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Die Widmung: Roman (German Edition)

Die Widmung: Roman (German Edition)

Titel: Die Widmung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunonia Barry
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zerstört worden, manche hatte man unter dem Beifall der Zuschauer angezündet und verbrannt, doch mit der Maleous verhielt es sich anders. Sie war ein sehr großes Schiff, und es hatte Pläne gegeben, sie für die Handelsschifffahrt einzusetzen. Doch es war nie dazu gekommen, denn viele glaubten, es laste ein Fluch auf ihr. Jahrelang hatte sie leer und unbeachtet ganz am Ende von Cobb’s Wharf gelegen.
    Der alte Leander Cobb war ein praktisch denkender Mann, der viele Schiffe besaß. In einer so gefährlichen Zeit wollte er seine anderen Schiffe nicht riskieren, und so ließ er die Maleous wieder herrichten. Die groben hölzernen Schlafdecks wurden entfernt, auf denen die Sklaven früher seitlich liegen mussten, damit sie als Fracht zu dritt nur einen Quadratmeter beanspruchten.
    In Anbetracht des Embargos, das vielen Seeleuten ihr Auskommen genommen hatte, war sich Cobb ziemlich sicher, genügend Seemänner für die Maleous zu finden, mochte das Schiff verflucht sein oder nicht. Doch es gab nur einen Kapitän, der für diese Aufgabe in Frage kam, und nur einen, der sich ihr wahrscheinlich stellen würde. Cobb war klar, dass Arlis Browne seinen Preis hatte. Aber nachdem der Handel ausgesetzt war und sein Vermögen schwand, war Leander Cobb gewillt, diesen Preis zu bezahlen.
    Cobb bot Browne mehr Anteile an dem Schiff, als er je als Kapitän verdient hatte, ein Betrag, der so hoch war, dass Browne das Wahlrecht winkte, zusammen mit dem Versprechen, die Maleous kaufen zu können, sobald das Embargo aufgehoben war und Cobb wieder in der Lage wäre, mit seiner ganzen Flotte auszulaufen. Arlis Browne würde endlich sein Schiff bekommen. Browne sagte ohne Umstände zu. Es passte nicht nur zu seinem ehrgeizigen Traum von sich als Schiffseigner, sondern es passte auch zu den neuen, hinterhältigen Plänen, die er für den jungen Seemann geschmiedet hatte, der Zylphia das Herz gestohlen hatte.
    Cobb hatte recht gehabt – der Kapitän hatte wenig Mühe, seine alte Besatzung zusammenzubekommen. Die meisten Seeleute hatten das Geld, das sie auf ihrer letzten Fahrt verdient hatten, schon ganz oder fast ganz ausgegeben. Mittlerweile bankrott und sittlich verroht, waren die Männer begierig danach, wieder auszulaufen, hatten jedoch wenig Aussicht darauf, außer mit Kapitän Browne.
    In dieser Zeit der Not verhielten sie sich wesentlich loyaler gegenüber ihrem Kapitän. Als Browne sie um Hilfe bezüglich des jungen Seemanns bat, konnte ihm keiner diesen Wunsch abschlagen, denn es war Bedingung ihrer neuen Heuer auf der Maleous , die zu den wenigen Schiffen gehörte, die wahrscheinlich in Kürze auslaufen würden.
    Was der Kapitän verlangte, war nichts Unerhörtes. Er wollte keinen Mord, nicht einmal Rache an dem jungen Seemann. Er verlangte lediglich, dass die Besatzung ihn betrunken machte und ihn für die Maleous anwarb, so ähnlich wie die britische Marine, die jeden Tag Seeleute für ihre Schiffe zwangsrekrutierte.
    Es war nicht schwer, den jungen Seemann betrunken zu machen. Er hatte ohnehin jeden Abend getrunken, um seine wahre Liebe zu vergessen, die er mittlerweile für hinterlistig und falsch hielt. Mit einer einfachen Lüge war das Ganze erledigt. Die Besatzung der Maleous erzählte dem jungen Seemann, sie würden ihn mit auf die Friendship nehmen, die fertig repariert war und sich auf das Auslaufen vorbereitete. Eben das hatte der Seemann erhofft. Leichtfertig ging er in dieser sternlosen Nacht mit, viel zu betrunken, um zu bemerken, dass es sich bei dem Schiff, das er betrat, um die Maleous handelte und nicht um die Friendship .
    Am nächsten Morgen, der Seemann schlief noch, legte die Maleous in aller Frühe aus dem Hafen von Salem ab. Zylphia wurde alleine zurückgelassen, ohne Haushälterin. Der Kapitän war natürlich auch weg, und für den Moment genügte das. Angetrieben von der Liebe, suchte sie unablässig nach dem Seemann, jedoch vergebens. Wer die Wahrheit kannte und wusste, was passiert war, hatte zu große Angst vor Arlis Browne, um es ihr zu erzählen. Man schaute weg. Jemand, der den Seemann am vorigen Abend gesehen hatte, behauptete, er sei auf der Friendship mitgefahren, doch die Friendship lag noch im Hafen, und der Seemann war nicht an Bord. Sie begann zu verzweifeln.
    Wahre Liebe spricht aus dem Herzen, daher konnte die Stadt nicht auf ewig stumm bleiben. Ein Matrose, der Mitleid mit den Liebenden empfand, erzählte ihr, was er erfahren hatte, dass nämlich der Kapitän ihren Liebhaber an Bord der

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