Die Widmung: Roman (German Edition)
Stamm ein eingebautes Röhrchen hatte. Als er ihr sagte, wie schlau er es fand, das Koks-Röhrchen so zu verstecken, wurde sie sauer und erklärte ihm, sie sei außerdem noch Christin, er sollte auf gar keine anderen Ideen kommen. Dann schwang sie sich über seinen Schoß, öffnete seinen Hosenschlitz und hopste gleich im Pick-up auf ihn, was ihn ein bisschen zu sehr an Lilly erinnerte, aber er beklagte sich nicht, kein bisschen. Er hoffte nur, dass er nicht wieder so eine Verrückte erwischt hatte.
Er wurde richtig wütend, wenn er an Lilly dachte, und er wurde noch wütender, als er von Lilly und Hawk erfuhr.
Es war an dem Nachmittag passiert, als er weggegangen war, um den Scheck einzulösen. Sie war auf der Suche nach Roy ins Rip Tide gekommen. Sie trug ein T-Shirt, erzählte ihm einer der Arbeiter freudestrahlend, und es war nass vom Regen, so dass man alles sah. Und sie schien es nicht einmal zu merken. Aber die anderen Arbeiter bemerkten es. Besonders Hawk.
Hawk bestellte ihr ein Steak. Roy wusste nicht, warum ihm der Typ das erzählte, außer vielleicht als Überleitung. Als Überleitung dazu, dass Lilly mit Hawk weggegangen war. Der Typ war vor die Tür getreten, um eine zu rauchen, und er sah sie mit Hawk in dessen Wohnung verschwinden. Schöne Scheiße.
Er hatte sowieso schon ein Problem mit dem Typ. Adam Mohawk. Was war das eigentlich für ein Name? Dass er sich »Hawk« nannte, nervte Roy unendlich. Er hasste diese Collegetypen, die auf dem Bau arbeiteten. Sie waren nicht gut und hatten immer etwas zu maulen.
In diesem Sommer hatten sie eine Menge Schwierigkeiten mit den Arbeitern. Hawk war von Roys Boss eingestellt worden. Er schickte ihn zu den Braedons, um dort Schreinerarbeiten zu erledigen. Roy fand ihn vom ersten Blick an unsympathisch. Nicht, weil er irgendetwas getan hätte – seine Arbeit war nicht zu beanstanden –, sondern weil Lilly Gefallen an ihm gefunden hatte. Sie wollte es Roy gegenüber nicht zugeben, aber jeder konnte das sehen. Roy hatte vor kurzem ein paar Leute feuern müssen, und eine Unterbesetzung drohte, ansonsten wäre er Hawk schon irgendwie losgeworden. Als Roys Hammer auf der Baustelle verschwand, beschuldigte er Hawk, ihn gestohlen zu haben. Eigentlich war es gar nicht Hawk gewesen, sondern ein anderer Arbeiter, den Roy bereits entlassen hatte, aber er brauchte einen Sündenbock. Als Wiedergutmachung nahm sich Roy Hawks Hammer, das gleiche Modell.
»Du solltest immer deinen Namen auf dein Werkzeug schreiben«, hörte er einen der anderen Männer zu Hawk sagen.
»Das kommt nicht zum ersten Mal vor«, sagte ein anderer.
Am nächsten Tag war der Hammer aus Roys Werkzeugkiste verschwunden. Er ging hinüber zu Hawk und wollte ihn sich schnappen, doch Hawk zeigte ihm seinen Namen und die Telefonnummer, die er auf der Seite eingeritzt hatte.
Schöne Scheiße.
An dem Sonntagabend, nachdem er von Lilly erfahren hatte, wartete Roy auf Hawk. Er saß mit ausgeschalteten Scheinwerfern in seinem Pick-up in dem Durchgang hinter dem Haus und wartete. Mit einem Hammertacker, den er auf dem Bau gestohlen hatte, schlug er ihn auf den Kopf. Der Collegeboy bekam, was er verdiente. Hawk traf das völlig unerwartet. Fast eine Woche erschien er nicht mehr auf der Baustelle. Und als er zurückkehrte, lief ihm eine Naht über die rechte Backe, und diesmal war es die im Gesicht.
49
Hawk hatte Zees Volvo aus der Stadt hinausgefahren, die Elm Street entlang und über die Green Street direkt zum West Shore Drive. Selbst falls Roy ihnen gefolgt sein sollte, hatte Hawk es geschafft, ihn abzuhängen.
»Ich will dir keine Angst machen«, sagte er. »Aber Roy ist ein ziemlich gefährlicher Typ.«
»Das ist mir bewusst«, sagte sie.
»Dazu kommt, dass mir ein Kumpel erzählt hat, dass sie ein paar von den Arbeitern entlassen. Wenn er mit seinem jetzigen Job fertig ist, ist Roy arbeitslos. Deshalb dürfte seine Wut auf einem ziemlich hohen Pegel sein.«
»Er weiß nicht, dass ich jetzt in Salem bin«, sagte sie.
»Wer weiß das sonst?«
»Nur Mattei. Und Michael.«
»Du musst sie anrufen. Ich würde dir ja zu einer einstweiligen Verfügung raten, aber dann würde er herausfinden, wo du bist. Ganz zu schweigen davon, dass das nicht immer funktioniert.«
Bevor Hawks Mutter wieder zurück nach Marblehead gezogen war, in das Haus ihrer Kindheit am Salem Harbor, waren mehrere einstweilige Verfügungen angeordnet worden. Doch sie hatten nicht nur nicht geholfen, sie schienen den Mann, mit dem
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