Die Weltenwanderer
Jugendlichen zu und forderten sie mit Handzeichen unmissverständlich auf, den Schutzstein herauszugeben.
»Oh, nein! So nicht, Kameraden!« Lennart schüttelte den Kopf, vollführte gleichzeitig eine Handbewegung, als wolle er sie wegschubsen.
Eine Druckwelle stieß die fünf Quinn einige Meter durch die Luft. Es entstand ein fürchterliches Durcheinander.
Begleitet von aufgeregtem Singsang rappelten sich die roten Jäger auf und blickten sichtlich verstört um sich herum. Die übrigen Quinn schienen unschlüssig, ob sie die Jugendlichen wegen der Attacke angreifen sollten oder nicht. Halbherzig drohend schüttelten sie ihre Speere.
Blitze, die Anna schwungvoll in den Himmel warf, schienen sie endgültig zur Vernunft zu bringen. Sie senkten augenblicklich ihre Waffen und wirkten ratlos bis verängstigt.
»Was glaubt ihr, mit wem ihr es zu tun habt?«, höhnte Adrian und klopfte Anna dabei anerkennend auf die Schulter. »Einschüchtern lassen wir uns nicht mehr so schnell. Kommt ihr uns noch einmal blöd, hetzen wir euch Erik auf den Hals. Den müssen wir nur erschrecken, schon steht ihr alle in Flammen.«
Erik nickte nur.
Die Quinn hatten sich mittlerweile offensichtlich beraten, bildeten eine Gasse, durch die ein größerer Quinn schritt.
Gerrit lugte um ihn herum und schrie begeistert: »Oh, Leute, bin ich froh, euch gesund wieder zu sehen.«
»Bist du in Ordnung?«, fragte Holly mit Tränen der Erleichterung in den Augen.
»Klar! Hab mir nur ganz schön Sorgen um Euch gemacht.«
»Ist ja nett«, murmelte Lennart kopfschüttelnd und hielt den Stein auf der offenen Handfläche vor sich.
Der große Quinn nahm ihn an sich und gab einen Befehl.
Gerrit wurde losgelassen und stürmte lachend zu seinen Freunden.
Während sie sich gegenseitig umarmten, rammte der Quinn seinen Speer in die Erde und hielt den Stein hoch. Der Jubel seiner Stammesmitglieder war ohrenbetäubend.
»Heißt das jetzt so viel wie Frieden?«, fragte Anna.
»Anzunehmen«, erwiderte Adrian fröhlich. »Lasst uns gehen! Vielleicht können wir dann heute Abend in unseren eigenen Betten schlafen.«
Vergessen waren alle Rachegedanken. Allein der Gedanke an ihre Heimkehr war noch in ihren Köpfen. Sie waren wieder zusammen und sie hatten es geschafft, sich eine Fahrkarte in die Heimat zu besorgen, sie hatten es tatsächlich geschafft.
Während sie wanderten, erzählten sie sich ihre gegenseitigen Erlebnisse. Selbstverständlich tauchten Begriffe wie Angst, Erschöpfung oder Schmerzen nicht auf. So nett und munter konnten die Jungmagier ihre Abenteuer im Berg schildern, dass Gerrit allen Ernstes bedauerte, nicht dabei gewesen zu sein.
»Er ist durch die Wand gegangen? Och, Mann, immer verpasse ich das Lustigste«, jammerte er.
Er selbst wusste dann unter anderem zu berichten, dass der schwarze Stein die Haut der Quinn härtete. Die jungen Quinn waren ohne die Bemalung ziemlich verletzlich, da ihre Haut von Natur aus spröde und rissig war. Seine Freunde verstanden, warum die Jäger alles versucht hatten, um den Stein wiederzubekommen. Bester Laune und deshalb großzügig vergaben sie ihnen sofort alle Missetaten.
Endlich im Dorf der Pudell angekommen sollte zunächst eine Verschnaufpause eingelegt werden. Die Hünen waren geradezu begeistert von der Ankunft des Magiers, grunzten und ließen ihn gar nicht los.
Die Jugendlichen saßen etwas abseits und löffelten ihren Brei.
»Pizza, Döner, Cola … wir kommen”, krähte Gerrit vergnügt.
»Erde, du hast uns bald wieder«, fügte Adrian an. »Ist das zu fassen, Leute?«
»Schaumbäder, frische Kleidung«, schwärmte Anna mit seligem Lächeln.
»Keine ständige Angst mehr«, ergänzte Holly. »Ich weiß gar nicht, ob ich so viel Glück verkraften kann. Wir waren gar nicht so lange weg, trotzdem kommt es mir vor, als hätte ich meine Familie jahrelang nicht gesehen. Wird das eine Wiedersehensfreude.«
Adrian zwinkerte übermütig. »Vielleicht schaffen wir es sogar noch, rechtzeitig zu den Spielen auf Rhanmarú zu sein.«
»Du hast doch einen Knall«, protestierte ausgerechnet Holly. »Wenn ich wieder auf der Erde bin, lasse ich mich erst einmal gründlichst von meiner Mama verwöhnen. Dann lege ich mich mindestens eine Woche ins Bett, nachdem ich einen Tag lang in Honigmilch gebadet habe.«
Ihr Kamerad grinste breit. »Mensch, Erik, das klingt sehr, sehr vielversprechend. Ich würde gleich mal fragen, ob du da nicht mithalten kannst.«
Erik nickte und lächelte rein
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