Die widerwillige Prinzessin: Erotischer Roman (German Edition)
ordentlich zu benehmen und regelmäßig zur Kirche zu gehen. Und bei jeder Gardinenpredigt dachte sie nicht im Entferntesten daran, ihr abgefahrenes Leben zu ändern.
Je nachdem, welche neue Umgebung er für sie ausgesucht hatte, strengte sich Martha manchmal wirklich an. Nachdem sie jedoch von sechs versnobten Schulen geflogen war, hatte Daddy die tolle Idee gehabt, dass ihre weitere Ausbildung vielleicht besser außerhalb der Mauern von angesehenen, akademischen Instituten zu bewerkstelligen sei. Er hatte sie auf Hauswirtschaftsschulen geschickt, Kunst- und Designerschulen, Modelschulen und eine ganze Reihe von Schauspielschulen. Dazwischen hatte er ihr drei Skiferien in exklusiven Winterresorts finanziert und namhafte Olympiatrainer engagiert, um ihr Selbstdisziplin für ein seriöses Sportlerleben einzutrichtern. Oh, war das lächerlich gewesen. Die Chance, sich endlich zu ändern. Ausgerechnet dort???
Disziplin gehörte nicht zu ihrem Vokabular.
Nicht einmal annähernd.
Manchmal hatte es ihr Spaß gemacht, eine gute, kleine Prinzessin zu spielen, bis sie alle mit ihren Marotten nervte und sie sich langweilte. Dann kratzte sie die Kurve, ließ es krachen und schlug sich mit Betrügereien durch. Bis sie versuchte, den Familienschmuck zu verpfänden. Dann tauchte jedes Mal Big Gus auf und brachte sie heim zu Daddy. Martha bewunderte Big Gus, weil sie auf ihn zählen konnte. Die Erinnerung daran, wie er letzte Nacht in ihren Armen eine Herzattacke erlitt, ging ihr nahe. Sie versuchte, nicht mehr dran zu denken.
Martha musste nach vorne sehen und ihren eigenen Weg gehen. Ihr kam in den Sinn, dass sie die letzte Maniküre in Miami hatte, während sie darauf wartete, dass Big Gus sie befreite. Oh, wie hatte sie den schnellen Drogenrausch genossen, den ihr diese Latino-Gangster besorgten, die erstmals in Amerika dealten.
Alles gut in Amerika!
Viva Zapata!
Sie bewunderte ihre scharlachroten Nägel und hätte dazu gerne einen passenden Lippenstift gehabt. Sie fühlte sich zu mager, um sexy zu sein, wie immer, wenn sie zu viel Kokain genommen hatte. Es versaute einem den Appetit. Das war ihr größter Absturz gewesen, als sie mit diesen Gangstertypen abhing. Ein wahrer Drogensturm.
Es hatte geradezu geschneit in Miami, und sie hatte weit über ihrem Limit eingepfiffen. Insgesamt hatte sie dabei zwanzig Pfund verloren.
Hatte sie den Salat im Reitclub mit Margaret gestern gegessen? Sie konnte sich einfach nicht erinnern. Wenn es so gewesen war, dann war das ihre erste feste Nahrung seit Tagen.
»Ich habe Hunger«, verkündete sie laut, erhielt aber von dem Warrior im anderen Zimmer keine Antwort.
Keine Drogen, kein Geld, kein Gönner, der sie hätte retten können. Martha betrachtete ihren mageren Körper unter einem neuen Gesichtspunkt. Sie sah schrecklich aus. Das war nicht gut. Überhaupt nicht gut.
Sie trollte sich zurück zum Türdurchgang und lehnte sich an den Rahmen.
»Ich nehme nicht an, dass du Frühstück mitgebracht hast.«
Lee hatte hinter dem Schreibtisch Platz genommen, den Computer angestellt und setzte sich gerade das Headset seines Telefons auf. Er schüttelte den Kopf.
»Tut mir leid. Aber ich speise nicht die Hungernden.«
Ein lüsterner Blick taxierte ihren Körper. Zu ihrer Enttäuschung wandte er sich aber sofort uninteressiert ab.
Was zum Teufel sollte das?
Martha war überrascht, dass dieser starke Warrior ihren Reizen widerstehen konnte. Sie fuhr mit der Zunge über ihre Zähne und analysierte sorgfältig ihre missliche Lage. Normalerweise fanden alle Männer sie sexy. Das zumindest war eine Konstante in ihrem Leben. Verdammtes Kokain.
»Harvey, was gibt's?« Lee bearbeitete die Tastatur des Computers, während er über das Headset mit jemandem namens Harvey am anderen Ende sprach. »Gute Nachrichten?«
Martha beobachtete, wie sich sein Gesichtsausdruck während des Gesprächs veränderte. Dieser Kerl hatte ernsthafte Probleme.
Oh prima!
Sie schmunzelte in sich hinein. Die Dinge schienen sich für die Prinzessin zum Besseren zu wenden. Vielleicht konnten sie sich gegenseitig helfen.
»Hast du es geschafft, ins Haus zu kommen?« Aus jedem seiner Worte klang Stress.
Martha setzte ihre niedliche Miezekätzchen-Ausstrahlung auf und schlich sich näher, um über seine breiten, männlichen Schultern einen Blick auf den PC-Bildschirm werfen zu können. Er sah sie vernichtend an. Martha ließ ihn in Ruhe und widmete sich dem Verkehr unten auf der Straße.
NoHo war zum Leben
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