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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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getrunken und liegen warm und sogar halbwegs gemütlich in einer Hütte. Unsere Gastgeber sehen zwar wild aus, scheinen aber friedlich zu sein. Da sie vor uns ganz sicher keine Angst haben, fällt mir für ihr Verhalten sonst kein anderer Grund ein. Habe eben noch einmal vor die Hütte geschaut. Wachen wurden nicht aufgestellt. Ich schließe daraus, dass sie uns als Gäste und nicht als Gefangene ansehen. Okay?«
    Nach kurzer Bedenkzeit meldete Anna sich zu Wort. »Danke, Lennart! Das klingt logisch. Ihr werdet es nicht glauben, aber ich bin tatsächlich froh, dass ihr nicht auf mich gehört habt.«
    Adrian konnte sich ein: »Hört! Hört!« nicht verkneifen, und Gerrit schloss sich Annas Dank an und erklärte: »Als Gast kann ich bestimmt besser einschlafen. Noch besser könnte ich schlafen, wenn ich wüsste, dass es nicht für lange ist.«
    »Dass Aeneas immer noch nicht hier ist, ist kein gutes Zeichen, oder?«, gab Holly leise zu bedenken. »Ihm muss etwas Schlimmes zugestoßen sein.«
    Ihr Trainer versuchte es erneut mit Trost. »Wenn jemand nicht so leicht umzubringen ist, dann ist das unser Lord. Er hat meinem Onkel Goran während seiner Zeit bei den Schattenkriegern einmal das Leben gerettet. Selbst verletzt hat er angeblich noch eine halbe Armee besiegt und meinen schwer verwundeten Onkel in Sicherheit gebracht. Solche Geschichten erzählte Goran zuhauf, übertrieb allerdings gern ein bisschen. Aus eigener Erinnerung weiß ich, dass Aeneas einmal für tot erklärt werden sollte, nachdem er nach einer Schlacht auf Klantamaris als verschollen galt. Das ist ein Planet, auf dem Magie wegen der zu dichten Atmosphäre nicht eingesetzt werden kann. Die Schattenkrieger suchten drei Monate und gaben schließlich auf. Nicht einmal der Mutter Oberin gelang es, ihn aufzuspüren. Trotzdem weigerte sie sich, einer Gedenkfeier zuzustimmen. Nach weiteren sechs Wochen tauchte ihr Enkel tatsächlich wieder auf Rhanmarú auf. Ihr solltet ihn also nicht so schnell aufgeben.«
    Erik dachte unwillkürlich, dass ihr Trainer ein würdiger Vertreter ihres Ringlords war. Allein die ruhige Stimme hatte bewirkt, dass er sich etwas leichter fühlte.
    Neben ihm wollte Adrian interessiert wissen: »Und was ist auf Klantamaris passiert?«
    Lennart stieß ein Lachen aus, bevor er antwortete: »Glaubst du wirklich, Aeneas hätte auch nur ein Wort darüber verloren? Dann kennst du ihn nicht so gut, wie ich dachte. Frag ihn mal nach seinen Erlebnissen! Du bekommst immer dieselbe Antwort.« Er ahmte die Stimme des Ringlords nach, als er weitersprach: »Es ist vorbei, nicht mehr von Belang.«
    Hier und da erklang ein Kichern.
    »Können wir jetzt alle etwas Mut fassen und schlafen, ohne unsere Kissen nass zu weinen?«, fragte der Trainer gedehnt.
    »Ich glaube schon«, stimmte Erik zu. »Danke und gute Nacht.«
    Nachdem alle eine gute Nacht gewünscht hatten, war es tatsächlich still.
    Lennart blickte noch lange an die Hüttendecke. Was er erzählt hatte, hatte den Tatsachen entsprochen. Die Erde war jedoch nicht Klantamaris. Ein Magier konnte dort nicht einfach verschwinden. Was konnte nur geschehen sein? Er wälzte sich und seine Gedanken hin und her und fand lange keinen Schlaf.

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12
    Der Bote suchte währenddessen nach den Jugendlichen. Fast ohne Pause saß er vor seiner Kugel und hakte gewissenhaft Planet für Planet ab. Währenddessen entwickelte er verschiedene Szenarien für die Hinrichtung seines ungeliebten Neffen. Von Zeit zu Zeit huschte dabei ein Lächeln über sein Gesicht.

    In Waldsee ging das Leben seinen üblichen Gang. Wenn jemand von den abgereisten Wettkämpfern sprach, dann meist im Zusammenhang mit den Spielen.
    Nur Möbius störte den gewohnten Alltag. Stets mit einer kleinen Topfpflanze derselben Gattung bewaffnet, schlich er durch sämtliche Räume des Herrenhauses und verteilte die geradezu trostlos anmutenden Blümchen. Dass er ein Pflanzennarr war, wusste jeder, weil sein Pförtnerhaus eher wie eine Gärtnerei aussah. Da er jedoch nur selten im Herrenhaus auftauchte, war seine ständige Gegenwart schon verwunderlich.
    Frau Meise stellte ihn auch prompt zur Rede und erhielt eine etwas unverständliche Antwort.
    Zunächst erklärte er, dass es merkwürdig rieche, es sei ein alter, verderbter Geruch im Haus.
    Die Hausdame war sichtlich empört und widersprach vehement, da sie stets darauf achtete, dass ausreichend gelüftet wurde. Der Duft, den die mit Gewürznelken gespickten Orangen verbreiteten, wäre

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