unverdrossen weiter schimpfend, stellte sie die Pflanzen rechts und links neben dem Bett auf, strich leicht darüber und machte lockende Handbewegungen.
    Möbius’ Augen wurden groß, als die Pflanzen innerhalb von Minuten lange Stränge mit winzigen Dornen produzierten. Auf den stummen Befehl der alten Dame hin begannen diese, sich um den Ringlord zu ranken.
    »Milvana!« Nacktes Entsetzen klang durch. »Was tust du? Das ist ja grauenhaft.«
    Die Oberin schenkte ihm keinen Blick. »Reg dich ab, mein Guter! Davon spürt er kaum etwas, ist wie - was macht man noch bei euch - Akupunktur. Das Himmelskraut hat seinen Namen daher, dass es äußerlich angewandt, Giftstoffe aus dem Körper zieht. Ich werde den Vorgang gleich leiten und magisch verstärken. Geh in den Reiseraum! Vier meiner Bewahrerinnen sollten jetzt dort sein. Bring sie so schnell wie möglich her!«

    Der Pförtner stürzte aus dem Raum und warf dabei zwei Stühle um. Er kehrte schon nach kurzer Zeit schweratmend mit vier blaugekleideten Damen wieder, die sich sofort schweigend um das Bett herum aufstellten.
    »Kann ich noch irgendwie helfen, Milvana?«, fragte er.
    »Nein! Geh besser! Das ist nichts für dich, alter Freund.«
    Sie beugte sich tief über ihren Enkel und flüsterte: »Es ist so weit. Jetzt nur nicht aufgeben, Aeneas, auf keinen Fall aufgeben!«
    Bei diesen Worten legte sie die Hände schon fest an seine Schläfen und schien umgehend in eine Art Trance zu verfallen.
    Er keuchte auf, sein Körper zuckte krampfartig, bog sich schließlich in die Ranken. Er stöhnte erst leise, dann immer lauter. Milvana lockerte ihren Griff nicht, bewegte ihren Oberkörper in eigenartigem Rhythmus. Dazu gab sie einen merkwürdigen Singsang von sich. Ihre Bewahrerinnen legten ihre Hände auf den Körper des Ringlords und folgten ihrem Beispiel.
    Es dauerte nicht lange, bis auch die Frauen ächzten.

    Möbius verließ fluchtartig das Zimmer und stürzte in den nächstbesten Raum. Am liebsten hätte er das Haus verlassen, sogar das Grundstück, denn es klang bald, als tobe eine Schlacht in seinem Schlafzimmer. Möbel wurden anscheinend durch den Raum geschleudert, Glas zersprang, Schreie und Stöhnen unterbrachen den unmelodischen Gesang der Damen.
    Der Pförtner war im Badezimmer gelandet. Er setzte sich eingeschüchtert auf den WC-Deckel, hielt sich die Ohren zu und begann, laut zu summen. Irgendwann fielen ihm keine Lieder mehr ein. Er sah auf die Uhr. Es dauerte jetzt schon fast eine Stunde. Das konnte kein gutes Zeichen sein. Er versuchte weiter, sich so gut es eben ging abzulenken: Eine Fliese war gesprungen, der alte Spiegelschrank hatte doch wirklich wunderschöne Konturen: so schlicht und gerade, wie ein Spiegelschrank sie haben sollte. Seine Zahnbürste musste ersetzt werden. Er nickte. Gut, dass er sich einmal Zeit nahm, zu kontrollieren – so mitten in der Nacht, wenn alles ruhig war.
    Möbius wurde es

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