Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Weltreligionen. Vorgestellt von Arnulf Zitelmann

Titel: Die Weltreligionen. Vorgestellt von Arnulf Zitelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf: Zitelmann
Vom Netzwerk:
einstecken und sich mit halben Siegen zufrieden geben müssen, wenn die Mekkaner ihre Truppen gegen ihn ausschickten.
     Und Muhammad musste erleben, wie andere, selbst ernannte Propheten, ihm die Führerschaft streitig zu machen suchten. Niemals
     jedoch verließ ihn die Siegesgewissheit. Sie hatte ihre Wurzeln in dem Erlebnis, als der Engel ihn auf dem Berg Hira gewürgt
     hatte: »Trag vor in des Herrn Namen, der euch schuf aus blutigem Samen!« Damals hatte er seine Berufung angenommen, Allah
     konnte ihn darum nicht verlassen.
    Mekka fiel ihm fast kampflos zu. Die Einwohner der Stadt fürchteten ein Blutbad, hatten sie doch 20 Jahre den Propheten und
     die Muslime befehdet. Im Angesicht der Kaaba fragte Muhammad sie: »Ihr Leute von Mekka, was werde ich mit euch machen?« Sie
     antworteten: »Du bist ein großmütiger Bruder, der Sohn eines großmütigen Bruders!« Da verzieh er ihnen und sagte: »Wie Josef, |180| der Prophet, seinen Brüdern vergab, vergebe ich euch. Ich werde euch nichts nachtragen. Geht zu euren Häusern, ich schenke
     euch Freiheit!«
    Als Muhammad unerwartet im Alter von 62 Jahren starb, hatte er 19 Feldzüge angeführt, und die Stämme im »Land der zwei heiligen
     Stätten«, Mekka und Medina, waren zu einer Nation zusammengewachsen.
    Muhammad starb zu Medina am Montag, den 13. Rabi I des Jahres 11, in den Armen von Aisha, am 8. Juni 632 unserer Zeit. Von
     ihr, seiner geliebten »Roten«, hatte er sich mit den Worten verabschiedet: »Stirbt ein Prophet, lässt man ihn die Stätte sehen,
     die ihm im Paradies bereitet ist, und er kann wählen, ob er bleiben will oder weiterleben möchte.« Nur eins seiner sechs Kinder
     überlebte ihn, Fatima, die jüngste seiner vier Töchter. Sie starb ein halbes Jahr nach dem Propheten. Aus Fatimas Ehe mit
     Ali stammten drei der fünf Enkelkinder, darunter Husain, von dem wir noch hören werden. An Besitztümern hinterließ Muhammad
     einen weißen Maulesel, Waffen und eine kleine Liegenschaft. Abu Bakr, Schwiegervater und Nachfolger des Propheten, ließ den
     Entschlafenen unter dem Estrich von Aishas Haus zur Ruhe betten.
    »Friede sei mit ihm«, sagen Muslime, sooft sie Muhammads Namen oder den eines anderen Propheten aussprechen. Denn bis zum
     letzten Gericht Allahs bleibt das Schicksal jedes Menschen in Schwebe. Muhammad war ein großer Mann, der in vielen seiner
     Rollen Großes leistete: als Staatschef, oberster Richter, Feldherr, Schlichter, Lehrer und als erster Rezitator des Koran.
     Dennoch, so groß der Gesandte auch war, er blieb dabei doch nur ein Mensch. Auf des Ewigen Erbarmen angewiesen, wie jeder
     andere auch. So verkündete es der Gesandte, so sehen es seine Muslime. Darum lieben sie Muhammad und bitten, tagtäglich, wann
     immer sie seinen Namen nennen, dass Allah seinem Gesandten Frieden schenke, wenn einst die Taten der Erdbewohner endgültig
     gewogen werden.
    Aisha und der eifersüchtige Prophet
    »Ich empfand Eifersucht wegen der anderen Frauen, die sich ihm schenkten«, gestand Aisha. Eifersucht auch gegen Kadisha, Muhammads
     erste Frau, die der Prophet weiterhin beständig verehrte und von der er oft sehnsuchtsvoll redete. Wer wüsste nicht von Muhammads
     Frauengeschichten? Sie waren legendär, und daran waren die Christen des europäischen Mittelalters nicht ganz unschuldig: In
     Europa stellte man Muhammad als hemmungslosen Wüstling dar, |181| der den Islam mit dessen Vielweiberei nur zu dem Zweck in die Welt gesetzt hatte, seine Triebe auszuleben.
    In Wahrheit wissen wir fast nichts über das Privatleben des Propheten. Er hielt es streng vor der Öffentlichkeit verborgen.
     Keiner durfte unaufgefordert oder ohne vorherige Anmeldung sein Haus betreten. Ja, er warf mit Gegenständen nach Neugierigen,
     die ihren Kopf an seinem Fenster zeigten. Dasselbe galt für die Häuser seiner Frauen, die waren restlos tabu. Muhammad sprach
     über sich: »Keiner ist eifersüchtiger als Allah, und kein Mensch ist eifersüchtiger als ich.«
    Dennoch, seine Gefährten haben mitgezählt. Mit 13 Frauen lebte Muhammad in ehelicher Gemeinschaft. Egal, ob sich darunter
     reine Zweckehen befanden, den gleichen Anspruch auf ihn hatte jede der Frauen. Und damit nicht genug. Nachdem er mit seinem
     Flügelpferd Burak in den Himmel geritten war, kamen im Paradies noch andere Gefährtinnen dazu. Kadisha erzählte er davon:
     »O Kadisha, du musst wissen, Allah hat mich mit Maria, der Mutter des Messias, in die Ehe gegeben!« Und Aisha gegenüber

Weitere Kostenlose Bücher