Die Weltverbesserer
Nichts. Und als sie sich wieder an die Arbeit machte, erledigte sie mechanisch und schweigsam ihre Aufgaben. Farrari störte sie nicht. Sein Bein blutete noch immer. Er konnte es nicht verbinden, denn kein Ol trug jemals einen Verband. Es pochte schmerzhaft in der Wunde, aber er wußte, daß das nichts war im Vergleich zu den Peitschenhieben der Durrls. Und er fürchtete, daß Liano nur zu lebhafte Erinnerungen daran hatte.
Bitter fragte er sich, ob ein krankes Ol für Kultur empfänglicher war als ein gesundes. Denn an seinem letzten Tag im Außendienst hatte er nur mit sterbenden Ols zu tun.
Aber als Dr. Garnt am Abend kam, wurde Farraris Rückberufung nicht erwähnt.
Auch am nächsten und übernächsten Tag herrschte die Krankheit. Sie arbeiteten tagelang, zogen von Dorf zu Dorf und fachten die schwachen Lebensflammen an. Der Stützpunkt, in einem verzweifelten Versuch, die weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, sandte alle Ol-Agenten in das gefährdete Gebiet und alle anderen, die auch nur entfernt der Vorstellung eines Ols nahekamen. Kein Durrl erschien mehr, und die Ols waren zu krank, um darauf zu achten, ob ihre Pfleger richtig gingen.
Endlich besserte sich das Wetter, und ein Durrl-Assistent brachte großzügige Essensrationen in jedes von der Krankheit heimgesuchte Dorf. Farrari war über diese unerwartete Großzügigkeit gerührt, aber Liano erklärte ihm, daß jeder Durrl einige Nahrungsreserven zurückhielt, um die Ols im Frühling für die Arbeit fit zu machen.
Im Sonnenschein kamen die kranken Ols wieder zu Kräften. Der Höhepunkt der Krankheit war überschritten. Eine Plattform brachte Farrari und Liano zum Stützpunkt, damit sie eine wohlverdiente Ruhepause einlegen konnten. Koordinator Paul begrüßte sie warm und schüttelte ihnen die Hände.
»Nun, Farrari, haben Sie mit Ihrem Kulturprogramm Fortschritte gemacht?«
»Kultur?« erwiderte Farrari bitter. »Wir konnten sie kaum am Leben erhalten.«
»Sehr richtig. Bevor die Ols an Kultur denken können, müssen sie erst einmal überleben.«
Jorrul suchte Farrari in seinem Arbeitszimmer auf. Als Farrari seine düstere Miene sah, sagte er: »Ich glaube, meine Karriere als Ol ist beendet.«
Jorrul nickte.
»Niemand bedauert das mehr als ich. Sie haben sich zwar hervorragend gehalten, aber Sie haben eine fatale Schwäche.«
»Ich kann nicht wie ein Ol denken.«
»Richtig. Trotzdem haben Sie unsere Aufmerksamkeit auf etwas gelenkt, das wir schon längst hätten bemerken müssen. Die Yilescs verschwinden am Ende der Erntezeit, und bis zum Frühling, wenn die Saat beginnt, haben sie nichts mit den Ols zu tun. Warum das so ist, wissen wir nicht. Vielleicht hätten wir es herausgefunden, wenn Liano uns hätte erzählen können, was damals beim. Tod ihres Mannes passiert ist.«
»Wurde er um die gleiche Jahreszeit getötet?«
»Ja. In einem Hungerfrühling. Ein Durrl fand sie in einem Ol-Dorf, wo sie sich um die Kranken kümmerten, und peitschte sie.« Er machte eine Pause. »Wenn Sie das tröstet, wir glauben, daß auch Lianos Mann Schwierigkeiten hatte, wie ein Ol zu denken. Wahrscheinlich trat er so wie Sie dazwischen, als Liano von dem Durrl angegriffen wurde. Dann unterwarf er sich der Peitsche und wurde getötet. Und weil dies den Zorn des Durrls besänftigt haben mochte, überlebte Liano.«
»Wollen die Durrls, daß die Ols sterben?«
»Im Gegenteil. Aber vielleicht glauben sie, daß Sie die Ols töten, statt sie am Leben zu erhalten. Die medizinische Wissenschaft existiert auf diesem Planeten nicht. Sie scheinen die Yilescs dafür verantwortlich zu machen, daß im Winter und Frühling so viele Ols sterben.«
»Warum haben Sie mich nicht zurückgeholt, nachdem ich demonstriert habe, daß ich nicht wie ein Ol denken kann?«
»Weil Sie gebraucht wurden. Wir mußten verhindern, daß die Krankheit zu einer Epidemie wurde. Noch irgendwelche Fragen?«
»Wie geht es Liano?«
»Großartig. Sie freut sich schon wieder auf ihre Arbeit bei den Ols. Wir schulden Ihnen großen Dank, Farrari. Der Koordinator will Sie zum zweitenmal befördern, was eigentlich gegen die Regeln ist, weil ihre erste Beförderung nach Ihrem Abenteuer in Scorvif noch nicht durchgegangen ist. Hoffentlich hat Ihre Arbeit Sie befriedigt. Sie konnten immerhin die Ols aus nächster Nähe studieren. Haben Sie herausgefunden, was Sie wissen wollten?«
»Ich wußte nicht, was ich eigentlich wissen wollte«, sagte Farrari ernst. »Ich weiß es immer noch
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