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Die widerspenstige Braut

Die widerspenstige Braut

Titel: Die widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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mächtig. Der Butler und die Haushälterin standen auf der Veranda und blickten ungläubig auf das Geschehen hinunter. »Ich habe gute Neuigkeiten für euch. Ich habe den Stoff für eure neuen Kleider bestellt.«
    »Oh, Vater!« Die Kinder klatschten in die Hände und hüpften vor Freude auf und ab.
    »Das Material ist heute angekommen.« Er lächelte mit mehr Charme, als Samantha in ihrem Leben bei einem Mann je gesehen hatte. »Wisst ihr, warum ich diesen Stoff bestellt habe?«
    »Nein, Vater, warum?«, fragten die Mädchen im Chor.
    »Miss Prendregast hat mich davon überzeugt, dass ihr neue Kleider braucht.«
    Die schlammbeschmutzten Gesichter der Kinder leuchteten vor Freude. Ihre Augen strahlten. Wie ein einstimmiger Chor kreischten sie vor Freude.
    Samantha war klar, was gleich passieren würde. Sie streckte ihre Hand abwehrend aus, um sie zu stoppen. »Nein. Nein, nein!«
    Sie hüpften auf sie zu. Sie trat zurück, aber nichts konnte sie stoppen. Sie umringten sie und umarmten sie mit ihren schlammigen Armen, rieben ihre schlammigen Gesichter an ihrem Rock, streichelten mit ihren schlammigen Händen ihre Arme.
    Aufrichtige Dankbarkeit lag in ihren piepsigen Stimmen. »Vielen Dank, Miss Prendregast, vielen Dank!«
    Sie umarmte sie auch, streichelte ihre verschmutzten Köpfe und warf ein en schrägen Blick auf Colonel Gregory. Er grinste – ein Grinsen, das so schnell verschwand, dass es möglicherweise eine Halluzination war. Aber nein, sie hatte es sich nicht eingebildet. Er hatte sie ausgetrickst. Er hatte sie echt ausgetrickst! Deshalb sagte sie gütig: »Dankt nicht mir. Euer Vater hat den Stoff bestellt.«
    Erneut war dieser kreischend einstimmige Klein-Mädchen-Chor zu vernehmen. Seine Töchter schossen herum und sprangen zu ihrem Vater, und er versank in schlammigen begeisterten Umarmungen.
    Samantha stand im Hintergrund und lächelte sanft mit vor der Brust verschränkten Armen. »Ein wahrhaftig anrührendes Bild töchterlicher Zuneigung.«
    Er hatte sie gehört. Sein Blick traf ihren, reuevoll, forschend, und zum ersten Mal in ihrem Leben erkannte sie eine verwandte Seele. Ein Mann, der sein wahres Selbst hinter einer Fassade von Strenge verbarg. Ein Mann, der im Widerstreit mit seiner ureigenen Natur lag.
    Sie war genauso. Anständig. Vernünftig. Obwohl sie nichts lieber täte, als zu rennen, zu tanzen, zu singen. Das Leben nach allen Regeln der Kunst zu genießen.
    Sie hatte sich bestimmt getäuscht. Er war bestimmt nicht wie sie.
    Sie starrten sich gegenseitig lange, sehr lange an. Samantha wurde heiß, und ihr Inneres geriet durcheinander.
    Hastig blickte sie weg. Durcheinander! Nichts brachte sie durcheinander. Niemals. Sie war diejenige, die in jeder Situation Ruhe bewahrte, diejenige, die im Hintergrund blieb und beobachtete, diejenige, die mit Intelligenz gesegnet war. Sie mochte dieses Gefühl von Atemlosigkeit nicht, und sie mochte ganz gewiss dieses Gefühl von Intimität nicht.
    »In Ordnung. In Ordnung!« Er scheuchte seine Kinder von sich weg, wobei sie Schlamm auf seinen dunkelblauen Hosen, Schlammspritzer auf seinen glänzenden schwarzen Stiefeln, Schlamm auf seiner cremefarbenen Weste und Schlamm auf seinem dunkelblauen Rock hinterließen.
    Dieser Anblick erfreute Samantha mehr, als er anständigerweise sollte.
    »Kinder, stellt euch in den See und lasst euch von den Dienern mit einigen Eimern Wasser abduschen«, sagte Colonel Gregory.
    »Das ist aber kalt«, greinte Vivian.
    Er beugte sich zu ihr hinunter. »Das ist die Strafe, die ihr dafür erhaltet, dass ihr vergeblich versucht habt, eure Gouvernante in den Morast zu werfen.«
    Samantha blieb die Luft weg. Kein Wunder, dass er hier mit Dienern und Eimern auf sie gewartet hatte. Er wusste, welches Spiel seine Kinder spielen wollten. Er hatte es sie spielen lassen – aber warum?
    Er hatte sich zwar selbst verraten, aber es schien ihm gleichgültig zu sein. Er klang militärisch präzise, als er ihr sagte:
    »Wenn ein Mann sechs Töchter hat, muss er auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.«
    »Das sehe ich ein.« Sie räusperte sich. »Wenn man eine Gouvernante ist, muss man ebenfalls auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Deshalb glaube ich, dass es Zeit wird, die Kindermädchen zu ersetzen.«
    »Tatsächlich?« Seine ausdrucksstarken Augenbrauen erhoben sich. »Ist das Ihre ernst gemeinte Empfehlung?«
    »Ja, das ist es.«
    »Betrachten Sie sie als erledigt.«
    Samantha hätte am liebsten einen Freudenschrei von sich

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