Die Weltverbesserer
Feinschmecker?«
»Die Ols verhungern, und meine Agenten auch, wenn sie mit ihnen leben. Aber wenn sie ihr Arbeitsfeld zu einer Urlaubspause verlassen, kommen sie nicht zum Stützpunkt, sondern in mein Hauptquartier, damit sie anständig essen können.« Er wandte sich dem Sprechgerät zu. »Farrari hatte noch nie ein Eingeborenenessen. Geben Sie ihm etwas Mildes. Nein, kein gefülltes Forn. Aber heben Sie für mich welches auf.« Er schaltete den Apparat ab, lehnte sich müde in seinem Sessel zurück und blickte Farrari an. »Wie können Sie eigentlich wissen, daß der Kru tot ist?«
»Ich dachte, das sei offensichtlich.«
»Und wie wußten Sie, daß das lebende Bild fehlt?«
»Ich wußte es nicht. Aber es schien ein plausibler Grund, den Wandteppich davorzuhängen.«
Jorrul stand auf.
»Das Schlimmste im Außendienst ist das Warten.«
Nach einer Stunde war Farrari völlig seiner Meinung. Er legte sich auf sein Bett und schlief schließlich wieder ein. Als Jorrul ihn wachschüttelte, war es draußen dunkel. Als die Plattform über Lilorr schwebte, war Mitternacht. Farrari starrte zu den gleißenden Sternen empor und fragte: »Gibt es hier keine Monde?«
Nach einer langen Pause antworte Jorrul kurz angebunden: »Nein.«
Unter dem hellen Himmel wirkte das Land darunter erstaunlich schwarz. Eine endlose Leere, die nur vom roten Schein eines verborgenen, verlöschenden Feuers in der Ferne durchbrochen wurde. Endlich senkte sich die Plattform langsam und landete. Unsichtbare Hände halfen Farrari, als er ausstieg. Jorrul folgte ihm und verkündete mit bei ihm seltener Begeisterung: »Das Hauptquartier des Außendienstes. Nun können wir essen.«
5.
Vielleicht bildete sich Farrari das schwache, beständige Vibrieren ein, aber das unaufhörliche Rumpeln im Hintergrund war Wirklichkeit. Langsam aß Jorrul sein gefülltes Forn und lauschte den Berichten. Farrari aß seinen Auflauf noch viel langsamer – er schmeckte ihm nicht – und versuchte, der Konversation zu folgen.
Agent 93 berichtete, daß ein Schwadron der Kru-Armee sich das Narru hinaufbewegt habe. Das Narru war eines der Fingertäler. Dieser Vorfall wurde mit einer Intensität und Ernsthaftigkeit diskutiert, die Farrari eigentlich nur bei einem Kriegsausbruch für angemessen gehalten hätte. Agent 176 berichtete, daß ein ganzes Ol-Dorf am Südrand des Lilorr erkrankt sei. Jorrul richtete sich auf, schob seinen Teller beiseite und wollte wissen, was dagegen unternommen worden sei. Es wurde ihm gesagt, daß man die Information soeben erst erhalten habe. Er eilte davon, um sich mit dem Stützpunkt in Verbindung zu setzen.
Enis Holt, der Gastgeber, der sich Farrari als 101 vorgestellt und seinen Namen erst nach einer Weile hinzugefügt hatte, registrierte Farraris Verwirrung mit einem Lächeln.
»Die Ols sind in einer so schlechten gesundheitlichen Verfassung, daß sogar eine milde Epidemie die Bevölkerung erheblich reduzieren kann«, erklärte er.
»Die Ols wären besser tot«, sagte Farrari mit fester Stimme.
Holts Lächeln wurde noch breiter.
»Ist das der Standpunkt des Kulturellen Beobachtungsdienstes?«
»Der Standpunkt der Menschlichkeit.«
»Nein.« Holt schüttelte emphatisch den Kopf. »Es ist menschlich, ihr Leben schöner zu machen, nicht es zu beenden. Das ist der Standpunkt des IBB. Wir müssen die Zivilisation auf diesem Planeten verbessern. Und ohne die Ols können auch die Rascs nicht überleben.«
»Sind die Rascs sich dessen bewußt?«
»Nein. Und es ist unsere Aufgabe, ihnen das klarzumachen, bevor sie die Ols restlos vernichten.«
Jorrul kehrte zurück, steckte einen Bissen Forn in den Mund und kaute nachdenklich.
»Weiter«, sagte er. Holt blätterte in seinen Notizen.
»Der Wasserspiegel des Demc ist einen Meter unter das Normalmaß gesunken. Wenn es nicht bald regnet, werden eine Menge Ols verdursten. 213 berichtete, daß neun neue Durrls in Hilngol eingesetzt wurden, was wir erwarteten, da die Ernte letztes Jahr so schlecht war. 148 fiel von seinem Gril und brach sich den Fußknöchel. 124 …«
Holts Frau Rani, die das Essen serviert hatte, beobachtete die Männer aufmerksam. Farrari berührte ihren Arm und flüsterte: »Was ist denn das für ein Lärm?«
»Lärm? Oh, Sie meinen …« Sie kicherte. »Wir hören es schon gar nicht mehr. Es ist immer da. Es ist eine Mühle. Wollen Sie sie sehen?«
Farrari nickte und verließ mit ihr den Raum. Sie stiegen eine der merkwürdig gebauten Rasc-Treppen hinab. Die
Weitere Kostenlose Bücher