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Die widerspenstige Braut

Die widerspenstige Braut

Titel: Die widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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du weiterhin am Pianoforte geübt?«
    Agnes stieß ihren Stuhl so heftig zurück, dass er umkippte.
    Sie brach in Tränen aus und rannte aus dem Esszimmer.
    Die anderen Kinder sahen sich gegenseitig an und versuchten zu verstehen, was da passiert war.
    Samantha wollte sich gerade erheben, als Colonel Gregory befahl: »Bleiben Sie sitzen, Miss Prendregast, und beenden Sie Ihre Mahlzeit. Sie sind mit Sicherheit die Letzte, die sie jetzt sehen will.«
    Samantha sank zurück auf ihren Stuhl. Sie nahm an, dass er Recht hatte, aber gleichzeitig hasste sie es, das Kind in seinem Kummer allein lassen zu müssen.
    »Die Haushälterin wird ihr eine warme Milch und Toast bringen und sie ins Bett stecken.« Colonel Gregory goss sich etwas Soße über seinen Braten.
    Henriettas Lippen zitterten ebenfalls. »Aber Agnes hat so etwas noch nie getan.«
    »Nein. Aber sie hatte auch noch nie zuvor eine Gouvernante wie Miss Prendregast, die sie eine äußerst notwendige Lektion gelehrt hat.« Colonel Gregory überflog seine Kinderschar mit einem Blick, der sie darüber in Kenntnis setzte, dass er über alle ihre Faxen durchaus im Bilde war.
    Vivian und Mara erröteten. Emmeline und Kyla duckten sich auf ihren Stühlen. Trotzig bis zum Schluss verschränkte Henrietta ihre Arme vor der Brust.
    »Keine Sorge. Jeder Soldat muss lernen, eine Niederlage hinzunehmen, und wenn Agnes das tut, werden sich die Wogen glätten.« Während er sprach, griff Emmeline zu ihrer Milch und stieß das Glas um. Er half ihr dabei, es aufzuwischen, und als alle sich wieder beruhigt hatten, verkündete er: »Genug für heute mit derlei persönlichen Angelegenheiten. Ihr Kinder kennt die Regeln. Wir benutzen die Zeit des Abendessens dazu, Dinge von allgemeinem Interesse zu diskutieren, und heute Abend ist das Thema – das Tierleben in unserer Umgebung.«
    Samanthas Gabel verharrte eine Sekunde über ihren Petersilienkartoffeln, und sie warf ihm einen kurzen scharfen Blick zu.
    Versuchte er etwa, sie zu erziehen?
    »Aber, Vater, das interessiert mich gar nicht«, beschwerte Vivian sich. »Ich möchte etwas über die neuesten Kleiderstile erfahren.«
    »Dann solltest du schweigen, weil die anderen am Tierleben in unserer Region sehr interessiert sind«, antwortete er.
    Einmütiges Kopfschütteln, das ein klares
Nein
bedeutete, war ringsum die Reaktion.
    »Jeder, der nicht am Tierleben unserer Region interessiert ist, kann den Tisch verlassen.« Seine blauen Augen vereisten wieder. »Ich habe gehört, dass der Koch ein Erdbeer-Soufflee als Dessert vorgesehen hat.«
    Jetzt signalisierten die Köpfe pure Einstimmigkeit, und bis zum Ende des Abendessens, obgleich Henrietta ebenfalls ihre Milch verschüttete und Emmeline Pudding auf den kostbaren orientalischen Teppich kleckerte, erfuhr Samantha einiges über Rehe, Dachse und Eichhörnchen. Sie äußerte nicht, dass es sie
nicht
interessierte, obgleich sie sich für das Thema dann doch erwärmte, als er von Tieren erzählte, die sie möglicherweise fressen konnten. Im Übrigen aß sie Erdbeer-Soufflee ebenfalls für ihr Leben gern.
    Als alle ihren Nachtisch verspeist hatten und die Kinder sich erhoben und darum baten, gehen zu dürfen, erlaubte Colonel Gregory ihnen das, und sie knicksten sowohl vor ihm als auch vor Samantha.
    Als sie verschwunden waren, sagte er: »Bleiben Sie, Miss Prendregast. Trinken Sie ein Glas Likör – oder Sherry, wenn Ihnen das lieber ist –, und sagen Sie mir, welche Fortschritte es tatsächlich gibt.«
    Man konnte es nicht wirklich als eine Einladung bezeichnen.
    Sie glaubte nicht, dass er überhaupt wusste, wie man eine Einladung aussprach. Aber es war ein höflicherer Befehl als üblich, und Samantha wollte gern bleiben, viel zu gern – und allein das war Grund genug zu gehen. »Ich muss noch die Unterrichtsstunden für morgen vorbereiten.«
    »Vielleicht können Sie ihnen einiges über Schlangen beibringen.«
    Sie plumpste geradezu auf ihren Stuhl zurück. »Wissen Sie eigentlich
alles,
was diese Kinder aushecken?«
    Er lächelte nicht, aber diese azurblauen, saphirblauen, kobaltblauen Augen – meine Güte, sie wechselten ja beständig ihre Farbe! – enthielten eine schläfrige Wärme, die ihr direkt unter die Haut ging, sie erhitzte und ihre Knie schwach werden ließ.
    »Nicht alles. Nicht immer. Ich bin gewöhnlich einen Schritt und eine Stunde zu spät dran.«
    Sie musste aufhören, sich etwas vorzumachen. Sie würde den Tisch nicht verlassen. Sie wünschte sich sehr, sitzen zu

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