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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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wimmern. Er konnte dessen Angst nicht nur verstehen, er teilte sie in vollem Umfang. Er mochte keine schnellen Karussells, und eine Achterbahnfahrt war nichts im Vergleich zu dieser rasanten Tour in völliger Finsternis. Gern hätte er zumindest irgendetwas gesehen. Oder vielleicht doch besser nicht, dachte er, als er unter sich einen rötlichen Schimmer wahrnahm. Die Spur verlief nicht mehr ganz so steil, dafür wurde sie immer holpriger. Seine Fahrt wurde stetig langsamer. Sekunden später landete er hart auf festem Boden, fiel halb auf Gerrit, der sich gerade wackelig aufrappelte.
    Erik schüttelte sich unwillkürlich, schickte ein Dankgebet nach oben, versuchte, seine Atmung zu beruhigen und schaute sich um. Er sah die übrigen Gruppenmitglieder wartend im Halbkreis stehen. Auch Holly war unter ihnen. Ihr kurzes Lächeln zeigte ihm, dass sie unverletzt war.

    Sie befanden sich in einem düsteren Felsengang, der allerdings so groß war, dass sogar ein Bus hätte hindurchfahren können. Einzige Lichtquellen waren unzählige, glitzernde Steine, die die Röhre in schummriges Rot tauchten.
    »Es tut mir leid, dass wir hier gelandet sind. Das ist alles meine Schuld, aber ich habe das Loch nicht gesehen. Danke, dass ihr gekommen seid«, erklärte Holly. Ihre Stimme klang heiser. »Allein war mir noch unheimlicher zumute.«
    Erik legte ihr einen Arm um die Schultern und versuchte zu trösten: »Ich wäre unfreiwillig kurz nach dir unten gewesen, hätte Lennart mich nicht festgehalten. Außerdem ist es warm. Ich bin ganz froh, hier zu sein.«
    Sie schenkte ihm erneut ein Lächeln.
    Anna schien die neue Lage, in der sie sich befanden, nicht als Verbesserung zu empfinden. Ihre Stimme zitterte hörbar, als sie fragte: »Und was machen wir jetzt? Warten wir nun auf Aeneas, Lennart?«
    Der zuckte die Achseln. »Weiß nicht so recht! Hätte er nicht ernste Probleme, hätte er uns schon geholt. Ich denke, wir sehen uns besser mal um. Wir haben schließlich weder Proviant noch Wasser dabei.«
    »Du willst hier rumlaufen? Was machen wir, wenn es wilde Tiere oder Schlimmeres gibt?«, protestierte Anna. »Ich denke, wir sollten doch lieber genau hier bleiben.«
    Adrian baute sich direkt vor ihr auf und schnauzte wütend: »Sag mal, bist du wirklich die doofe Blondine aus den Witzen, oder tust du nur gern so? Was glaubst du denn, warum Aeneas uns noch nicht abgeholt hat? Schon vergessen? Jemand hat ihn vermutlich angegriffen. Vielleicht kann er uns nicht mehr – für dich ganz deutlich: nie mehr – abholen. Wenn wir nicht während unserer eventuell völlig unsinnigen Warterei verdursten und verhungern wollen, werden wir uns umsehen müssen. Hast du endlich kapiert?«
    Anna riss die Augen auf und schlang die Arme um ihren Oberkörper.
    Seine Worte lösten allgemeines Schweigen aus.
    Erik stellte fest, dass es einen großen Unterschied machte, ob man etwas nur dachte, oder ob es ausgesprochen wurde. Er hörte Holly schniefen und sah Gerrit heftig blinzeln.
    »Ringlords sind nicht so leicht umzubringen, wir sollten also nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen. Bisher wissen wir nur, dass wir eben nichts wissen. Solange das so ist, müssen wir notgedrungen für uns selbst sorgen. Lasst uns gehen!« Lennart stapfte los. »Seid bloß wachsam!«

    Der Tunnel ging schnurgeradeaus und schien endlos zu sein. Ihre ohnehin gedrückte Stimmung wurde dadurch nicht besser.
    Sie waren einige Zeit unterwegs, ohne, dass einer ein Wort gesprochen hätte, als der Gang in einer Art Pflanzenvorhang endete. Rotbraune Gebilde, die an trocknen Seetang erinnerten, hingen dicht an dicht von der Decke.
    Lennart gab Adrian ein Zeichen, und der zückte sofort sein Schwert. Gerrit sah ihn erstaunt an, griff jedoch auch zur Waffe.
    Erik verstand diese Vorsichtsmaßnahme überhaupt nicht. Was sollte schon gefährlich an verdorrten Pflanzen sein? Er drängte sich an Adrian vorbei auf den Vorhang zu und schob ihn mit den Händen auseinander. Dabei sah er seine Freunde über die Schulter hinweg herausfordernd an und witzelte: »Ich habe es geahnt: Er greift nicht an.«
    »Das glaube ich einfach nicht«, knurrte Lennart entnervt. »Gut, dass wir uns hier so prima auskennen und keine Vorsicht walten lassen müssen. Wir, mit unserer messerscharfen Intelligenz, sehen selbst auf fremden Planeten natürlich sofort, was giftig oder ungiftig, was gefährlich und was ungefährlich ist. Aeneas wäre stolz auf uns.«
    Erik wollte rasch zurückweichen, knickte um, fiel und landete

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