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Die Widmung: Roman (German Edition)

Die Widmung: Roman (German Edition)

Titel: Die Widmung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunonia Barry
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dass er einen Kurs über Astronomische Navigation mitunterrichten sollte, der vom National Park Service unterstützt wurde. Die Friendship navigierte zwar hauptsächlich mit GPS , aber Hawk war das einzige Mitglied der Besatzung, das in Astronomie bewandert war, und der Kapitän wollte gerne jede Fahrt des Schiffes aufgezeichnet haben wie zu Anfang des 19. Jahrhunderts, als nur nach den Gestirnen navigiert wurde.
    Hawk wäre das durchaus recht gewesen, nur kollidierten viele der Kurse, die alle im Besucherzentrum und nicht auf See abgehalten wurden, zeitlich mit seinen Pflichten auf dem Schiff. Als er den Lehrauftrag angenommen hatte, war er davon ausgegangen, die Kurse würden auf der Friendship stattfinden, während sie fuhr, so dass die Kursteilnehmer lernen konnten, in der Dämmerung zu sichten. Aber damals wusste er nicht, dass die Friendship nur selten auslief, und wenn, dann höchstens mit ein paar VIP s, kaum einmal mit normalen Passagieren. Von der Küstenwache hatte sie zwar die Lizenz zum Auslaufen, doch die Friendship blieb aller Regel nach im Hafen, außer wenn sie als Aushängeschild für den Essex County oder den National Park Service bei Windjammerparaden die Küste auf und ab segelte. Meistens lag sie am Pier, und große Gruppen von Touristen gingen an und von Bord.
    Vor kurzem hatte man bei der Küstenwache den Antrag gestellt, das Schiff regulär in Betrieb nehmen zu dürfen. Sollte der Antrag bewilligt werden, dürfte die Friendship jederzeit Passagiere mit auf See nehmen und könnte Studenten und anderen Gruppen die Seefahrtsgeschichte von Salem durch eigene Erfahrung nahebringen, die sie auf andere Art kaum verstehen würden. Aber die Erteilung einer solchen Betriebserlaubnis war ein langsamer Prozess. Hawk konnte die Kursteilnehmer an Bord des festgemachten Schiffs nehmen, um Mittagsmessungen zu üben und sie zu lehren, wie man die geographische Breite bestimmte, aber hinaus auf See konnte er bisher noch nicht mit ihnen fahren. Der Kurs Astronomische Navigation war in diesem Sommer zum Großteil auf das Klassenzimmer beschränkt gewesen, was Hawk skandalös fand, und er scheute sich nicht, das immer wieder zu betonen.
    Auch am ersten Kursabend war er nicht weniger zurückhaltend, als der andere Kursleiter, der den Kurs schon seit fünf Jahren abhielt, die Theorie verfocht, dass Sonnenmessungen alleine ausreichend für die Navigation seien und dass er mit nichts anderem als Sonnenmessungen mehrfach den Atlantik überquert habe.
    »Welche Instrumente hatten Sie denn sonst noch?« Hawk klang misstrauisch.
    »Also, GPS hatten wir nicht, so viel kann ich Ihnen sagen«, schmollte der andere Dozent.
    Hawks Kollege war ein älterer Herr namens Briggs, ein erfahrener Veteran mit guten Referenzen, der in einem 65 Fuß langen Mehrrumpfboot allein den Atlantik vom englischen Plymouth bis in die Vereinigten Staaten überquert hatte. Hawk war der Meinung, der Mann konnte von Glück reden, es geschafft zu haben. Er kritisierte Briggs nicht vor dem ganzen Kurs, aber danach vertrat er vehement die Meinung, dass die Schüler mehr als nur eine Navigationstechnik lernen sollten. Sonnenmessungen gehörten sicherlich zur Astronomischen Navigation, aber genauso die Messung von Mond, Planeten und Sternen, und Hawk konnte sich nicht vorstellen, einen Kurs abzuhalten, in dem das alles unter den Tisch fiel.
    »Sie lernen, mit einem Sextanten umzugehen«, sagte Briggs. »Und für diesen Anfängerkurs sind Sonnenmessungen ausreichend.«
    Seltsamerweise bestand der Kurs in diesem Jahr nur aus Frauen. Die anderen Besatzungsmitglieder nahmen Hawk auf den Arm, weil der Kurs auf der Homepage mit Fotos von beiden Kursleitern angekündigt war, und sie glaubten, dass dies der Grund für die ausschließlich weiblichen Anmeldungen war.
    »Da sieht er aus wie der junge George Clooney«, kommentierte ein Mann von der Besatzung Hawks Bild.
    »Schnauze«, meinte Hawk.
    Nach dem ersten Kurs hätte Hawk am liebsten gekündigt. Zum einen hielt er einen Kurs, der nicht im Freien stattfand, für lächerlich, zum anderen hatte er auch ein Zeitproblem, denn die Mannschaft der Friendship war unterbesetzt. Und es gab einen weiteren Grund. Er hatte eigentlich nichts gegen den reinen Frauenkurs, aber es gab eine kleine Gruppe, die der andere Dozent gut kannte und der die Besatzung den Spitznamen »die Silberlöwinnen vom Yachtclub« verpasst hatte. Drei davon kamen zur ersten Stunde. Bei der zweiten war diese Untergruppe auf sieben angewachsen. Er

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