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Die Widmung: Roman (German Edition)

Die Widmung: Roman (German Edition)

Titel: Die Widmung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunonia Barry
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in einem Anfall von Eifersucht wieder abgeschlagen.«
    Mattei ging zu dem historischen Schild, das seitlich an dem Haus angebracht war: HAUS DES ARLIS BROWNE , SEEKAPITÄN . »War das nicht der Kapitän in der Geschichte deiner Mutter?«
    »Genau der.«
    »Netter Typ«, sagte sie.
    »Allerdings«, meinte Zee.
    Ein Touristen-Doppeldeckerbus fuhr aus dem Parkplatz am Haus mit den sieben Giebeln heraus und blieb stecken, als er versuchte, nach rechts auf die Turner Street einzubiegen. Er setzte zurück, fuhr wieder vorwärts und dann ganz zurück auf den Parkplatz, wo er einen übertriebenen Wendekreis beschrieb und in der falschen Richtung auf die Derby Street hinausfuhr, in gefährlicher Schieflage, so dass die Touristen auseinanderstoben.
    »In dieser Stadt gibt es wirklich verdammt viele Touristen«, meinte Mattei.
    »Touristen gibt es in Boston auch«, sagte Zee.
    »Aber bei uns tragen sie keine Hexenhüte.«
    Ein paar Minuten saßen sie schweigend da und schauten auf den Hafen hinaus. Die Sonne schien hell und spielte auf dem Wasser, so dass es aussah, als würde das Licht aus dem Meer kommen, unzählige ziellose silberne Blasen, die an die Oberfläche drangen und dann verschwanden.
    »Was ist dort drüben?« Mattei zeigte auf die andere Seite des Hafens.
    »Da liegt Marblehead«, sagte Zee.
    »Aha, das berüchtigte Marblehead.«
    Jessina brachte Limonade und zwei Gläser nach draußen, stellte sie ohne ein Wort auf den Tisch und wollte wieder hineingehen.
    »Das wäre aber nicht nötig gewesen«, sagte Zee. »Vielen Dank.«
    Jessina lächelte und schloss die Tür vorsichtig, damit sie nicht zuschlug.
    »Die macht einen hervorragenden Eindruck«, meinte Mattei.
    »Sie ist Gold wert. Melville hat sie eingestellt. In der Dominikanischen Republik hat sie als Krankenschwester gearbeitet. Sie zieht allein einen Sohn groß und versucht, die staatliche Prüfung für Krankenschwestern am Salem State College zu machen. Und das alles mit Englisch als zweiter Sprache.«
    »Wirklich plättend«, sagte Mattei. »Findest du nicht?«
    »Jeden Tag aufs Neue«, sagte Zee.
    Mattei saß da und überlegte kurz, bevor sie sprach. »Habe ich das recht verstanden, dass Melville nicht zurückkommt?«
    »Er hat es versucht. Finch hat ihn wieder rausgeworfen.«
    »Warum?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich weiß, dass es eine Art Meinungsverschiedenheit gegeben hat, aber Melville meinte, das sei ein alter Streit, der vor langer Zeit beigelegt wurde.«
    »Offenbar nicht«, warf Mattei ein.
    »Genau das habe ich auch gesagt.«
    »Deshalb bist du also im Moment zuständig für die Pflege.«
    »So ziemlich«, meinte Zee. »Zumindest, bis ich eine andere Lösung finde.«
    Mattei sah sie an.
    »Ich mache das gerne«, sagte Zee.
    »Das finde ich sehr edel von dir.« Mattei hielt inne. »Aber jemanden zu pflegen ist schwierig.«
    »Ich habe Jessina«, sagte Zee.
    »Trotzdem.«
    »Bisher ging es«, sagte Zee.
    »Und wie lange machst du das schon? Eine Woche?«
    »Wie dem auch sei«, sagte Zee. Damit wollte sie das Gespräch beenden, und Mattei wusste das.
    »Versprich mir nur eines.«
    »Was denn?«
    »Versprich mir, dass du dich hier draußen nicht bloß versteckst.«
    Zee dachte darüber nach. »Das tue ich nicht.«
    »Okay«, sagte Mattei. »Lass dich beurlauben. Aber ich will dich nicht verlieren. Du bist eine zu gute Therapeutin.«
    »Die jüngsten Ereignisse beweisen das Gegenteil.«
    »Hör auf«, sagte Mattei.
    Mattei ließ Zee den Namen einer Pflege-Selbsthilfegruppe im Salem Hospital da und ein Rezept für Schlafmittel.
    »Ich brauche keine Tabletten«, log Zee.
    »Du hast mir erzählt, dass du nicht schlafen kannst«, sagte Mattei. »Es tut nicht weh, das Rezept einzulösen. Wenn du die Tabletten nicht brauchst, dann nimm sie eben nicht.«
    »Danke«, sagte Zee.
    Zee dachte kurz nach, bevor sie auf das nächste Thema zu sprechen kam. »Da wäre noch etwas, worüber wir nicht geredet haben.«
    »Ja? Und was?«
    »Ich nehme an, du hast mit Michael gesprochen.«
    »Ja, wir haben geredet.«
    »Sag mir nur eins«, bat Zee. »Geht es ihm gut?«
    Mattei dachte sorgfältig nach, bevor sie antwortete. »Er wird wieder. Mit genügend Zeit und genügend Rotwein.«
    Zee nickte. Mehr wollte sie nicht wissen.

23
    Hawk hatte vergessen, dass er für diesen Abend zugesagt hatte, einen Kurs zu unterrichten. Eigentlich hatte er vorgehabt, nach der Arbeit zu Zee zu gehen, um den Handlauf anzufertigen.
    In seinem Arbeitsvertrag für den Sommer war festgehalten,

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