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Die Widmung: Roman (German Edition)

Die Widmung: Roman (German Edition)

Titel: Die Widmung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunonia Barry
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klar. Sie hätte sich nie wegen der Milch beschweren dürfen.

9
    Seltsamerweise war es Michael und nicht ihr Vater, der ihr schließlich mitteilte, wo Melville steckte.
    »Er hat dir hier auf Band gesprochen«, sagte Michael.
    »Wieso hast du mir das nicht früher gesagt?«
    »Du bist schließlich in Salem. Ich dachte, du wusstest Bescheid.«
    Sie spürte, dass Michael verärgert war. Sie hatte zwar die ganze Woche ein schlechtes Gewissen gehabt, aber jetzt wurde auch sie wütend. Er war verreist gewesen und hatte sie nicht angerufen. Sie hatte sowohl zu Hause als auch auf seinem Handy Nachrichten hinterlassen. Und sie hatte ihm SMS geschickt.
    »Und, wie war die Beerdigung?«
    »Ging schon«, sagte sie.
    »War es, wie du erwartet hattest?«
    »Ich weiß nicht, was ich erwartet habe«, sagte sie. »Aber nein.«
    Eine lange Pause folgte, dann sagte Zee: »Können wir bitte auf Melville zurückkommen?«
    »Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß.«
    »Sonst hat er nichts gesagt? Nur, dass er ausgezogen ist?«
    »Das und die Telefonnummer«, sagte er.
    Sie wollte ihn sofort anrufen.
    »Wie geht es Finch?«, fragte er.
    »Nicht gut.«
    Als sie über Zees Vater sprachen, wurde Michaels Tonfall weicher. Die beiden Männer waren immer gut miteinander ausgekommen. In vielerlei Hinsicht ähnelten sie sich sehr. »Möchtest du, dass ich zu dir rausfahre?«
    »Nicht jetzt sofort«, sagte sie ein bisschen zu rasch.
    »Herrgott«, sagte er.
    »Das hat sich nicht so angehört, wie ich es gemeint habe.«
    »Bist du dir da sicher?«
    »Lass mich Melville anrufen und sehen, was los ist. Ich melde mich gleich wieder«, sagte sie. »Dann können wir entscheiden, ob du herkommen sollst oder nicht.«
    »Du brauchst mir keinen Gefallen zu tun«, sagte er. »Ich hatte schon Pläne fürs Wochenende – na ja, eigentlich hatten wir beide Pläne.«
    Noch mehr für die Hochzeit, dachte sie. »Ich kann im Moment gar nicht über so etwas sprechen«, sagte sie.
    »Es gibt nichts zu besprechen. Das war nur eine Tatsachenfeststellung.«
    »Ich ruf dich zurück.« Sie legte auf.
    Sie wählte die Nummer, die Melville für sie hinterlassen hatte.
    Er nahm gleich beim ersten Klingeln ab. »Na, Gott sei Dank«, sagte er. »Du bist in Salem.«
    »Ja. Und wo zum Teufel steckst du?«
    »Finch hat mich rausgeworfen«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Er ist sehr böse auf mich.«
    »Das sehe ich«, sagte Zee. »Was hast du ihm getan?«
    »Ich weiß es nicht.« Er schwieg. »Eigentlich weiß ich es. Aber es ergibt wenig Sinn. Es geht um etwas, das viele Jahre zurückliegt, und ich dachte, wir hätten das längst gelöst.«
    »Offenbar nicht«, sagte sie. »Er hat deine ganzen Sachen durch das Fenster verkauft, als ich ankam.«
    »Bitte sag mir, dass du Witze machst.«
    »Nein«, sagte Zee. »Er hat Hepzibahs Kramladen im vorderen Zimmer nachgebaut. Er hat alles, was dir gehört, verkauft.«
    Melville musste einfach lachen.
    »Das ist nicht lustig«, sagte sie.
    »Aber es ist kreativ«, meinte er. »Entschuldige, es ist das einzige Mal, dass ich diese ganze Woche auch nur gelächelt habe.«
    »Ich habe ein paar deiner Hemden gerettet«, sagte sie.
    »Dafür bin ich dir ewig dankbar.«
    »Der Arzt glaubt, es liegt an den neuen Medikamenten«, erklärte sie. »Sie haben Halluzinationen hervorgerufen. Wir haben sie abgesetzt.«
    »Was nimmt er stattdessen?«
    »Mehr Sinemet. Eine alle drei Stunden, und zweimal am Tag zwei halbe zusätzlich.«
    Melville schwieg.
    »Bist du noch da?«, fragte Zee.
    »Ja.« Nach einem langen Augenblick des Schweigens wechselte Melville das Thema. »Ich habe eine Pflegerin angestellt«, sagte er. »Sie heißt Jessina. Freitags arbeitet sie nicht, aber morgen kommt sie.«
    »Ich verstehe nicht, wie ihr das alles vor mir geheim halten konntet«, sagte Zee. »Oder warum.«
    Melville seufzte. »Finch wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.«
    Es musste sehr anstrengend für die beiden gewesen sein, ihr so vieles zu verheimlichen. »Gibt es noch mehr Geheimnisse?«
    »Du solltest herkommen. Wir müssen alles besprechen«, sagte er.
    »Wohin?«
    »Ich bin Haus-Sitter«, sagte er. »Für den Freund eines Freundes. Gleich neben dem Athenaeum. Komm morgen vorbei, sobald Jessina bei euch ist.«
    Sie notierte sich die Adresse. Nachdem sie aufgelegt hatte, ging sie ins Schlafzimmer, um nach Finch zu sehen. Er schlief tief und fest. Sie ging zurück in die Küche und rief Michael an.
    Es klingelte dreimal, dann schaltete sich die Box an.
    Zee

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