Die Weltenwanderer
richtig nett sogar. Das war jetzt kein Witz. Sollten diese Riesen dir zu nahe kommen und dein Schwert als Zahnstocher benutzen wollen, verteidige ich dich deshalb mit meinen Zaubern.«
Während sie Adrian anlächelte und weiter ihre Hände knetete, nickte Gerrit. »Wenn ich mich so umsehe, vertraue ich lieber auf Annas und Lennarts Kräfte. Ins Bein beißen will ich hier keinem. Das wäre mir äußerst zuwider.«
Ein Grinsen stahl sich in alle Gesichter. Was vielleicht auch damit zusammenhing, dass die Dorfbewohner offensichtlich das Interesse an den Besuchern verloren hatten und sich wieder ihren Beschäftigungen zuwandten.
Kurze Zeit später wurden sie zum Essen eingeladen. Ihr Führer klopfte Lennart auf die Schulter und zeigte nickend auf den Kessel.
»Das musst du nicht übersetzen«, seufzte Adrian. »Ich bin nur gespannt, ob wir das auch überleben.«
Sie erhielten Holzschüsseln mit rotbraunem Brei.
Adrian starrte traurig in die Schüssel. »Manchmal beneide ich unsere Nachbarn von der nebligen Insel doch. Bei dem, was die so futtern, dürfte sie selbst diese Pampe nicht schrecken! Mir hingegen wird ganz übel.«
Erik konnte kaum ein Würgen unterdrücken. »Also ehrlich, ich finde, das sieht aus wie schon mal gegessen. Ich verspüre nicht mehr den geringsten Appetit. Wie lange kann man eigentlich ohne Nahrung überleben?«
Anna sah fast angewidert zum Jüngsten der Truppe, der bereits vorsichtig kostete.
Gerrits großer Begleiter sah sich dadurch erneut veranlasst, diesem auf die Schultern zu klopfen. Gerrit fiel vornüber von der Bank auf die Knie und hatte Mühe, die Schüssel festzuhalten.
»Ich versuch wirklich, nett zu sein. Warum haut der mich dauernd?«, jammerte er, was ihm nur fröhliches Gelächter seiner Kameraden einbrachte.
»Was brauchst du Feinde, wenn du solche Freunde hast?«, knurrte er daraufhin mit säuerlicher Miene. Sein neuer Partner zog ihn wieder auf die Füße und nagelte ihn förmlich auf den Sitz.
»Na, sag ich doch«, erklärte Gerrit mitgenommen.
Sie probierten nacheinander alle die fremde Speise und fanden sie entgegen ihrer Erwartung zumindest genießbar, allerdings ausgesprochen matschig und süß.
»Entweder unsere Gastgeber waren lange nicht mehr auf der Jagd, oder sie sind Vegetarier«, stellte Lennart fest und aß ein wenig beruhigter weiter.
Der Appetit der Jugendlichen hielt sich in Grenzen, denn mit jedem Bissen schien der Brei süßer und schleimiger zu werden.
Die Hünen verzogen sich kurze Zeit später nacheinander in die umliegenden Hütten. Offensichtlich war ihre Schlafenszeit angebrochen. Ihr ehemaliger Führer kam, forderte sie erneut auf, ihm zu folgen und brachte sie in eine Hütte, die etwas abseitsstand. Er wies auf ein paar geflochtene Pflanzenmatten, grunzte zum Abschied und ging.
Alle schauten sich um, und Adrian bemerkte nüchtern: »Von Einrichtungen jeder Art scheinen die nicht viel zu halten. Ansprechend ... leer hier!«
Holly befühlte unterdessen schon einmal die Decken. »Die sehen aus wie grobe Bastmatten, sind aber ganz weich«, staunte sie. »Fühlt sich fast an wie Baumwolle.«
»Bestimmt haben sie die Gräser mit ihren großen, gelben Zähnen weich gekaut! Ihr trüber Speichel gab den unschuldigen Pflanzen dann den Rest«, vermutete Adrian breit grinsend.
Sie sah ihn angeekelt an. »Du bist manchmal richtig widerlich.«
»Meinst du? Soll ich dir erzählen, wie Gummibärchen hergestellt werden?«
»Hört schon auf und nehmt Euch einfach was zum Schlafen«, bat Lennart müde.
Es dauerte nicht lange, bis alle sich eine Matte und einen Schlafplatz ausgesucht hatten. Es gab zu ihrer Freude sogar kleine Kissen aus geflochtenen Gräsern.
Erik war hundemüde, konnte jedoch nicht einschlafen. Solange man wach war und blöde Reden führte, war es erträglich. Jetzt in der Stille begriff er erst richtig die ganze Tragweite ihrer Lage. Ob die grunzenden Riesen ihnen wirklich wohlgesonnen waren, musste sich erst noch zeigen. Und der Gedanke, seinen Lebensabend vielleicht hier verbringen zu müssen, jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Außerdem musste er ständig daran denken, was Aeneas passiert sein konnte.
Dem unterdrückten Schluchzen aus allen Ecken des Raumes nach zu schließen, hatten seine Freunde zumindest ähnliche Gedanken.
Lennart meldete sich mit einem Seufzen zu Wort: »Leute, denkt positiv! Vor ein paar Stunden standen wir ohne jeglichen Proviant kurz vor dem Erfrierungstod. Jetzt haben wir gegessen,
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