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Die Widmung: Roman (German Edition)

Die Widmung: Roman (German Edition)

Titel: Die Widmung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunonia Barry
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sie.
    Er legte ihr die Decke um die Schultern. »Du hast mir eine Gruselgeschichte versprochen.«
    »Ich habe eine bessere Idee.« Sie küsste ihn auf den Hals.
    »Ich dachte, wir sollen im Ferienlager sein«, sagte er.
    »Sind wir doch.«
    Sie zog ihm das T-Shirt aus und fuhr mit den Händen über seine Brust.
    »Meine Mutter hat mich offensichtlich ins falsche Lager geschickt.«
    Zee drehte sich um und versuchte, es sich bequemer zu machen. Die Luftmatratze hatte über Nacht alle Luft verloren, und beim Aufwachen musste sie feststellen, dass sie auf dem kalten Boden lag. Der Himmel hellte sich auf. Hawk stand vor dem offenen Fenster der Ostseite und richtete den Messingsextanten ein.
    »Was machst du da?«, fragte sie.
    »Komm her, ich zeig es dir«, sagte er. »Wenn ich heute Messungen vornehmen würde, dann wäre jetzt die Zeit dafür. In fünfzehn Minuten, wenn die Horizontlinie deutlicher zu sehen ist, kann man diese Sterne nicht mehr erkennen.«
    Er zeigte ihr den Stern, den er eingestellt hatte. »Das ist Prokyon.«
    Sie beugte sich vor und schaute durch den Sextanten.
    »Da ist er, gleich über dem Horizont«, sagte er.
    »Ich sehe ihn.« Sie lächelte. »Er sieht schön aus.« Sie betrachtete lange den Stern. »Man misst also sowohl bei Sonnenaufgang wie bei Sonnenuntergang?«
    »Morgens und abends in der Dämmerung.«
    »Und auf diese Weise kannst du von überall in der Welt nach Hause finden?«
    »So gut wie«, sagte er. »Solange ich eine gute Quarzuhr und einen Almanach habe.«
    »Erstaunlich.«
    »Eigentlich nicht. Du könntest das auch lernen, wenn du wolltest.«
    »Ich finde ja nicht einmal die Spica«, sagte sie.
    Hawk lachte. »Auch wieder wahr.« Er gab ihr einen Guten-Morgen-Kuss. »Ich brauche einen Kaffee.«
    Sie hüllte sich fester in die Decke ein. »Gott, ist das kalt.«
    Er zog sie zu sich und umarmte sie. Als er ihr über die Schulter blickte, sah er die geschlossene Tür. »Ist da noch ein Zimmer?«
    »Das Schlafzimmer«, sagte sie.
    »Wir haben auf einem kalten, harten Boden geschlafen, obwohl es ein Schlafzimmer gibt?« Schon war er dort und hatte die Tür geöffnet, bevor sie ihn aufhalten konnte.
    Sie folgte ihm nach drinnen und sah zu, wie sein Blick auf das Bett mit der ausgeblichenen grünen Chenilledecke fiel.
    »Verstehe ich nicht«, sagte er.
    »Das war das Ehebett meiner Eltern.«
    »Und?«
    »Und deshalb schlafen wir immer nur im Wohnzimmer.«
    »Ich verstehe das immer noch nicht, aber ich verstehe zumindest so viel, dass ich wohl besser das Thema wechseln sollte«, meinte er.
    »Das hast du ganz richtig verstanden«, sagte sie lachend.

36
    Als Zee wieder nach Hause kam, schlug Jessina gerade Eiweiß zu einem weißen Berg Glasur für den Schokokuchen, den sie backte. Besorgt erzählte sie Zee von Mickeys Besuch.
    »Finch hat Mr. Doherty nicht erkannt«, sagte Jessina.
    Zee war überrascht, versuchte es aber dadurch wegzuerklären, dass sich die beiden Männer lange nicht gesehen hatten. Trotzdem war es kaum vorstellbar, Mickey Doherty zu vergessen. Vielleicht hatte es mit Finchs Medikamenten zu tun. In letzter Zeit spuckte er seine Tabletten immer wieder aus. Sie suchten zwischen den Polstern des Sessels und auf dem Boden herum. Heute schien es ihm ganz gut zu gehen, er wirkte nur etwas schläfrig.
    Beim Abendessen hielt Finch sie wieder für Maureen.
    Zee rief den Arzt an und hinterließ eine Nachricht.
    Am Vormittag rief sie noch einmal an und bat um einen sofortigen Termin.
    Bei dem Arztbesuch zeigte sich, dass es schnell bergab ging. Das letzte Mal hatte Finch es noch geschafft, die gerade Linie, die der Arzt auf den Boden geklebt hatte, entlangzugehen, wenn auch wackelig. Diesmal gelang ihm das nicht ohne den Rollator, und selbst das fiel ihm so schwer, dass er nur ein kurzes Stück schaffte, bevor er den Arm nach Zee ausstreckte und sie zu ihm eilte, um ihn zu stützen.
    Der Arzt verordnete Finch Krankengymnastik. Er bot an, zweimal die Woche jemanden zu ihnen nach Hause zu schicken, um mit Finch Gehübungen zu machen.
    »Ich übe mit ihm«, sagte sie ein wenig defensiv.
    »Sie haben schon genug zu tun«, meinte er und ließ seine Sprechstundenhilfe anrufen.
    Finch sprach nur schwer verständlich, und seine Stimme war zittrig und sehr heiser.
    »Besteht denn die Möglichkeit, dass er einfach krank sein könnte?«, fragte Zee hoffnungsvoll. Das war ihr eben erst eingefallen.
    Der Arzt maß Fieber. »Die Temperatur ist nicht erhöht«, sagte er. »Wann hat er die letzte

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