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Die Weltreligionen. Vorgestellt von Arnulf Zitelmann

Titel: Die Weltreligionen. Vorgestellt von Arnulf Zitelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf: Zitelmann
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sinngemäß heißt:
     Von drei Bergen herab hat der Ewige den Völkern die eine Wahrheit verkündet, zugeschnitten auf die Eigenart jeden Volkes!
    |185| Im 8. Jahrhundert trat ein Abu Isa aus Persien als jüdischer Messias auf, der Judentum, Christentum und Islam als gleichberechtigte
     Religionsformen anerkannte. In Europa war es der Philosoph und Theologe Nikolaus von Kues, der im 15. Jahrhundert erklärte:
     »Moses beschrieb einen Weg, doch er wurde nicht von allen angenommen und verstanden. Christus erleuchtete und vollendete ihn,
     doch blieben noch viele ungläubig. Muhammad wollte diesen Weg als leichteren verständlich machen, damit alle, auch die Götzendiener
     ihn annähmen.« Ökumenische Hoffnungen schlugen sich auch in Gotthold Ephraim Lessings
Nathan der Weise
aus dem 18. Jahrhundert nieder. In diesem Drama beantwortet der Jude Nathan die Frage des muslimischen Sultans Saladin nach
     der wahren Religion anhand der Parabel von den drei Ringen und den drei Söhnen eines Herrschers aus dem Osten, von denen jeder
     wissen möchte, ob denn sein Ring der einzig wahre und echte sei. Sie befragen einen Richter, und der urteilt weise: Jeder
     der Ringe ist echt, solange sein Träger nach den Gesetzen seines Gottes handelt. – Ein Gleichnis auf die Gleichberechtigung
     von Judentum, Christentum und Islam; Lessing hatte es von dem Italiener Boccaccio, der im 14. Jahrhundert lebte, entlehnt.
    Doch die Realität nahm einen anderen Verlauf. Die Juden sahen bald, dass die Muslime Jerusalem und das Heilige Land für sich
     beanspruchten. Sie errichteten sogar über den Trümmern des jüdischen Tempels den Felsendom, ein nicht zu überbietendes Sakrileg
     in den Augen aller Frommen. Ernüchtert fanden sich die Juden mit der neuen Situation ab. Wieder einmal befanden sie sich in
     der Diaspora. Darin waren sie geübt.
    Neu waren die einschränkenden Vorschriften, welche die Kleiderordnung betrafen, die sie als Juden markierten: ein gelber Tuchfleck,
     an der Schulter zu tragen. Hitlers Anhänger erfanden ihn als »Judenstern« im 20. Jahrhundert neu. Auch die Christen mussten
     sich ähnliche Verordnungen gefallen lassen. In der ganzen Geschichte des Islam wurden Ungläubige durch solche Kennzeichen
     diskriminiert und von den Vollbürgern schon auf den ersten Blick unterschieden. Kein Wunder, wenn man den Schandfleck loswerden
     wollte. Wenn nicht in der ersten, dann doch in der zweiten oder dritten Generation. Die Juden blieben resistent. Sie gingen
     nicht in der islamischen Staatenwelt auf. Die Christen verschwanden jedoch mehr und mehr von der Bildfläche. Bald waren der
     Nahe Osten, Nordafrika, Spanien und später der Balkan von den Christen so entvölkert, dass diese dort nur noch eine unbedeutende
     Minderheit darstellten. Die Mehrheit von ihnen beugte sich im Lauf der Jahrhunderte der sanften aber bestimmten Gewalt des
     Islam.
    |186| Die muslimische Religionspolitik ist mit unserem modernen Toleranzbegriff nicht zu erfassen. Toleranz gab es nirgends, auch
     nicht im islamischen Andalusien. Wegen antijüdischer Repressalien verließ im 12. Jahrhundert der große Mediziner und Rabbiner
     Maimonides Spanien – und mit ihm Zehntausende anderer Juden.
    Politik und Religion, West und Ost
    Die Trennung von Staat und Kirche, das Prinzip der Gewaltenteilung, ist eine europäische Erfindung. Dem Islam ist sie fremd,
     denn Allah ist weltlicher und religiöser Gesetzgeber zugleich, genau wie Muhammad in Medina. Der Koran ist das grundlegende
     Verfassungsdokument. Und dennoch verdanken wir die europäische Gewaltenteilung letztendlich ihm, dem Einfluss des Islam auf
     die europäische Geistesgeschichte.
    Erst der Wissenstransfer aus den muslimischen Ländern, Spanien voran, ließ in Europa eine Gesellschaftsform entstehen, welche
     die Freiheit des Denkens begünstigte. Die Liste der muslimischen Beiträge zur Entfaltung von Kultur und Technik in den europäischen
     Ländern ist lang. Sie umfasst Wissenschaften wie die Mathematik, Astronomie, Ökonomie, Medizin, Botanik, Geografie, Geschichte,
     neue Techniken der Metallverarbeitung, Architektur und Bergwerkskunst – und vor allem die Philosophie. Hunderte von Lehnworten
     aus dem Arabischen erinnern an diesen beispiellosen Wissensimport: Zucker, Reis, Orange, Limonade, Banane, Kaffee, Alkohol,
     sogar das Wort Magazin. Auch den holländischen Windmühlen sieht man nicht an, dass sie aus dem Orient stammen. Doch so ist
     es. Abertausende von Windmühlen versorgten

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