Die Widmung: Roman (German Edition)
nur der Sex. Es war etwas anderes. In dem Moment, in dem sie sich kennengelernt hatten, war es ihm vorgekommen, als hätten sie einander schon immer gekannt.
Er hatte mehrmals versucht, ihr von Lilly zu erzählen, aber jedes Mal wehrte sie ab. Sie könne nicht einmal mit Lillys eigener Familie über den Fall reden, sagte sie.
Er kannte Lillys Mann nicht, aber die Kinder hatte er gesehen, als er bei ihnen zu Hause Schreinerarbeiten erledigt hatte. Die Kinder waren toll. Lilly sprach ständig von ihnen und über die Ängste, eine schlechte Mutter zu sein. Ziemlich dasselbe wie das, worüber sie in der Therapie redete, wenn man Lilly glauben konnte.
Wenn du Schwierigkeiten hast, mit deinen Gefühlen über ihren Tod zurechtzukommen, und mit jemandem darüber sprechen musst , hatte Zee gesagt, gebe ich dir gerne ein paar Namen. Bloß ich kann das nicht sein.
Ja, er hatte wirklich Schwierigkeiten, mit seinen Gefühlen zurechtzukommen, mehr als er zugeben wollte. Er war sogar depressiv gewesen. Bevor er Zee kennengelernt hatte, war er am Boden zerstört gewesen. Am meisten machte es ihm zu schaffen, dass er Lilly nicht hatte retten können. Wahrscheinlich ging es Zee in der Hinsicht genauso, deshalb war es wirklich schade, dass sie nicht zusammen darüber reden konnten. Zumindest auf einer Ebene empfand er so. Auf einer anderen Ebene war er froh, dass sie ihm nicht erlaubt hatte, über Lilly zu sprechen. Er war zwar ein ziemlich ehrlicher Mensch, aber er hatte gewusst, wenn er das Thema Lilly noch einmal anschnitt, dann könnte er Zee damit vertreiben, und das hatte er mehr als alles vermeiden wollen. Ironie des Schicksals, sie nun trotzdem zu verlieren. Alle Anzeichen, auch dass er sich gerade so schrecklich fühlte, deuteten darauf hin, dass er ziemlich in Hepzibah T. Finch verliebt war. So gut ihm das auch tat, verfluchte er sich, weil er sich überhaupt darauf eingelassen hatte. Er hätte das kommen sehen sollen.
Hawk schnappte sich seine restlichen Kleider und ein paar andere Sachen, die er brauchen würde, von seinem Boot. Dann schrieb er seine Adresse in Marblehead auf einen Zettel und legte sie Josh hin, der versprochen hatte, ihm seinen Gehaltsscheck nachzuschicken, sobald er gekommen war.
46
Mattei rief an und bat Zee, sich mit ihr zum Mittagessen bei Kelly’s in Revere zu treffen.
»Ich kann auch nach Boston fahren«, bot Zee an.
»Treffen wir uns auf halber Strecke«, sagte Mattei.
Sie saßen im Pavillon und blickten hinaus aufs Meer.
»Möchtest du?« Mattei bot ihr einen Bissen von ihrem Roastbeef-Sandwich an. Zee hatte frittierte Muscheln bestellt und wartete noch darauf, dass sie ausgerufen wurden.
»Warum wolltest du mich wirklich hier treffen?«, fragte Zee. »Doch nicht nur, weil du gerne bei Kelly’s isst.«
»Adam hat uns neulich besucht«, sagte Mattei.
Zee starrte sie an. »Adam war in der Praxis?«
»Ich war nicht da, als er kam, aber offenbar hat er unserer neuen Sprechstundenhilfe Angst eingejagt. Er hat gesagt, du müsstest dich dafür verantworten, was du Lilly angetan hast. Ich habe die Polizei von Marblehead und die von Boston alarmiert.«
Zee war fassungslos.
»Ich glaube nicht, dass er noch einmal auftaucht«, sagte Mattei. »Trotzdem wäre es wohl besser, wenn du dich eine Weile von der Praxis fernhältst.«
»Und ich hatte Angst, du willst mich feuern, weil ich schon so lange weg bin.« Zee bemühte sich um einen lockeren Tonfall, aber es fiel ihr schwer.
»Da hast du kein Glück«, sagte Mattei. »Wie geht es denn Finch mit der neuen Medizin?«
»Du meinst, abgesehen davon, dass er versucht hat, sich im Hafen zu ertränken?«, erwiderte Zee.
»Wie geht es ihm jetzt, nachdem er sie zwei ganze Wochen genommen hat?«
»Offenbar sogar ein bisschen besser«, sagte Zee.
»Und was ist mit dir, meine Liebe?«
»Mir geht es gut.«
»Ja«, meinte Mattei. »Du siehst auch gut aus.«
Zee rang sich ein Lächeln ab.
»Willst du mir nicht erzählen, was dir sonst noch zu schaffen macht, oder muss ich dir ganz gezielt Fragen stellen? Du weißt, dass ich es letztlich ja doch aus dir rauskriege. Als Freundin bin ich noch viel penetranter als als Therapeutin.«
Mattei hörte zu, während Zee ihr die Geschichte von Hawk erzählte, und zwar die ganze Geschichte: von dem Traum zu ihrem Spaziergang zur Friendship , ihrer Nacht auf der Insel, wie sie Finch aus dem Salemer Hafen herausgezogen hatten und von der Trennung.
»Interessant«, sagte Mattei.
»Lehrbuch«, sagte
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