Die Weltenwanderer
zurück und presste sich an die rechte Wand. Ohne Blickkontakt funktionierte ein mentaler Zauber nicht. Beeinflussen konnte er den Mann auf der Kellertreppe also nicht. Vielleicht tat es eine Illusion?
Ein Hologramm von ihm erschien und ging die Treppe hinunter. Schüsse in schneller Folge waren zu hören. Stille setzte ein.
Nachladen! Das war die Chance. Aeneas sprintete los, sah aber niemanden mehr.
Holzscheite stapelten sich an einer Wand, zwei Fahrräder lehnten an einer anderen.
Er betrat einen Flur mit drei Türen und dem Hintereingang. Bereit für einen Zauber, fand er im ersten Raum die Waschküche, im zweiten die Heizungsanlage.
Die Hintertür war abgeschlossen. Der Schlüssel steckte innen. Es musste also der dritte Raum sein. Schüsse aus den oberen Stockwerken ignorierte er, konzentrierte sich darauf, gleich sehr schnell einen Schutzzauber weben zu müssen.
Er öffnete die Tür mit einem Zauber, während er sich selbst neben dem Türrahmen an die Wand presste. Nichts geschah. Er musste sich zeigen, atmete durch und betrat einen Raum, den eine nackte Glühbirne erhellte.
Ein dicker Glatzkopf, ganz in Schwarz gekleidet, stand vor einer Matratze und hielt einer leichenblassen Frau seine Pistole an den Kopf.
Deren Augen waren aufgerissen, ihr Körper bebte.
»Was soll das werden?«, fragte der Glatzkopf. »Der Preis war ausgehandelt, die Arbeit erledigt. Wir hätten liefern können. Dann hieß es, er will sie nicht mehr, und wir müssten uns mit der Anzahlung begnügen. Jetzt weiß ich es besser. Zuck ja nicht mit der Wimper, wenn dir etwas an der Frau liegt! Ohne unser restliches Geld bekommst du sie nicht.«
»Natürlich nicht. Wer hat euch beauftragt?«, wollte van Rhyn wissen.
Wie in Trance antwortete der Dicke: »Wir haben keinen Namen. Der Auftrag kam per Telefon, die Anzahlung im Umschlag. Dann wurde die Aktion abgeblasen. Mehr weiß ich nicht.«
»Okay!« Aeneas nickte ihm zu. »Dann wirst du jetzt die Frau loslassen und dich schlafen legen. Du bist müde.«
»Ich bin müde.« Der Glatzkopf steckte die Pistole ein, legte sich auf die Matratze und schlief ein.
»Wer sind Sie?«, fragte Leona immer noch misstrauisch. Ihre Stimme zitterte.
»Ich bin der Mann, in dessen Obhut Sie Erik gaben.«
Sie eilte auf ihn zu, klammerte sich an seinen Arm und starrte ihn aus großen Augen an. »Geht es ihm gut?«
Aeneas nickte, hörte Schritte auf der Kellertreppe und flüsterte: »Rasch! Wollen Sie lieber nach Xerxas oder nach Waldsee?«
»Was?« Ihr Blick spiegelte Verwirrung. Sie fing sich jedoch schnell. »Nach Xerxas! Ich will nicht mehr fliehen müssen, halte das nicht länger aus. Ich habe niemanden ermordet. Es war ein Unfall.«
Sie krallte ihre Finger in seinen Arm, dass es schmerzte. »Kümmern Sie sich um Erik! Sobald ich alles geregelt habe, werde ich ihn besuchen. Sagen Sie ihm das.«
»Wer ist er?«
»Der Sohn einer verstorbenen Freundin. Aber er ist ein Rhan. Glauben Sie mir! Deswegen kann ich ihn nicht mitnehmen. Er gehört zu euch.«
Die Schritte waren jetzt ganz nah zu hören. Aeneas wollte sich gerade umdrehen, als ihn etwas am Hinterkopf traf.
»Tut mir leid, mein ...« war alles, was er hörte, bevor er die Besinnung verlor.
Nur noch von Zeit zu Zeit glitt Lennarts Blick zum Team. Plötzlich stutzte er. Die Kugel wurde klar und sank in die Ausgangslage zurück.
Er strich über das Glas, dachte dabei an seine Mannschaft. Nichts geschah. Konnten diese Dinger kaputt gehen?
Er kratzte sich am Kopf und befahl: »Zeig mir den Kirchturm!«
Im Lichtkegel erschien der blau angestrahlte Turm.
Das gab’s doch nicht. Das Ding schien zu funktionieren. Wieso konnte er dann sein Team nicht sehen?
Nach zwei weiteren vergeblichen Verbindungsversuchen ging er in die Bibliothek, um es dort zu probieren. Die Kugel blieb auch hier klar. Er griff nach seinem Handy und wählte Aeneas’ Nummer. Eine Bandstimme klärte ihn darüber auf, dass der Teilnehmer zurzeit nicht erreichbar sei.
Frustriert ließ er sich in einen Lesesessel fallen und wählte eine andere Nummer. Ralf meldete sich. »Hi, Lennart! Rufst du an, um mir mitzuteilen, dass ihr aufgebt.«
»Nein! Hast du Kontakt zu deiner Gruppe?«
»Ist eben abgerissen. Sie haben gerade das Gebirge erreicht. Werden wohl ’ne kurze Rast einlegen und ruhen sich in einer Höhle aus. Du weißt doch: Magier können Berge versetzen, jedoch nie in sie hineinsehen. Das gilt auch für unsere magischen Kugeln. Machst du dir Sorgen um deine
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