Die Widmung: Roman (German Edition)
Zee. »Ich bin mir nicht mehr sicher.«
Mattei nickte. Es dauerte einen Moment, bis sie fortfuhr. »Ich glaube, das, wobei du dich unwohl fühlst, ist gar nicht der Mann. Lassen wir ihn mal kurz beiseite. Ich glaube, was dir zu schaffen macht, ist nicht, dass dir Hawks Motivation schleierhaft bleibt, sondern deine eigene. Du hast gerade eine Verlobung gelöst. Du musst dich um einen kranken Vater kümmern. Du hast mit einem neuen Mann etwas angefangen. Bei jedem dieser Szenarien musst du dir überlegen, was du selbst willst, und dabei fühlst du dich unwohl. Weil du nicht weißt , was du willst. Wie auch? Du hast lange Zeit immer gemacht, was andere Leute wollten. Und als du dann schließlich Hawk wolltest, war das etwas Neues. Es zählt gar nicht so sehr, wie authentisch die Beziehung ist oder wo sie hinführt. Sondern es zählt, dass du einmal etwas gemacht hast, was du wolltest, und dann bist du nicht damit zurechtgekommen.«
Zee saß lange da und dachte nach. »Du hast recht. ›Ganz, ganz einfach, Fall abgeschlossen‹«, zitierte sie Mattei.
»Du, meine liebe Freundin, bist alles andere als einfach.« Mattei lächelte.
Zee bemühte sich, ebenfalls zu lächeln.
»Es gibt natürlich eine weitere Möglichkeit, die wir bisher ausgespart haben«, meinte Mattei.
Das überraschte Zee. Mattei hatte alles so konkret gefasst, dass ihr gar keine andere Möglichkeit einfiel. »Und welche?«
»Dass die Wahrsagerin, zu der deine Mutter dich geschleppt hat, recht hatte und dass die Geschichte, die Maureen geschrieben hat, eigentlich dein Schicksal war. Dass du und Hawk die jungen Liebenden aus der Geschichte seid.«
Zee starrte sie an. Noch nie in ihrer ganzen Zeit mit Mattei hatte sie etwas gehört, was so wenig zu Mattei passte. »Das glaubst du doch keine Minute«, sagte Zee.
Mattei lächelte ihr augenzwinkernd zu. »Natürlich nicht.«
47
Zee wusste nicht, was sie von dem Mittagessen mit Mattei halten sollte. Sie war angespannt und durcheinander. Trotzdem hatte sich etwas geändert. Sie fühlte sich so, wie es Patienten oft direkt nach einem Durchbruch bei der Behandlung geht: innerlich zerrissen und verwundbarer denn je.
Und um die Wahrheit zu sagen, sie konnte nur noch an Hawk denken.
Es dauerte mehrere Tage, bis sie beschloss, endlich etwas zu unternehmen. Sie hoffte, dass der Drang, ihn zu sehen, wieder verschwinden würde. Oder dass er anrufen würde. Als sich weder das eine noch das andere ereignete, musste sie zu ihm.
Nervös betrat sie sein Boot. Was sollte sie zu ihm sagen? Dass sie einen Fehler gemacht hatte? Sie war sich da gar nicht so sicher. Aber Tatsache war, sie wollte ihn wiedersehen.
Auf seinem Boot stieg sie die Stufen hinunter, als sie plötzlich Hawks Freund Josh gegenüberstand. Sie erkannte ihn von der Friendship .
»Ist Hawk da?«, fragte sie.
»Nein«, sagte Josh. »Er hat gekündigt. Ich habe das Boot für den Rest der Saison gemietet.«
»Wissen Sie vielleicht, wo er ist?«
»Ja, schon«, sagte Josh. »Ich bin mir bloß nicht so sicher, ob er will, dass ich es Ihnen sage.«
»Bitte«, meinte sie. »Ich muss dringend mit ihm sprechen.« Sie holte Luft und rang nach Fassung. »Ich habe einen Fehler gemacht.«
Er überlegte. Dann sah er sich um, bis er die Adresse fand. Immer noch skeptisch schrieb er sie ab und reichte sie ihr.
»Danke«, sagte sie.
Auf der Fahrt nach Marblehead überlegte sie, was sie wohl sagen sollte. Er hatte jedes Recht, wirklich böse zu sein, aber sie hoffte, er war es nicht. Vielleicht würde sie ihm genau das sagen, dachte sie. Sie versuchte herauszufinden, was sie von der Beziehung wollte, doch es war zu früh, um das zu wissen. Sollte er sie fragen, müsste sie zugeben, dass sie keine Ahnung hatte. Sie hielt es nur nicht aus, ihn nie wieder zu sehen.
Seine Wohnung lag in einem betriebsamen Teil der Pleasant Street. Auf der rechten Seite war alles besetzt, deshalb wendete sie auf dem Parkplatz der Bank und parkte vor Spirit of ’76, dem Buchladen. Sie wartete an der Ampel, dann überquerte sie vor dem Rip Tide die Straße und ging ein paar Häuser weiter, bis sie die Nummer fand, die Josh auf den Zettel geschrieben hatte. Im Erdgeschoss lag der Laden einer Schneiderin, und eine Außentreppe führte zu einer Wohnung im ersten Stock. Hawks Transporter stand in der Einfahrt. Die Fenster oben waren offen. Er war zu Hause.
Sie versuchte sich zu beruhigen, während sie die Treppe hinaufstieg. Sie klingelte. Der Briefkasten trug den Namen MOHAWK .
Sie
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