Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Weltverbesserer

Die Weltverbesserer

Titel: Die Weltverbesserer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd jr. Biggle
Vom Netzwerk:
abzustellen.
    »Warten Sie …«, rief Farrari. »Sehen Sie sich das letzte Bild an. Darauf ist der Kru nicht zu sehen.«
    »Und?«
    Farrari lief zur Tür.
    »Heber!« schrie er und rannte zu Cloughs Arbeitszimmer.
    »Was ist denn los?« fragte Clough keuchend, als Farrari ihn ins Informationszentrum zerrte.
    Farrari holte tief Luft.
    »Der Kru ist tot.«
    »Tot?« Clough hob verwirrt die Hände. »Wieso wissen Sie das?«
    Farrari zeigte auf die Projektion. Sekundenlang starrte Clough verständnislos darauf, dann nickte er erregt.
    »Natürlich. Ein gebräuchliches Symbol. Der leere Thron, das reiterlose Roß – das heißt in diesem Fall, daß der Gott nicht mehr da ist. Zwar verehren ihn die Priester, aber die lebende Gegenwart des Gottes ist ihnen genommen. Cedd, bald werden wir wissen, wie es um die Thronfolge steht.«
    Das Alarmsignal ließ ein dröhnendes Klirren verlauten. Bald darauf erklang Strunks Stimme durch den Lautsprecher.
    »Der gesamte Stab ins Informationszentrum – der gesamte Stab ins Informationszentrum.«
    »Was soll das?« fragte Farrari.
    »Was soll das?« echote Clough. »Der Kru ist tot. Das wird die erste Thronfolge sein, die wir beobachten können. Darauf haben wir endlos lange gewartet. Die Studienteams stehen seit Jahren bereit. Junger Mann, wenn Sie Ihre Beobachtung nicht gemacht hätten, dann hätten wir eine große Chance versäumt.«
    Bei der folgenden Versammlung fiel es Farrari schwer, seine Ungeduld zu bezähmen. Er wollte sofort mit der Arbeit beginnen, und statt dessen mußte er langwierige Erklärungen über seine Entdeckung abgeben.
    »Es ist offensichtlich«, sagte Jan Prochnow schließlich. »Ich kann mich an ähnliche Szenen erinnern. Der Kru wird in seine ewige Ruhestätte gebettet werden, hinter dem Turmauge, das er gewählt hat. Dann werden die Wandteppiche entfernt werden, leere werden angebracht, auf denen der neue Kru seine glorreichen Taten zeigen wird.«
    »An die Arbeit«, sagte Koordinator Paul.
    Farrari packte seine Kopie und lief zum Ausgang, bevor die Stabsmitglieder ihn mit ihren Gratulationen überschütten konnten. Er kehrte in sein Arbeitszimmer zurück und spannte eifrig den Film in seinen Projektor.
    Die lebhaften Farben waren atemberaubend, die Kompositionen meisterhaft. Farrari grübelte lange über die Tatsache nach, daß dieselbe Kultur, die solche Werke hervorbrachte, so grausam sein konnte. Das Blut der Ols stand hinter all diesen herrlichen Meisterwerken. Aber keine der dreihundertsiebzig Szenen zeigte ein Ol.
    Farrari studierte die Zrilmruten, die die Durrls in Halftern an der Hüfte trugen, oder die die Reiter auf die Rücken ihrer Grils sausen ließen. Häufig zeigten sich hohe Zrilmhecken im Hintergrund. Wollten die Künstler die Gegenwart der Ols satirisch versinnbildlichen, indem sie das Symbol ihrer Unterwerfung darstellten? Aber das war unwahrscheinlich. Die Zrilmbüsche waren etwas Alltägliches auf Branoff IV. Und die Künstler stellten dar, was sie sahen.
    Sie stellten dar, was sie sahen. Aber sie sahen die Ols nicht.
    Farrari schaltete den Projektor aus. Er stand auf und blickte auf den verlassenen Korridor hinaus. Es waren Stunden vergangen, seit jemand zum letztenmal den Korridor entlanggegangen war. Jedermann war beschäftigt. Anscheinend war der Tod des Kru das bedeutsamste Ereignis seit der Ankunft des IBB-Personals auf Branoff IV.
    Farrari ging in sein Schlafzimmer und streckte sich auf dem Bett aus. Wieder blätterte er in dem Handbuch und begann im Geist Argumente gegen dessen Thesen zu formulieren.
    Revolution ist ein konzentriertes Übermaß an Evolution? Nicht für Cedd Farrari. Evolution bedeutete einen langen, unvermeidlichen Prozeß, Revolution eine heftige Erhebung von Emotionen. Farrari begann den Verdacht zu hegen, daß die meisten sakrosankten Slogans des Büros mehr auf kunstvollen Wortkombinationen beruhten als auf Destillationen von Gedanken. Das Fundament jeder Demokratie ist das Recht eines jeden Mitglieds der Bevölkerung, sich zu irren? Vielleicht hatte wirklich keine Demokratie die Aufgabe dieses Prinzips überlebt. Aber es konnte auch keine Demokratie überleben, wenn die Leute sich ständig irrten.
    Er begann diese schwarzen Lettern zu hassen. Was konnte diese vermeintliche Weisheit für ein Volk bedeuten, das zu zweitausend Jahre währendem Elend verdammt war? Sogar diese Jahreszahl war vom Büro nur angenommen worden, eine Schätzung, und Farrari befürchtete, daß die Schätzungen des Büros meist zu

Weitere Kostenlose Bücher