Die Weltverbesserer
nicht.«
»Dr. Garnt sagte, Sie sollen an diesem Nachmittag vorbeikommen, dann wird er Ihr Ol-Gesicht entfernen.«
Farrari strich sich über die Stirn.
»Das hat keine Eile. Lange Zeit konnte ich nicht glauben, daß ich das bin. Aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt. Vielleicht ist es ganz gut, jemanden auf dem Stützpunkt zu haben, der wie ein Ol aussieht. Dann werden die Mitglieder des Stabes ständig daran erinnert, daß die Ols genauso existieren wie die Rascs.«
»Gut. Erinnern Sie sie daran.« Jorrul lächelte. »Übrigens hatte ihr Erlebnis im Tempel noch ein interessantes Resultat. Die Priester betrachten Ihren Auftritt als übernatürliche Erscheinung. Ihr Porträt wurde neben den Thron des Kru plaziert. Was sagen Sie dazu?«
»Solange ich die Reliefs nicht gesehen habe, weiß ich nicht, ob das eine Ehre oder eine Beleidigung ist. Haben Sie schon einen Film davon.«
»Noch nicht, aber sicher bald.« Jorrul mußte in einer seiner seltenen guten Stimmungen gewesen sein, denn als er ging, grinste er.
Farrari schlief einen Tag und eine Nacht. Als er erwachte und entdeckte, daß sein an Ol-Essen gewöhnter Magen keinen Appetit auf ein IBB-Frühstück hatte, schlief er wieder ein. Seine Erschöpfung wich allmählich unerträglicher Langeweile. Auf dem Stützpunkt hatte sich einiges verändert. Heber Clough vertiefte sich in ein schwerwiegendes genealogisches Problem. Der vierzehnte Sohn des alten Krus hatte den Thron geerbt. Der neunte Kru hatte nur drei Söhne. Als Farrari an seinem Arbeitszimmer vorbeiging, rief ihm Clough klagend nach: »Was passiert, wenn der neue Kru stirbt, bevor er vierzehn Söhne zeugt?«
Thorald Dallum zeigte ihm aufgeregt eine neuentdeckte Pflanze, Semar Kantz, der Militarist, hatte seine Studien beendet und war abgeflogen. Jan Prochnows verblichene Notiz: »Yilescs?« hing immer noch am schwarzen Brett.
Als Farrari Liano wiedersah, fragte er sie, ob sie ihn heiraten wolle. Sie blickte ihn schüchtern und verwirrt an und trat einen Schritt zurück.
»Oh, nein!« stieß sie hervor und rannte davon.
Ein paar Tage später erfuhr er, daß sie in den Außendienst zurückgekehrt war. Mit einem anderen Kewl.
Er hatte geglaubt, daß sie ihn liebte, aus den Tiefen ihrer verwundeten Seele heraus, und seine Liebe zu ihr war stetig gewachsen. War ihre Liebe mitsamt ihrer Krankheit kuriert worden?
Er vertiefte sich in seine Arbeit, stellte die Erfahrungen zusammen, die er bei den Ols gesammelt hatte, und benützte sie, um damit verschiedene Theorien zu testen, seine eigenen und die anderer Spezialisten. Aber keine Theorie paßte zu den kranken Ols in ihren schmutzigen Hütten und zu den schneebedeckten Leichen.
Als Jorrul das nächste Mal den Stützpunkt besuchte, ging Farrari zu ihm.
»Die einzelnen Ol-Dörfer stehen in keiner Verbindung zueinander. Haben sich irgendwelche lokalen Unterschiede entwickelt?«
»Welche Unterschiede?«
»Dialekte, Sitten …«
Jorrul schüttelte den. Kopf.
»Das hätten unsere Agenten entdeckt. Es gibt allerdings abgelegene Orte … Wir müßten mehr Agenten im Süden haben.«
»Wir müßten Agenten haben, die genug Kenntnis vom ganzen Land haben, um lokale Differenzen festzustellen. Wenn sie alle in derselben Gegend sind …«
»Wir werden darüber nachdenken«, versprach Jorrul.
Tage verstrichen. Jorrul kam in Farraris Arbeitszimmer, setzte sich und verkündete düster: »Liano ist verschwunden.«
Verwirrt stellte Farrari fest, daß ihn das nicht überraschte.
»Was ist geschehen?«
Jorrul machte eine vage Handbewegung.
»Sie muß davongelaufen sein. Der Agent, der als ihr Kewl fungierte, sah sie eines Abends in ihre Hütte gehen, und am nächsten Morgen war sie verschwunden. Es war eine sichere Gegend, keine Rascs, nur ein Durrl, und es ist zweifelhaft, daß der um diese Jahreszeit etwas gegen eine Yilesc unternommen haben sollte. Und die Ols haben sie sicher nicht entführt. Die Frage ist, ob sie in einer Art Geistesumnachtung davongerannt ist oder ob sie es absichtlich tat.«
»Was werden Sie unternehmen?«
»Ich werde alle Agenten verständigen, damit sie die Augen offenhalten. Eine große Suchaktion würde mehr Leute erfordern, als wir einzusetzen wagen. Haben Sie irgend etwas bemerkt, das eine solche Handlungsweise Lianos voraussehen ließ?«
»Was ist eine Yilesc? Niemand weiß das genau, aber jeder ist überzeugt, daß sie etwas Ungewöhnliches ist. Hexe, Seherin, Zauberin … Wer kann schon wissen, was in ihrem Kopf
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