Die Weltenwanderer

an.
    Die Custoren bauten sich mit gesenkten Waffen links und rechts neben ihrem Trainer auf.
    »Mannomann«, krächzte Gerrit. »Geht’s dir noch gut? Ich mach gleich unter mich.«
    »Anna halte dich bereit«, befahl Lennart leise. »Aber wir versuchen erst einmal, ganz harmlos zu wirken.«
    »Oh, das ist leicht«, zischte Adrian düster. »Wir wirken auf die garantiert harmlos, selbst wenn wir die Zähne fletschen und Waffen schwingen. Vielleicht würden sie das sogar lustig finden. Das nächste Mal treffe ich die Entscheidung.«
    Erik stimmte ihm insgeheim zu. Er hatte das Gefühl, Pudding in den Knien zu haben. Was hatte ihr Trainer sich bloß bei dieser Aktion gedacht?
    Die Gestalten kamen näher, stießen tiefe Laute aus, wobei sie platte, braungelbe Zähne freilegten.
    Adrians Schwert zuckte unwillkürlich hoch.
    »Steck es weg!«, fluchte Lennart unterdrückt.
    »Darf ich schreien?« Gerrits Frage fand keine Beachtung.
    Die Hünen blieben kurz vor der Gruppe stehen. Einer von ihnen grunzte in ihre Richtung.
    »Kannst du das verstehen, Lennart?«, fragte Erik hoffnungsvoll.
    »Du vielleicht?« kam die unwirsche Antwort.
    »Ich dachte an Telepathie«, verteidigte er sich.
    »Glaubst du, dass die extra für mich in einer mir verständlichen Sprache denken?«
    Erik kam sich unglaublich dämlich vor.
    Der gepanzerte Hüne grunzte erneut und winkte mit der Hand.
    »Ich kann ihn doch verstehen«, erklärte Lennart matt. »Wir sollen ihnen folgen.«
    »Ihnen folgen? Bist du jetzt vollkommen durchgeknallt?«, fragte Adrian gehetzt. »Willst du unbedingt dahin, wo vielleicht noch mehr von diesen Kreaturen hausen?«
    »Was würdest du denn vorschlagen? Gegen sie kämpfen? Halte ich für gewagt. Wegrennen? Wohin?« Lennart ging schon auf die Gruppe zu.
    Die anderen wechselten entsetzte Blicke, folgten ihm aber.
    Erik kam sich zwischen den Riesen winzig und verletzlich vor.
    »Wenn das man gut geht«, flüsterte er mehr zu sich selbst.
    »Fiel mir auch gerade ein«, gab Lennart zu und sah zu einem Hünen hoch, dem er nicht einmal bis zur Brust reichte. »Seid bloß wachsam!«
    »Wir sollen wachsam sein? Wer war denn hier der Schlaumeier, häh?«, ranzte Adrian bissig. »Ein paar Blitze hätten gereicht. Zisch und Schluss!«
    »Schon vergessen, wie weit ihr auf Lannea mit Blitzen gekommen seid? Diese Hünen scheinen gut gepanzert. Und noch etwas: Kannst du nicht zumindest so tun, als wärst du mit der Denkungsweise eines Rhan vertraut? Sie haben uns nichts getan. Warum sollten wir sie angreifen? Die Abstammung vom Tierreich merkt man dir wirklich mehr als deutlich an!« Lennart war anzuhören, dass seine Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren.
    »Waaas?« Adrian starrte seinen Trainer wütend an und öffnete den Mund zum Protest.
    Erik kam ihm mit dünner Stimme zuvor. »Oh, Mann, streitet euch jetzt nicht auch noch! Mir ist mulmig genug.«
    Anna schluckte hörbar. »Wir hätten einfach warten sollen, aber auf mich hört ja keiner.«
    Nicht einmal Adrian ließ sich diesmal zu einer Erwiderung hinreißen. Er knirschte lediglich mit den Zähnen.
    Schweigend gingen sie zwischen ihren Führern weiter, bis Gerrits Magen erneut knurrte. Einer der Hünen bot ihm daraufhin Palmenrinde an, die der Kurze kopfschüttelnd, jedoch charmant lächelnd ablehnte.
    »Einige Geräusche werden überall verstanden«, bemerkte Adrian. Ein wenig Nervosität war durch die nette Geste des Riesen offensichtlich von ihm abgefallen. Jedenfalls hielt er nicht mehr ganz so krampfhaft den Schwertknauf fest.
    Der freigiebige Hüne ließ nicht so schnell locker. Er fletschte die Zähne, was vielleicht auch ein Lächeln sein sollte, nickte mit dem Kopf und haute Gerrit fast um, als er ihm das Stück Rinde gegen die Brust drückte.
    »Lennart! Hilfe!«, stammelte der unglücklich, aber unverändert freundlich in Richtung Anbieter lächelnd.
    »Scheint nicht giftig zu sein. Iss doch einfach!«, ermutigte der ihn achselzuckend.
    »Bist du verrückt?«
    »Ihrem Wachstum nach zu schließen ist das Zeug sehr nahrhaft«, erklärte Adrian.
    Zur Überraschung aller schluckte Gerrit tatsächlich tapfer und schob die Rinde in den Mund.
    Der Spender schlug Gerrit daraufhin begeistert auf die Schulter, was den umgehend in die Knie zwang. Er rappelt sich wieder hoch, kaute vorsichtig und schmatzte. »Süß, längst nicht so hart und trocken, wie ich dachte. Solltet ihr auch mal probieren!«

    Sie folgten ihren Führern bis in ihr Dorf.
    Eigentlich war es nicht mehr,