Die Weltenwanderer
ignorieren, dass mich vielleicht jemand erkennt? Mir wäre das egal, aber ich wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen. Ich kann mir einen Freund wie dich leisten. Du kannst dir einen Freund wie mich aber nicht leisten, ohne Gefahr zu laufen, im Kerkerturm von Rhanmarú zu landen. Du solltest mir also dankbar sein.«
»Sollte ich unsere
Beziehung
jemals beschreiben müssen, wäre Freundschaft tatsächlich kein Wort, das mir einfiele.«
Sein Gast strahlte ihn an. »Wie undankbar du bist. Aus welchem Grund hätte ich dich bei unserer letzten Begegnung denn sonst am Leben lassen sollen? Ich hätte dich mit Leichtigkeit töten können, hab dir stattdessen Wasser dagelassen und sogar Fleisch, wenn ich mich recht erinnere.«
»Stimmt! Einen Verletzten mit einem Wasserschlauch und einem Stück Dörrfleisch in der Wüste liegen zu lassen, kann nur als Beweis inniger Freundschaft gewertet werden ... der von einem Marú erbracht wird. Was willst du, Leander? Fass dich kurz!«
Der blonde Mann, in dessen ebenmäßigem Gesicht lediglich die Nase zu groß geraten war, zuckte die Achseln. »Die Wunde stammte doch nicht von mir. Ich hab sogar versucht, sie zu schließen. Kann ich etwas dafür, dass Magie auf Klantamaris nicht wirkt? Hast du etwa erwartet, ich trag dich? Hab diese Hölle selbst nur auf allen Vieren verlassen. Aber lassen wir die alten Geschichten.«
Er angelte eine Packung aus der Manteltasche und steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Umgehend glühte die auf. Er nahm einen Zug und blies den Qualm aus.
»Ich nehme an, du lasterfreies Prachtexemplar von einem Rhan rauchst immer noch nicht?! Der Tabak von Lintork in einer langen Tonpfeife ist ... unglaublich. Solltest du bei Gelegenheit mal ausprobieren. Eine Zigarette ist Mist dagegen, nur der Hauch einer Erinnerung. Aber du hast zumindest einen Scotch, oder? Schnaps brennen können die Erdenbürger unvergleichlich gut. Wenn du mir sagst, wo der Whisky steht, hol ich ihn.«
Das Gesicht verzog sich übermütig, die leicht schräg stehenden Augen blitzten auf. »Ich weiß ja nicht, ob du untenrum genauso nackig bist wie obenrum. Und ich weiß auch nicht, ob dein durchtrainierter Körper Rückschlüsse auf ... du weißt schon was, zulässt. Soll hier deinerseits ja nicht zu Peinlichkeiten kommen.«
Van Rhyn zog hörbar die Luft ein. »Was hält mich eigentlich davon ab, dich niederzustrecken und meinem Heimatplaneten einen gefangenen Marú zu schicken?«
»Die Ungewissheit, wer diesmal der Stärkere von uns sein würde!? Bisher steht es unentschieden. Laros Sola zähle ich nicht mit. Schließlich wurde die Sache zu deinen Gunsten durch unsere Leute entschieden, als wir beide kaum noch stehen konnten. Weiß bis heute nicht, wer uns diese Drogen eingeflößt hat. So, wie wir damals drauf waren, hätten wir auch noch auf allen Vieren weiter gekämpft. War das ein Spaß.«
Er lachte in Erinnerung auf, stutzte, sah zu Boden und schüttelte den Kopf. »Ich glaub, meine rechte Socke ist nass. Die Schuhe sind offensichtlich nicht absolut wasserdicht, wie ihr Verkäufer behauptete. Den mach ich kalt. Wie soll ich meinem Beruf als Attentäter nachgehen mit nassen Füßen, in ständiger Angst vor einer Lungenentzündung? Ich benötige dringend innere Erwärmung. Also sag schon, wo der Whisky steht!«
»Nebenan im Barschrank. Immer der langen Nase nach.«
Leander erhob sich, blinzelt Aeneas zu und ging ins Büro.
Links und rechts neben dem Kamin standen Ohrensessel aus altem Leder. Der Besprechungstisch für zwölf Personen war nur unwesentlich größer als der Schreibtisch. Eine Schale mit Äpfeln und Apfelsinen und ein bunter Blumenstrauß verströmten angenehmen Duft.
»Obst und Blumen? Hast du etwa geheiratet?«
Im Schlafzimmer raschelte es. »Ja! Meine Frau mischt sich nie in Männergespräche ein und schläft lieber unterm Bett.«
Leander lachte auf, während er den Barschrank öffnete. »Du hast immer noch kein Händchen für Frauen? Wenn wir mal Zeit haben, gebe ich dir ein paar Tipps, wie du sie dazu bringst, das Lager mit dir zu teilen.«
»Heißen Dank, aber deine Tipps kann ich mir vorstellen«, kam von nebenan. »Klinge an den Hals und ab unter die Laken.«
»Du meinst, es geht auch anders?« Erneut erklang Gelächter, dann ein Keuchen.
»Wow, der Whisky ist über sechzig Jahre alt«, rief er, während er an der aufgeschraubten Flasche schnüffelte. »Willst du auch einen?«
»Gehst du sofort wieder, wenn ich dir die Flasche
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