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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Clamp, die
geräuschvoll schlürfte, zunickte.
    Ich schwieg während des Hauptgangs, der aus einem Eintopf
bestand, und bemerkte lediglich bei der Rhabarbernachspeise,
daß ich eine neuartige Ergänzung in der Geschmacksvielfalt
verzeichnete, während in Wirklichkeit die Milch, mit der sie sie
zubereitet hatte, eindeutig sauer war. Ich lächelte, mein Vater
verzog das Gesicht, und Mrs. Clamp schlürfte den Pudding in sich
hinein und spuckte die harten Rhabarberstrünke in ihre
Serviette. Um gerecht zu sein, der Rhabarber war nicht so ganz
gar.
     
    Das Essen munterte mich ungemein auf, und obwohl der Nachmittag
heißer als der Vormittag war, verspürte ich einen
gesteigerten Tatendrang. Es waren nicht die geringsten Streifen
entfernter Helligkeit draußen über dem Meer, und das
Licht, das durch die Wolken fiel, war von einer Dichte, die von der
Spannung in der Luft und dem trägen Wind zeugte. Ich ging hinaus
und machte einen schnellen Dauerlauf um die Insel; ich beobachtete
Mrs. Clamp, als sie sich auf den Weg zurück in die Stadt machte,
dann ging ich ein Stück in dieselbe Richtung, um mich auf den
Kamm einer hohen Düne ein paar hundert Meter auf dem Festland zu
setzen und die vor Hitze flimmernde Landschaft mit dem Fernglas
abzusuchen.
    Schweiß floß an mir hinab, sobald ich aufhörte,
mich zu bewegen, und ich spürte den Beginn von leichtem Kopfweh.
Ich hatte etwas Wasser mitgenommen, also trank ich es und füllte
die Kanne am nächsten Wasserlauf neu. Mein Vater hatte sicher
recht, wenn er behauptete, daß die Schafe in die Bäche
schissen, aber ich war überzeugt davon, daß ich
längst immun war gegen alles, was ich mir an Krankheiten durch
die hiesigen Gewässer einfangen konnte, da ich schon seit Jahren
während meines Dammbauens davon getrunken hatte. Ich trank mehr
Wasser, als meinem Durst eigentlich angemessen gewesen wäre, und
ging wieder auf die Düne. In der Ferne lagen die Schafe reglos
im Gras. Selbst die Möwen flogen nicht herum, und nur die
Fliegen waren in Bewegung. Aus der Müllkippe stieg immer noch
Rauch auf, und ein weiterer Streifen dunstigen Blaus stieg aus den
Pflanzungen an den Hängen der Hügel auf, und zwar vom Rand
der Lichtung, wo man Bäume für die Papiermühle weiter
oben an der Fördeküste abholzte. Ich lauschte angestrengt,
um die Sägen zu hören, doch vergebens.
    Ich suchte mit dem Fernglas den Ausblick in südliche Richtung
ab, da sah ich meinen Vater. Ich nahm ihn voll ins Visier, dann
zuckte ich zusammen. Er verschwand, erschien wieder. Er befand sich
auf dem Pfad, der in die Stadt führte. Ich hatte das Fernglas
dorthin gerichtet, wo der von mir so genannte Hindernishügel
war, und ich sah ihn an dem Hang der Düne, den ich mit dem
Fahrrad hinabzusausen pflegte; zum erstenmal war mein Blick auf ihn
gefallen, als er den Hindernishügel hinaufkletterte.
Während ich ihn beobachtete, stolperte er auf dem Pfad kurz vor
dem höchsten Punkt des Hügels, doch er fing sich wieder und
setzte seinen Weg fort. Seine Mütze verschwand hinter dem Gipfel
der Düne. Ich fand, daß er einen schwankenden Eindruck
machte, als ob er betrunken wäre.
    Ich schob mir die Brille wieder vor die Augen und rieb mir das
leicht juckende Kinn. Das war ebenfalls sehr ungewöhnlich. Er
hatte nichts davon gesagt, daß er in die Stadt gehen wollte.
Ich fragte mich, was er wohl vorhaben mochte.
    Ich lief die Düne hinunter, sprang über den Bachlauf und
rannte im Laufschritt zurück nach Hause. Der Geruch von Whisky
schlug mir entgegen, als ich durch die Hintertür eintrat. Ich
versuchte mich zu erinnern, wie lang es her war, daß wir
gegessen hatten und Mrs. Clamp weggegangen war. Ungefähr eine
Stunde oder anderthalb Stunden. Ich ging in die Küche, wo der
Whiskygeruch noch stärker war, und dort lag auf dem Tisch eine
leere Halbliterflasche Malzwhisky, und daneben stand ein Glas. Ich
suchte im Spülbecken nach einem zweiten Glas, doch dort stand
nur schmutziges Geschirr. Ich runzelte die Stirn.
    Es war überhaupt nicht die Art meines Vaters, ungespülte
Sachen herumstehen zu lassen. Ich nahm die Whiskyflasche in die Hand
und suchte darauf einen Aufkleber, auf dem in schwarzer
Auszeichnungsschrift das Fassungsvermögen und sonstige
Maße vermerkt waren, doch es gab keinen. Das konnte bedeuten,
daß es eine neue Flasche gewesen war. Ich schüttelte den
Kopf und wischte mir die Stirn mit einem Küchentuch ab. Ich zog
die Weste mit den vielen Taschen aus und hängte sie über
einen Stuhl.
    Ich ging in

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