Die Weltenwanderer
Bescheid und wird dir alles Weitere erklären.«
Bei diesen Worten schob er ihn in einen Raum. »Warte hier! Wir sehen uns später wieder.«
Erik nickte zum Abschied und schaute sich um: Bücherregale an drei Wänden, mitten im Raum ein runder Holztisch mit acht Lederstühlen. Auf dem Tisch lagen Stifte und Papier. In der Mitte befand sich ein Metallring, über dem eine handballgroße Glaskugel schwebte, wie er sie aus Aeneas’ Büro kannte.
Erik setzte sich auf einen Stuhl und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum. Er sah sich noch einmal nach allen Seiten um und tippte dann gegen die Kugel. Sie ließ sich ganz leicht bewegen, glitt aber immer wieder in ihre Ausgangslage zurück.
Die Tür ging auf. Ein altes, dürres Männchen mit spitzem Gesicht und kahlem Kopf huschte in den Raum. »Wen haben wir denn da?«
Graue Augen musterten ihn. Mit Verschwörerstimme flüsterte der Alte: »Du musst wissen ...«
Erneut wurde die Tür geöffnet. Ein großer, junger Mann mit Schultern, die fast das Hemd sprengten, betrat das Zimmer. Das blonde Haar war in durchgestylte Unordnung gegelt, ein gepflegter Dreitagebart zierte das Kinn.
»Hallo!« Er stutzte verwirrt. »Guten Tag, Rufus. Was führt Sie denn in unseren Teamraum?«
Der griff sich wahllos ein Buch, nickte und krächzte: »Ich wollte ... dieses hier. Guten Tag!« Sein unsteter Blick huschte zu Erik. »Nicht mit dem Feuer spielen, junger Mann!« Mit diesen Worten eilte er aus dem Raum.
»Wer war denn das?«, fragte Erik verblüfft.
»Rufus, unser Bibliothekar. Gehört genau wie Pförtner Möbius praktisch zum Inventar und ist manchmal genauso seltsam. Kaum zu glauben, dass der einmal an Ringlordprüfungen teilgenommen hat. Den wirst du nicht oft zu Gesicht kriegen. Hockt eigentlich nur zwischen seinen Büchern oder am Computer. Aber lassen wir das! Hi, Erik, ich bin Lennart.«
Er streckte Erik die Hand zur Begrüßung entgegen, machte es sich auf einem Stuhl bequem und begann sofort, damit herumzukippeln.
»Aeneas bat mich, dir etwas über uns zu erzählen. Nun, denn: Wenn du nichts dagegen hast, kommen wir gleich zur Sache. Ich muss heute noch ein Referat vorbereiten. Wichtig für die Abinote. Wenn du etwas über Rhanmarú selbst erfahren willst, kannst du das am PC tun. Die Daten sind eingespeichert. Ich beschränke mich auf die Rhan und die nötigsten Informationen über Magie.«
Erik erfuhr, dass es zirka fünfzigtausend Rhan gab, die auf der Erde verteilt lebten. Zirka siebentausend von ihnen lebten hier in Waldsee. Lennart gab seine Vermutung zum Besten, dass jetzt, da die Erde unter dem Schutz eines Ringlords stand, mit einer Zuwanderung zu rechnen wäre.
»Wovor müssen Magier denn geschützt werden«, wollte Erik wissen und sah verdutzt drein.
»Vor anderen Magiern. In erster Linie vor unseren Erzfeinden, den Marú. Informiere dich darüber am PC! Das würde jetzt zu weit führen. Okay?«
Er nahm sein geflochtenes Lederarmband ab, um damit herumzuspielen, während er nach Eriks Nicken fortfuhr: »Unser Ringlord ist Aeneas, wie du sicher weißt. Einige der Älteren nennen ihn Ehrwürdiger. Das ist ein uralter Titel, der kaum noch gebräuchlich ist. Normalerweise nennt man ihn eben einen Ringlord. Ringlords sind die größten Magier Rhanmarús. Es gibt immer nur einhundertelf von ihnen. Das sah der Friedensvertrag zwischen Rhan und Marú seinerzeit vor. Jedes Jahr finden Vergleichswettkämpfe unter allen Großmagiern statt, die sich melden oder gemeldet werden. Die einhundertelf Besten erhalten dann einen Ring.«
»Herr van Rhyn ... Aeneas, gehört zu diesen Magiern mit einem Ring?« Erik zuckte mit den Schultern und sah ungläubig drein. »Also, ich kenne ihn ja kaum. Er konnte auch eine Flasche öffnen, wirkte auf mich jedoch ... ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll, also ...«
Lennart unterbrach erheitert: »Er gehört seit vier Jahren sogar zu den zweiundzwanzig Hochlords, die wiederum die Elite der Ringlords sind. Und er wirkt wohl nicht wie einer, weil er nie einer sein wollte. Sagt jedenfalls mein Vater, ein guter Freund von ihm. Aber Aeneas’ Privatleben gehört nicht hierher.« Er stutzte. »Dich überrascht, dass er eine Flasche öffnen kann?«
Leichte Röte überzog Eriks Wangen. »Na, er sagte, eine Wasserflasche mit Magie zu öffnen, sei schwieriger, als einen Wirbelsturm zu entfachen. Er konnte es aber ... mit Luft und Druck und Reibung.«
Die Röte vertiefte sich, weil Lennarts Augen vor Vergnügen feucht
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